Was tun, wenn deine Liebsten keine Yogis sind?

Begeisterung will geteilt werden – das ist wohl bei uns allen so. Hat uns die Leidenschaft für ein Thema so richtig gepackt, wissen wir kaum, was mehr Spaß macht: Uns tatsächlich damit beschäftigen oder darüber reden.

Wir freuen uns über die neuen Dinge, die wir lernen; die neuen Leute, die wir durch das Hobby treffen, und die Erkenntnisse, die wir gewinnen.

Gerade beim Yoga greifen diese häufig sehr tief. Nach einiger Zeit des Übens spüren wir die vielfältigen Vorteile einer regelmäßigen Praxis: Wir werden stärker, flexibler, entspannter, können besser mit Stress umgehen… und vielleicht ändern sich sogar einige unserer Lebensgewohnheiten.

Da Yoga das eigene Wohlbefinden so sehr steigern kann, ist es nur natürlich, dass man das teilen möchte. Denn selbstverständlich wollen wir ja, dass unsere Liebsten sich ebenso gut fühlen wie wir, richtig? Da kann es schon mal schwierig werden, wenn das engste Umfeld die Interessen nicht teilt.

Was also tun, wenn man unterschiedliche Interessen oder sogar unterschiedliche Lebensstile hat, sich aber sehr nahesteht?

Gegenseitiges Verständnis

Die Bereitschaft, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen, sollte da sein, und zwar auf beiden Seiten.

Wenn dir ein Mensch wichtig ist, ist dir üblicherweise auch wichtig, was diesen Menschen interessiert, was ihn umtreibt, womit er seine Zeit verbringt – auch, wenn diese Dinge nicht notwendigerweise zu deinen eigenen Interessen gehören.

Ist letzteres der Fall, bemühe dich trotzdem, Interesse zu zeigen, stelle Fragen, rege Unterhaltungen an. Achte aber auch darauf, dass dir das gleiche Interesse entgegengebracht wird.

Gemeinsamkeiten finden

Wenn beide Parteien es wirklich versucht haben, über die Themen des Gegenübers zu sprechen und es einfach nur anstrengend und nervig ist, dann müssen Gemeinsamkeiten her.

Was hat euch früher verbunden? Ist diese Grundlage nicht mehr da, warum nicht nach einer neuen suchen? Es könnte Spaß machen, nach etwas Ausschau zu halten, was euch beiden gefällt: gemeinsame Abende im Theater, zusammen eine neue Sprache oder ein Instrument lernen, einem Buchclub beitreten… die Möglichkeiten sind vielfältig! Vielleicht schweißt euch eine alte oder neue Gemeinsamkeit wieder zusammen.

Vorleben statt Überreden

Bei Yogabegeisterten ist der Wunsch nicht selten, das Umfeld von der eigenen Leidenschaft zu überzeugen. Viele finden durch Beschwerden zum Yoga, die durch die regelmäßige Praxis gelindert werden oder sogar verschwinden. Da ist es ganz natürlich, dass man Freunde und Familie mit an Bord holen möchte, denn die sollen ja auch von den positiven Seiten des Yoga profitieren.

Fakt ist: Jeder Mensch kann von Yoga auf die eine oder andere Weise profitieren; sei es durch die Linderung von Rückenschmerzen, oder die Reduktion von Stress.

Fakt ist aber auch: Nicht jeder Mensch ist sich dessen bewusst oder offen dafür.

Ist dies in deinem Umfeld der Fall, stößt du Leute eher von dir weg, wenn du versuchst, sie zu überreden. Du kannst allerdings versuchen, zu inspirieren. Lebe deinen Liebsten vor, welche positiven Auswirkungen Yoga haben kann. Betone den Einfluss deiner Praxis, wenn du darauf angesprochen wirst, wie entspannt du wirkst, wie gesund, etc.

Kleine Einblicke anbieten

Leider ist es nach wie vor so, dass viele Menschen Vorurteile gegenüber Yoga haben. Hast du solche Menschen in deinem Umfeld, kann das natürlich frustrierend sein. Versuche dennoch, diese Vorurteile nicht als „Schwachsinn“ abzutun. Erkläre freundlich, aber bestimmt, dass die jeweilige Annahme falsch ist und biete an, einen Einblick ins „wahre Yoga“ zu gewähren.

Das kann auf vielerlei Weise erfolgen. Biete der Person ganz einfach ein Gespräch darüber an, in dem alle Fragen an dich erlaubt sind. Als nächste Stufe kannst du anbieten, mit dir in einen Kurs zu kommen, um sich selbst ein Bild zu machen. Wenn du selbst unterrichtest, kannst du auch eine Privatstunde anbieten.

Menschen, die aufgeschlossen sind, werden Wert darauf legen, Vorurteile abzulegen und gefährliches Halbwissen durch echte Einsichten zu ersetzen.

Grenzen setzen

Wollen wir hoffen, dass es nie dazu kommt, aber es kann sein, dass du Menschen begegnest, die eher an Vorurteilen und falschen Ansichten festhalten, als offen dafür zu sein, etwas dazuzulernen. In diesem Fall solltest du dich fragen, ob dir solch engstirnige Menschen guttun.

