„Du bist genug“ – Ja, aber Yoga ist es nicht

„Du bist genug“ – ein Satz, der einem in der Yogaszene immer wieder begegnet. Was er bedeutet? Dass du schon gut so bist, wie du eben gerade bist; dass du nichts an dir ändern musst, um Liebe, Erfolg und all das Gute dieser Welt zu verdienen. Ein wichtiger Reminder in der heutigen Zeit, in der uns durch Werbung und soziale Medien immer der Eindruck vermittelt wird, wir müssten dünner, hübscher, reicher sein.

In der Yogawelt hingegen lernen wir Akzeptanz: Wir lernen, unseren Körper und seine Grenzen zu respektieren und – geradezu schockierend – auch zu lieben. Und mit dem Gedanken, genug zu sein, kommt auch der Gedanke, genug zu haben: Genug Geld, genug Klamotten, genug Zeug. Und dann, ganz vielleicht, schleicht sich auch die Erkenntnis ein, genug zu tun: Genug zu schuften, genug für andere da zu sein.

Das Konzept des „Genug-Seins“ ist sehr präsent im Yoga und in der Szene. Zu Recht, wie ich finde! Die Sache ist nur die: Yoga an sich ist mir nicht genug.

Was meine ich damit?

Vielleicht denkst du gerade „Yoga ist ihr nicht genug? Was zur Hölle will sie denn damit sagen?“.

Vielleicht ist es auch ungewöhnlich für eine Yogalehrerin, so etwas zu äußern. Sollte Yoga nicht mein Lebensretter und -inhalt sein? Nein. Auf keinen Fall.

Was ich mit dieser Aussage meine, ist, dass ich nicht mit Scheuklappen durch die Welt laufen möchte. Ich möchte mich nicht ausschließlich in der Yogaszene bewegen, ich möchte andere Bewegungsformen ausprobieren, andere Hobbys haben, ich möchte Leute treffen, die nichts mit Yoga am Hut haben.

Warum das so ist:

Ich bin vielseitig interessiert

Schon immer war ich sehr begeisterungsfähig und neugierig. Diese Kombination sorgt dafür, dass ich mich für vielerlei Themen erwärmen kann und mehr darüber erfahren möchte, wenn der Funke erst einmal entfacht wurde. Aus meiner Sicht gibt es so unglaublich viele tolle Dinge auf der Welt, die meine Aufmerksamkeit verdienen, dass ich es als Verschwendung betrachten würde, mich nur mit einem davon zu beschäftigen. Für mich sind das vor allem Wassersportarten und Bücher, aber ich male auch liebend gerne, obwohl ich nicht unbedingt „gut“ darin bin 🙂

Es macht mich zu einer besseren Lehrerin

Wenn du dich schon einmal auf diesem Blog umgesehen hast, wirst du feststellen, dass neben „Yoga“ auch noch drei andere Kategorien auftauchen. Die beiden Kategorien „Ayurveda“ und „Journaling“ fließen regelmäßig in meinen Unterricht ein. Warum? Weil sie Yoga perfekt ergänzen. Ayurveda ist sogar die Schwesternwissenschaft von Yoga, aber längst nicht so im Mainstream angekommen wie Yoga. Und Journaling? Diese Methode unterstützt die Introspektive im Yoga auf wunderschöne Weise. Würde es reichen, wenn ich im Unterricht einfach sage „Gerade ist Herbst, also Vata-Zeit“ oder würde es reichen, einfach online ein paar Journal Prompts zu recherchieren und diese meinen Schülern zu geben? Mir nicht. Ich wollte tiefer in diese Themen eintauchen, also habe ich mich fortgebildet, um den Menschen in meinen Klassen einen wirklichen Mehrwert zu bieten.

Und auch die Dinge, die auf den ersten Blick völlig yogafremd sind, machen mich zu einer besseren Lehrerin. Durch andere Sportarten wie Schwimmen, Tauchen, Wandern erlebe ich einerseits die Vorteile von Yoga auf ganz neuen Gebieten, andererseits erweitere ich meinen Horizont – was mich zum nächsten Punkt bringt.

Ich möchte keinen Tunnelblick haben

Weder als Lehrerin noch als Privatperson möchte ich jemand sein, der sich nur mit der Yogawelt beschäftigt.

Ich glaube, dass es niemandem guttut, sich nur innerhalb einer einzigen Szene zu bewegen und nie den Blick über den Tellerrand zu wagen.

Die Flexibilität, die unser Körper beim Yoga erlangt, sollte auch im Geist vorhanden sein, und das geschieht am besten durch vielfältige Erlebnisse und den Austausch mit Menschen – und zwar auch mit Menschen, die nicht unbedingt Gleichgesinnte sind. Gerade mit Menschen, die rein gar nichts mit Yoga am Hut haben, entspinnen sich häufig sehr interessante Dialoge. Es ist ein schönes Gefühl, voneinander lernen zu können und sich gegenseitig zu inspirieren.

Wie ist es bei dir? Bist du yogabegeistert und wenn ja, wie viel Platz nimmt es in deinem Leben ein? Und wenn du (noch) nicht yogabegeistert bist – was hat dich hierhergeführt? Und was ist es, womit du dich sonst beschäftigst? Teile deine Begeisterung mit mir in den Kommentaren!

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