Als Yogi bzw. Yogini bist du vermutlich sehr tolerant und unvoreingenommen, daher kannst du mit bornierten Leuten wahrscheinlich nicht viel anfangen. Mache ihnen klar, dass es dich kränkt, wenn sie sich lieber an falsche Tatsachen klammern als mit dir darüber zu reden. Hat man jemanden in seinem Leben, der mit den Vorurteilen aufräumen könnte – so wie du – ist es so leicht, den eigenen Horizont zu erweitern. Ist jemand nicht dazu bereit, spricht das Bände über diese Person.

Hast du selbst schon Erfahrungen mit unterschiedlichen Interessen im Freundes- und Familienkreis gemacht? Wie bist du damit umgegangen? Teile es mit mir in den Kommentaren!

Yoga und ich – eine Liebesgeschichte

Kennt ihr das auch? Ein erstes Aufeinandertreffen, Funken sprühen, alles passt und ihr wisst – das ist es!

So war es mit mir und Yoga nicht.

Liebe auf den ersten Blick? Weit gefehlt. Nicht mal auf den zweiten.

Ein holpriger Start

„Kennengelernt“ haben wir uns bereits, als ich noch ein Teenager war. Unsere Krankenkasse warb für einen Yogakurs, der speziell auf Schulkinder und deren typische Beschwerden – Haltungsschäden, Konzentrationsschwäche, Wachstumsschmerzen – zugeschnitten war. Alle Kosten sollten übernommen werden, also dachten meine Eltern „warum nicht?“ und schickten mich hin.

Eins müsst ihr aber über mich wissen, ehe ich von meinem ersten Yogaerlebnis berichte: Schon als Dreizehnjährige war ich sehr interessiert an Spiritualität und auch damals war mir bereits bewusst, dass ich mehr nachdenke und mir mehr Sorgen mache als der Durchschnitts-Teenie. Ja, schon damals hatte ich mit dem Gedankenkarussell zu kämpfen. Ob Streit mit den Eltern, eine harmlose Schulhof-Neckerei oder eine anstehende Klassenarbeit – für die meisten in meinem Umkreis lästig, aber nicht weiter wild. Ich hingegen grübelte endlos: War ich gut genug für diesen Vokabeltest vorbereitet? Was, wenn nicht? Hatte ich Schuld an dem Streit? War ich unfair gewesen? Sollte ich mich entschuldigen? Hätte, würde, sollte…

Gleichzeitig gewann Yoga damals mehr und mehr an Popularität und auch ich hatte schon den einen oder anderen Artikel darüber gelesen. In diversen Zeitschriften wurde davon berichtet, wie gut es bei Rückenschmerzen half, aber auch davon, wie der meditative Aspekt, die Bewegung im Einklang mit dem Atem, für Ruhe im Kopf und mehr Gelassenheit sorgte.

Ich wusste: Das brauche ich.

Hier ist die Rede also nicht von einem bockigen Teenager, der sich insgeheim sträubt und den Kurs nur besucht, weil die Eltern es so wollen. Nein – ich war absolut offen dafür und freute mich sogar darauf.

Das erste „Date“

Meine erste Erfahrung mit Yoga war eher meditativ als aktiv

Der Kurs fand in den Räumlichkeiten eines Rettungsdienstes statt, wo sonst auch Erste-Hilfe-Kurse abgehalten wurden. Es war also kein weiß gestrichener Raum mit Buddha-Statuen und Sanskrit-Wandtattoos, wie man ihn sich vielleicht vorstellt. Alles war sehr nüchtern und bodenständig – die Lehrerin eingeschlossen. Wir bewegten uns sehr sanft, kamen nicht oder nur wenig ins Schwitzen. Ich erinnere mich, dass ich ein Gefühl von Enttäuschung verspürte, weil dies so gar nichts mit den anmutigen Übungen zu tun hatte, die man in den Magazinen sah. Der Kurs ging acht Wochen lang, und während dieser Zeit sprang der Funke leider nicht über. Jede Woche hoffte ich aufs Neue darauf, aber der Aha-Moment blieb aus. Ich langweilte mich, hatte nicht den Eindruck, dass es mir physisch oder psychisch etwas brachte, und so blieb ich nicht am Ball, als der Kurs endete. Ich weiß noch, dass ich das sehr schade fand. So gerne hätte ich gelernt, mein Gedankenkarussell besser unter Kontrolle zu bringen, aber Yoga schien einfach nichts für mich zu sein.

Fast 10 Jahre vergingen, bis ich mich als Studentin noch einmal auf die Matte wagte.

Eine zweite Chance

Ich war im Auslandssemester in den USA, erholte mich gerade von einer Lungenentzündung und merkte, dass mein Körper langsam wieder nach Bewegung verlangte, obwohl ich mich noch recht schlapp fühlte. Als mich eine Mitbewohnerin fragte, ob ich Lust hätte, mit zum Yoga zu kommen, sagte ich zu. Ich erinnerte mich an die supersanften Übungen aus meinem vorigen Kurs und dachte mir, dass dies bestimmt ein guter Wiedereinstieg nach der Krankheit wäre. Leider hatte diese Lehrerin einen völlig anderen Ansatz: Es war anstrengend, fordernd, schweißtreibend – also genau das Gegenteil von dem, was man braucht, wenn man gerade sehr krank und noch nicht ganz fit war. Dementsprechend fühlte ich mich auch nach der Stunde. Ich war völlig erledigt und verbrachte den Rest des Tages im Bett. Muss ich überhaupt erwähnen, dass ich für den Rest meines Auslandssemesters nicht mehr zum Yoga ging?

Es vergingen wieder mehrere Jahre, bis ich es noch einmal versuchte.

 „Yoga ist einfach nichts für mich“

Ich stellte fest: Fitnessstudio-Yoga ist auch nichts für mich

Inzwischen lebte und arbeitete ich in Bonn und ging gemeinsam mit Kollegen regelmäßig ins Fitnessstudio. Irgendwann hatten wir die Idee, einen der angebotenen Yogakurse zu besuchen. Neue Hoffnung keimte in mir auf: Trotz meiner bisherigen Erfahrungen mit Yoga war ich immer noch davon überzeugt, dass es das war, was ich brauchte. Noch immer fand ich, dass ich mir vieles zu sehr zu Herzen nahm, mehr als andere. Bisher hatte ich Yoga nicht gemocht – aber ich wollte es mögen! Also ging ich mit einer Kollegin in den Kurs.

War das dann der Tag, an dem es endlich „funkte“? Nein. Leider nicht.

Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt immer noch keinen blassen Schimmer von Yoga, aber ich hatte mir irgendwie vorgestellt, ich würde dabei in eine Art Flow-Zustand kommen (immerhin heißt es ja auch Yoga-Flow!), dass ich dabei abschalten könnte, oder dass sich eine Art Frieden in mir einstellen würde. Nichts davon passierte.

Die Bewegungen fühlten sich unangenehm oder zu anstrengend an, ich hatte das Gefühl, dass das alles überhaupt nichts brachte und fragte mich, wie all das mich zu dem bringen sollte, was ich mir so sehr wünschte, dass ich mich immer mal wieder auf die Matte gezwungen hatte.

Zu allem Überfluss hatte der Lehrer eine ganz merkwürdige Art zu reden und die Wörter zu betonen. Die ganze Zeit musste ich an mich halten, um nicht laut loszulachen. Ich konnte mich also mal wieder nicht darauf einlassen und verließ den Kurs mit dem Gedanken, dass ich mich wohl einfach damit abfinden müsste, dass Yoga nichts für mich ist.

Wie bei so vielen Menschen war es schließlich eine Krise, die mich indirekt zum Yoga brachte.

Quarter-Life Crisis

Ich war in einer Phase, in der ich sowohl privat als auch beruflich sehr unzufrieden war. Einen Plan B hatte ich aber auch nicht, da ich gar nicht mehr sicher war, was ich überhaupt wollte. Daraus resultierte eine Lethargie, die die Situation natürlich nicht besser machte.

Schließlich gelangte ich an einen Punkt, an dem es einfach nicht mehr ging. Ich kündigte meinen Job, ohne einen neuen zu haben, und ging erst einmal auf Reisen. Im selben Jahr hatte ich mich in Costa Rica mit einer Amerikanerin angefreundet, die mittlerweile auf Lombok Englisch unterrichtete. Sie lud mich zu sich ein und ich plante meinen Trip um diesen Besuch herum.

Genau der richtige Ort, um wieder zu sich zu finden…
… wo sich alles magisch anfühlt

Es war eine tolle Zeit. Gemeinsam tranken wir Tequila in indonesischen Beachbars und aßen köstliches Essen während wir Livebands zuhörten, die Füße im Sand vergraben. Wir erkundeten die Gili Inseln, schnorchelten mit Meeresschildkröten und tanzten an Halloween mit neuen Bekanntschaften aus aller Welt in einem Club direkt am Meer. Wir ließen uns Massagen geben, erkundeten Tempel… und verbrachten Zeit mit ihrer Mitbewohnerin, die Yogalehrerin war.

Aufgrund einer Verletzung kam ich leider nicht dazu, eine Stunde bei ihr zu nehmen, aber wir unterhielten uns viel über das Thema. Ihre Ausstrahlung tat ihr übriges: Sie war quirlig, fröhlich, herzlich, die typische „Life of the Party“-Persönlichkeit, aber dennoch strahlte sie eine beeindruckende Ruhe aus. Sie schien völlig im Reinen mit sich zu sein.

Ich dachte: Wenn es das ist, was Yoga mit einem macht, dann will ich das auch.

Bevor ich zu meiner nächsten Station Thailand aufbrach, riet sie mir, mich zurück in Deutschland nach einem Yogastudio umzusehen, statt ins Fitnessstudio zu gehen. Die Ansätze seien doch recht unterschiedlich. Ich nahm mir fest vor, Yoga noch eine Chance zu geben.

Es funkt!

Als ich wieder zurück war, ging ich dennoch wieder ins Fitnessstudio (ein anderes mittlerweile). Dort hatte ich noch einen Vertrag, und da ich noch keinen neuen Job hatte, wollte ich nicht noch zusätzlich für ein Yogastudio zahlen.

Das war der Kurs, in dem es endlich Klick machte!

Yoga und ich – endlich haben wir uns gefunden!

Das Licht im Raum war gedimmt, Kerzen brannten, die Bewegungen waren fließend und fühlten sich stimmig für mich an. Es war genau die richtige Mischung aus Anstrengung und Entspannung, aus spirituell und bodenständig. Das war’s: Yoga hatte mich am Haken. Von da an war der Montagabend fest reserviert. Kurz darauf bekam ich die Zusage für einen Job in Frankfurt, wo ich mir dann auch ein Studio suchte. Und der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte.

Seitdem sind Yoga und ich unzertrennlich und ich kann mir mein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen.

Hat mich das Gedankenkarussell seitdem in Ruhe gelassen? Absolut nicht.

Mache ich mir immer noch manchmal zu viele Gedanken? Auf jeden Fall.

ABER: Jetzt habe ich ein „Werkzeug“, mit dem ich mich aus eventuellen Tiefs herausholen kann. Warum es so lange gedauert hat? Keine Ahnung. Vielleicht hatte ich nie den richtigen Lehrer, vielleicht war ich selbst nicht empfänglich genug.

Ich ohne Yoga? Undenkbar!

Was zählt, ist aber, dass ich nicht nach dem ersten Versuch aufgegeben habe.

Die Hoffnungen, die ich von Anfang an in Yoga gesetzt hatte, haben sich nach all den Jahren endlich erfüllt. Manchmal lohnt es sich eben doch, auf die kleine Stimme zu hören, die einem zuflüstert: „Probier’s nochmal – es könnte sich auszahlen“.

Inzwischen sind einige Jahre vergangen, seitdem ich mich Hals über Kopf in Yoga verliebt habe. Lies hier darüber, was ich während dieser Jahre gelernt habe und darüber, wie ich schließlich Yogalehrerin wurde.

Was ist deine Geschichte mit Yoga? Teile sie mit mir in den Kommentaren!

Man sieht die Knie und Hände einer Frau, die gerade eine Yogamatte ausrollt

Yogalehrerausbildung – ein Erfahrungsbericht

„Yogalehrerausbildung – ja oder nein?“

Nie hätte ich gedacht, dass ich mir diese Frage einmal stellen würde. Zu lang hatte es gedauert, bis ich Yoga als Schülerin etwas abgewinnen konnte, als dass ich mir hätte vorstellen können, die Rolle der Lehrerin einzunehmen.

Yoga class
Ich? Vor einer Yogaklasse? NIEMALS!

Doch als ich erst einmal Blut geleckt hatte, ging es ziemlich schnell.

Vorher – die Entscheidungsfindung

Gerade einmal ein Jahr war vergangen, seit ich angefangen hatte, Yoga regelmäßig zu praktizieren, als meine damalige Lehrerin im Kurs erwähnte, dass demnächst eine neue Ausbildung starte. „Betrifft mich nicht“, dachte ich. „Was will ich Leuten denn schon beibringen, ich bin doch selbst noch nicht so lang dabei.“

Doch dann, in der Woche darauf, kam meine Lehrerin nach dem Kurs direkt auf mich zu und sprach mich auf die Ausbildung an. Sie meinte, sie hätte bei mir so ein Gefühl, dass dieser Weg der richtige für mich sein könnte und dass sie sicher sei, ich würde eine gute Lehrerin abgeben – und nein, sie erhalte keine Provision für das Anwerben von „Yoga-Azubis“ 😊

Yogalehrerin, die eine Schülerin im herabschauenden Hund korrigiert

Yoga teacher giving adjustments in downdog
Hmm… könnte ich das wohl auch?

Mit einem warmen Tee in der Hand redeten wir lange an diesem Abend. Über die Ausbildung, ihre eigenen Erfahrungen, meine Bedenken dazu, aber auch über uns im Allgemeinen. Dabei stellten wir fest: wir haben einiges gemeinsam. Als sie sich für die Ausbildung anmeldete, war sie in einer sehr ähnlichen Lebenssituation wie ich in diesem Moment, und für sie war es die beste Entscheidung überhaupt.

Außerdem brachte sie meine Überzeugung, zu unerfahren zu sein, ins Wanken, als sie mir erzählte, eine andere Teilnehmerin unseres Kurses habe sich bereits angemeldet – man brauche keine profunde Vorkenntnis oder -praxis, es reiche, wenn man Lust und Interesse hätte, tiefer in die Materie einzutauchen: die Philosophie, die Mythologie, die Anatomie, die korrekte Ausrichtung der Asanas und noch vieles mehr.

Darauf hatte ich auf jeden Fall Lust, und so nahm ich eine Infobroschüre mit nach Hause, die ich den kommenden Tagen von vorne bis hinten durchlas.

Yogini in Meditation

Yogini meditating
Vielleicht kann ich mich doch in dieser Rolle sehen 🙂

Schnell wurde mir klar: Das ist eigentlich genau das Richtige für mich. Doch ich hatte ehrlicherweise auch etwas Bammel. Zwei Jahre sind ein ganz schönes Commitment, noch dazu mit Kosten und Arbeitsaufwand verbunden. Einmal pro Woche Ausbildung, zusätzlich mehrere Intensivwochenenden pro Jahr… das schüchterte mich etwas ein.

Allerdings sah ich auch die tollen Erfahrungen, die ich machen würde; die Dinge, die ich lernen würde; die interessanten Menschen, die ich kennenlernen würde.

Über Weihnachten, daheim bei meinen Eltern, redete ich mit den beiden darüber. Meine Mutter riet mir, noch ein Jahr zu warten, um meine eigene Praxis zu festigen. Ich erinnere mich genau an mein Bauchgefühl in diesem Moment: Nein. Jetzt oder nie.

Ich wusste es noch nicht, aber zwei Jahre später sollte sich dieses Gefühl als absolut richtig erweisen. Doch dazu später mehr 😊

Zurück in Frankfurt meldete ich mich an – und ergatterte den allerletzten Platz. Kurz darauf ging die Ausbildung dann auch schon los. So viel Zeit hatte ich mir mit der Entscheidung gelassen!

Die ersten Erfahrungen

Pünktlich zum allerersten Ausbildungsabend wurde ich krank. Mit Halsschmerzen, einem dicken Schädel und Müdigkeit schleppte ich mich ins Studio, weil ich den ersten Abend auf keinen Fall verpassen wollte.

Trotz meines Zustands kam die besondere Atmosphäre total bei mir an. Der Zauber des Kennenlernrituals war deutlich greifbar, und ich spüre: Hier bin ich richtig. Zwar hatte ich immer noch Bedenken, was mein persönliches Praxislevel anging, aber bereits während dieses ersten Abends wurde ich diesbezüglich ruhiger.

Yogamatten mit Decken und Kissen

Yoga mats with blankets and cushions
Alles bereit für die Yogapraxis…
Anatomieunterricht mit Skelett
Anatomy class with skeleton
…und -theorie!

Kurz darauf – immer noch gesundheitlich angeschlagen – war ich bei meinen Eltern zu Besuch und ging in ihrer Gegend zum Yoga. Als ich zurückkam, war meine Mutter (die eher skeptisch war, was die Ausbildung anging) vollends begeistert. Sie meinte: „Du siehst auf einmal so viel gesünder aus als vor der Stunde – wenn es das ist, was Yoga für dich macht, dann bin ich total dafür!“

War die anfängliche Krankheit erst einmal überwunden, kam ich so richtig an. Ich fühlte mich mit dem Ablauf des Ausbildungsabends – Meditation/Pranayama, Theorie, Asanas –, den Inhalten und vor allem den Menschen pudelwohl. Ein Umfeld, was mich zuvor noch verunsichert hatte, wurde schnell zu meiner Komfortzone.

Intensivwochenenden

Dieser positive Eindruck bestätigte sich auf dem ersten Wochenende, das wir gemeinsam im Yogastudio verbrachten. An zwei Tagen tauchten wir besonders tief in spannende Themen wie die hinduistische Mythologie ein und knüpften noch engere Kontakte.

Das eigentliche Abenteuer waren aber die Intensivwochenenden im Ashram. Für viele von uns war es das erste Mal an einem solchen Ort, dementsprechend waren wir noch nicht gewöhnt an die langen Tage, das frühe Aufstehen, den Essensrhythmus und das ausgedehnte Kirtansingen am Abend. Besonders letzteres war für viele von uns erst einmal befremdlich und wurde dann recht schnell zu etwas, worauf man sich freute.

Treepose
Pausen im Ashram – Yoga in der Natur

Elf Mädels in einem Zimmer – kann das gut gehen? Allerdings!

Wir hatten in dem Zimmer, das wir während der Ausbildung bis auf eine Ausnahme immer gleich zugeteilt bekamen, einen riesigen Spaß. Abends vorm Schlafengehen tauschten wir Lesestoff aus; in Pausen saßen wir gemeinsam mit neu gefundenen Freundinnen in den Stockbetten zusammen, quatschten, snackten und tranken auch mal einen „hineingeschmuggelten“ Kaffee.

Diese ganz besondere Mischung aus „Klassenfahrt trifft spirituelle Einkehr“ wurde sehr schnell zu etwas, worauf ich mich zu freuen begann. Ja, es war auch anstrengend, aber gleichzeitig tankte ich jedes Mal neue Energie.

Schaumbad
Mein Ritual nach Wochenenden mit mehreren Stunden Yoga

Prüfungen

Wer mich kennt, weiß: Prüfungen sind die absolute Hölle für mich. In der Yogalehrerausbildung war das nicht anders. Es ging schon bei der ersten Lehrprobe los: Herzklopfen, schwitzige Hände, Lampenfieber, Versagensangst.

Lernmaterialien
Studying material
So sahen meine Wochenenden manchmal aus… und ich fand’s toll!

Zum Glück stellte sich jedoch recht schnell heraus, dass ich mich in der Rolle der Lehrerin sehr wohlfühlte und die Nervosität sich verabschiedete, sobald ich vor meiner Gruppe saß. So war die praktische Prüfung für mich auch weitaus weniger nervenaufreibend als die theoretische. Eine Stunde unterrichten, deren genauer Ablauf exakt vorgeschrieben war – die ich also nicht von Grund auf neu planen musste – und die ich in dieser Form auch schon zigmal praktiziert hatte, das war nicht allzu furchteinflößend.

Die Theorie hingegen machte mir eine Heidenangst, und das, obwohl ich fleißig lernte. Ich schrieb Karteikarten, mit denen ich in Bus und Bahn den Stoff wiederholte, hatte aber trotzdem Sorge, nicht gut genug vorbereitet zu sein. Die Vorstellung, drei Stunden lang eine schriftliche Prüfung zu absolvieren, machte mir Bauchschmerzen – mein Glückshamster, der mich schon seit Schulzeiten bei Prüfungen und Vorstellungsgesprächen begleitet, durfte natürlich nicht fehlen und war sowohl bei der Praxis als auch bei der Theorie an meiner Seite.

Plüschhamster, Lernkarten
Plush hamster, flashcards
Meine Karteikarten und mein Glückshamster – es kann losgehen!

Wenigstens machte das Lernen Spaß, denn die Themen waren super interessant. Ich beschäftigte mich mit Anatomie, Mythologie, Philosophie, Unterrichtsdidaktik, Yoga für besondere Zielgruppen und vielem mehr. Noch heute staune ich, wie viel Wissen ich während dieser Zeit angehäuft habe. Und tatsächlich konnte ich es auch wiedergeben, denn die Prüfung bestand ich 😊

Danach

Ich schloss die Prüfungen im Januar 2020 ab – kurz danach kam Corona.

Me with my certificate after passing my yoga teacher exam
GESCHAFFT!

Bald darauf wurde mir klar, dass die innere Stimme, die mir geraten hatte, lieber nicht noch ein Jahr zu warten, absolut Recht hatte. Corona breitete sich aus, aufgrund dessen kam ich in Kurzarbeit und hatte auf einmal eine Menge Zeit. Ich hatte also genug Freiraum, um das Ayurveda-Fernstudium zu machen, mit dem ich schon während der Ausbildung geliebäugelt hatte; und um eine Weiterbildung in therapeutischem Schreiben zu absolvieren. Sobald es dann draußen wärmer wurde und man auch draußen unterrichten konnte, unterrichtete ich schon bald vier Kurse pro Woche in einer Frankfurter Seniorenresidenz.

All das wäre nicht möglich gewesen, wenn ich ein Jahr später eingestiegen wäre. Und nicht nur das: Auch die Ausbildung an sich wäre ganz anders abgelaufen – mit weniger Präsenz- und mehr Online-Abenden, ohne das intensive Üben der Korrekturen, ohne die kuscheligen Ashram-Wochenenden zu elft auf einem Zimmer.

Rückblickend bin ich immer noch unglaublich froh über meine Entscheidung, dieser Eingebung zu folgen.

Persönliche Entwicklung

Dass eine Yogalehrerausbildung einen persönlich sehr wachsen lässt, klingt mittlerweile schon wie ein Klischee. Ich kann aber versichern: Es stimmt.

Dadurch, dass ich eine zweijährige Ausbildung machte, war es ein sehr nachhaltiger Prozess. Ich befand mich nicht drei Wochen in einer Art Blase und wurde dann wieder in den Alltag geschleudert, sondern die Ausbildung mit all ihren Lehren und Menschen wurde zum Teil meines Alltags.

Ich etablierte einige neue Gewohnheiten (beispielsweise den Tag mit Yoga beginnen, kein Fleisch mehr essen…), lernte so einiges über mich (ich kann richtig strebsam sein, wenn mein Herz an einem Thema hängt) und knüpfte Freundschaften, die bis heute halten.

Yogamatte mit Blöcken, Kissen, Gurt und Mala

Yoga mat with blocks, cushion, straps and mala
Neue Morgenroutine – besser als Kaffee!

Ein weiterer Aspekt, der eine echte Bereicherung für mich war, war die spirituelle Komponente der Ausbildung. Waren Rituale, Kirtan & Co. anfangs noch befremdlich für mich, wurden sie bald zu Dingen, nach denen ich mich sogar sehnte, wenn ich beispielsweise schwierige Phasen durchmachte.

Am wichtigsten ist vermutlich, dass ich eine neue Komfortzone für mich entdeckt habe und mich in der Yogawelt und meiner Rolle als Lehrerin pudelwohl fühle. Ich habe meinen Horizont enorm erweitert und könnte nicht dankbarer dafür sein.

Mein Rat an dich

Wenn du über eine Ausbildung nachdenkst, kann ich dich nur dazu ermuntern, es zu tun. Sogar, wenn du anschließend nicht unterrichten möchtest, wirst du in hohem Maße davon profitieren – versprochen! Sollte es dir irgendwie möglich sein, würde ich dir raten, eine berufsbegleitende Ausbildung zu wählen, statt für einige Wochen ein Intensivtraining an einem exotischen Ort zu machen. Warum? Erstens lernst du in einer längeren Ausbildung logischerweise sehr viel mehr Theorie und gewinnst auch sehr viel mehr Routine im Unterrichten. Zudem baust du, wie oben beschrieben, die neue Tätigkeit so direkt in deinen Alltag ein. Verbringst du beispielsweise drei Wochen auf Bali, können die Inhalte und neuen Gewohnheiten zurück in Deutschland sehr schnell wieder verblassen.

Das ist jedoch nur meine persönliche Sicht. Die Auswahl der richtigen Ausbildung ist sehr individuell, daher mache dich schlau, was am besten zu dir und deinen Bedürfnissen und Möglichkeiten passt.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du eine so erfüllende Erfahrung machst, wie ich sie erleben durfte!

Zeit für ein neues Image! Warum wir den Begriff „Arbeit“ überdenken sollten

Arbeit… das ist doch dieses lästige Ding, was wir tagtäglich machen müssen und absolut hassen, oder? Aber, Moment mal… ist es nicht vielleicht doch diese erfüllende Tätigkeit, in der wir voll aufgehen und manchmal kaum glauben können, dass wir damit auch noch Geld verdienen?

Ich finde, es ist Zeit, das Wort einmal neu zu überdenken. Und, wenn wir schon dabei sind, sollten wir gleich mit dem Wort „Erfolg“ weitermachen.

In meinem eigenen beruflichen Umfeld und auf Social Media ist mir in den letzten Jahren eines aufgefallen: Obwohl Burnout kein Fremdwort mehr ist, wird Überarbeitung immer noch als etwas Glamouröses dargestellt. Viele Menschen tragen ihre Erschöpfung vor sich her wie ein Tapferkeitsabzeichen. Genauso läuft es, wenn sie krank ins Büro kommen. Sie erwarten, dass man sie „bewundert“, wie stark und fleißig sie doch sind, dass sie trotz Erkrankung arbeiten gehen.

Warum erwartet man Bewunderung für etwas, was einfach dumm ist?

Kein Mensch wird es einem danken, wenn man sich die Gesundheit wegen eines Jobs kaputt macht. Du kannst jederzeit einen neuen Job finden – deine Gesundheit ist viel wertvoller. Und auch die der anderen, die du aufs Spiel setzt, wenn du schniefend auf der Arbeit erscheinst.

Doch auch, wenn du kerngesund bist, ist Überarbeitung nicht glamourös. Burnout ist nicht „schick“ oder in sonst einer Weise etwas, worauf man stolz sein könnte.

Liegt vielleicht hier die Ursache für das schlechte Image von Arbeit?

Nimmt man automatisch an, dass es etwas ist, was zu Krankheit und Erschöpfung führt? Denn das ist es keineswegs. Das Wort „Arbeit“ ist bei vielen sehr negativ konnotiert: Arbeit ist anstrengend, nervig, lästig, langweilig. Doch Arbeit ist so viel mehr. Auch diesen Artikel zu schreiben ist eine Art von Arbeit, aber diese Tätigkeit macht mir großen Spaß, erfüllt mich und lädt meine Energiereserven auf, anstatt sie aufzuzehren.

Überlegungen zum Thema „Faulheit“

Die gleichen Menschen, die Überarbeitung für glamourös halten, sehen Menschen als faul an, die das eben nicht tun oder vielleicht sogar weniger arbeiten wollen. „Weniger arbeiten“ bedeutet aber nicht unbedingt automatisch, dass man faul ist. Viele sind durch die Pandemie ins Umdenken gekommen und haben ihre Prioritäten neu definiert. Vielleicht wollen sie sich mehr ihrer Familie widmen, Zeit für ein echtes Hobby finden, oder ein Ehrenamt ausüben. Nichts daran ist faul! Sie wollen einfach mehr Zeit für Dinge, die sie glücklich machen, und manchmal ist das auch etwas Produktives. Würde man sie immer noch für faul halten, wenn sie dafür Geld bekämen?

Und überhaupt – was gilt eigentlich als „faul“? Ein gemütlicher Tag auf dem Sofa, ein Serienmarathon, ausgedehntes Lesen in einem fesselnden Roman? All diese Dinge sind manchmal einfach notwendig, um die Akkus wieder aufzuladen.

Manchmal ist die produktivste Entscheidung, die man treffen kann, eben NICHT produktiv zu sein – damit man danach wieder voll durchstarten und alles geben kann.

Jemand, der sich öfter Pausen gönnt, ist insgesamt sicher produktiver als jemand, der einfach nur durchhält.

Wer ist erfolgreich?

Erfolg ist auch nicht mehr das, was er mal war. Eine steile Karriere hinzulegen, war früher total erstrebenswert – heutzutage eher weniger, aufgrund der wirtschaftlichen Lage und dem Umdenken in Bezug darauf, was im Leben wirklich wichtig ist.

Wer ist also erfolgreich? Die Top-Managerin mit dem prestigeträchtigen Job, die aber ihre Kinder gar nicht mehr sieht, keine Hobbys hat und am Wochenende so erschöpft ist, dass sie nur noch schlafen kann, anstatt etwas Schönes zu unternehmen? Oder der Angestellte mit Mindestlohn, den niemand um seinen Job beneidet, der aber Zeit und Energie für erfüllende Hobbys hat und am Wochenende wertvolle Erinnerungen mit Familie und Freunden kreiert?

Vielleicht sollten wir also lieber nach Glück streben als nach Erfolg – denn das ist weitaus nachhaltiger und individueller als ein von außen festgelegtes Konzept von Erfolg.

„Du bist genug“ – Ja, aber Yoga ist es nicht

„Du bist genug“ – ein Satz, der einem in der Yogaszene immer wieder begegnet. Was er bedeutet? Dass du schon gut so bist, wie du eben gerade bist; dass du nichts an dir ändern musst, um Liebe, Erfolg und all das Gute dieser Welt zu verdienen. Ein wichtiger Reminder in der heutigen Zeit, in der uns durch Werbung und soziale Medien immer der Eindruck vermittelt wird, wir müssten dünner, hübscher, reicher sein.

In der Yogawelt hingegen lernen wir Akzeptanz: Wir lernen, unseren Körper und seine Grenzen zu respektieren und – geradezu schockierend – auch zu lieben. Und mit dem Gedanken, genug zu sein, kommt auch der Gedanke, genug zu haben: Genug Geld, genug Klamotten, genug Zeug. Und dann, ganz vielleicht, schleicht sich auch die Erkenntnis ein, genug zu tun: Genug zu schuften, genug für andere da zu sein.

Das Konzept des „Genug-Seins“ ist sehr präsent im Yoga und in der Szene. Zu Recht, wie ich finde! Die Sache ist nur die: Yoga an sich ist mir nicht genug.

Was meine ich damit?

Vielleicht denkst du gerade „Yoga ist ihr nicht genug? Was zur Hölle will sie denn damit sagen?“.

Vielleicht ist es auch ungewöhnlich für eine Yogalehrerin, so etwas zu äußern. Sollte Yoga nicht mein Lebensretter und -inhalt sein? Nein. Auf keinen Fall.

Was ich mit dieser Aussage meine, ist, dass ich nicht mit Scheuklappen durch die Welt laufen möchte. Ich möchte mich nicht ausschließlich in der Yogaszene bewegen, ich möchte andere Bewegungsformen ausprobieren, andere Hobbys haben, ich möchte Leute treffen, die nichts mit Yoga am Hut haben.

Warum das so ist:

Ich bin vielseitig interessiert

Schon immer war ich sehr begeisterungsfähig und neugierig. Diese Kombination sorgt dafür, dass ich mich für vielerlei Themen erwärmen kann und mehr darüber erfahren möchte, wenn der Funke erst einmal entfacht wurde. Aus meiner Sicht gibt es so unglaublich viele tolle Dinge auf der Welt, die meine Aufmerksamkeit verdienen, dass ich es als Verschwendung betrachten würde, mich nur mit einem davon zu beschäftigen. Für mich sind das vor allem Wassersportarten und Bücher, aber ich male auch liebend gerne, obwohl ich nicht unbedingt “gut” darin bin 🙂

Es macht mich zu einer besseren Lehrerin

Wenn du dich schon einmal auf diesem Blog umgesehen hast, wirst du feststellen, dass neben „Yoga“ auch noch drei andere Kategorien auftauchen. Die beiden Kategorien „Ayurveda“ und „Journaling“ fließen regelmäßig in meinen Unterricht ein. Warum? Weil sie Yoga perfekt ergänzen. Ayurveda ist sogar die Schwesternwissenschaft von Yoga, aber längst nicht so im Mainstream angekommen wie Yoga. Und Journaling? Diese Methode unterstützt die Introspektive im Yoga auf wunderschöne Weise. Würde es reichen, wenn ich im Unterricht einfach sage „Gerade ist Herbst, also Vata-Zeit“ oder würde es reichen, einfach online ein paar Journal Prompts zu recherchieren und diese meinen Schülern zu geben? Mir nicht. Ich wollte tiefer in diese Themen eintauchen, also habe ich mich fortgebildet, um den Menschen in meinen Klassen einen wirklichen Mehrwert zu bieten.

Und auch die Dinge, die auf den ersten Blick völlig yogafremd sind, machen mich zu einer besseren Lehrerin. Durch andere Sportarten wie Schwimmen, Tauchen, Wandern erlebe ich einerseits die Vorteile von Yoga auf ganz neuen Gebieten, andererseits erweitere ich meinen Horizont – was mich zum nächsten Punkt bringt.

Ich möchte keinen Tunnelblick haben

Weder als Lehrerin noch als Privatperson möchte ich jemand sein, der sich nur mit der Yogawelt beschäftigt.

Ich glaube, dass es niemandem guttut, sich nur innerhalb einer einzigen Szene zu bewegen und nie den Blick über den Tellerrand zu wagen.

Die Flexibilität, die unser Körper beim Yoga erlangt, sollte auch im Geist vorhanden sein, und das geschieht am besten durch vielfältige Erlebnisse und den Austausch mit Menschen – und zwar auch mit Menschen, die nicht unbedingt Gleichgesinnte sind. Gerade mit Menschen, die rein gar nichts mit Yoga am Hut haben, entspinnen sich häufig sehr interessante Dialoge. Es ist ein schönes Gefühl, voneinander lernen zu können und sich gegenseitig zu inspirieren.

Wie ist es bei dir? Bist du yogabegeistert und wenn ja, wie viel Platz nimmt es in deinem Leben ein? Und wenn du (noch) nicht yogabegeistert bist – was hat dich hierhergeführt? Und was ist es, womit du dich sonst beschäftigst? Teile deine Begeisterung mit mir in den Kommentaren!

Ein langer Weg nach unten – Was ich von meiner Yogapraxis gelernt habe

„Beim Yoga geht es nicht darum, deine Zehen berühren zu können. Es geht darum, was du auf dem Weg nach unten lernst.“

Dieses Zitat von Judith Hanson Lasater hat in der Yogawelt während der letzten Jahre ziemliche Berühmtheit erlangt. Es ist das Mantra aller nicht-gelenkigen Yogis und Yoginis, die sich wie ein Backstein fühlen zwischen ihren super-biegsamen Mit-Yogis. Warum hat dieses Zitat so an Bedeutung gewonnen? Gerade im Westen geht es beim Yoga sehr um den physischen Aspekt der Praxis. Sehr oft sehen es Leute als Sport, als Mittel, um fit zu bleiben.

Während eine beständige Asanapraxis tatsächlich physische Fitness und Wohlbefinden unterstützen kann, ist dies nicht der einzige Aspekt von Yoga. Meditation, Pranayama, Mythologie – viele Menschen fühlen sich heutzutage unwohl mit der spirituelleren Seite der Praxis. Aber beim „tieferen“ Aspekt geht es nicht nur um Gottheiten, Mantras und Rituale. Es geht vor allem um Werkzeuge, um das alltägliche Leben schöner zu machen.

Seitdem ich eine Neu-Yogini war, die sich in ihrem ersten Kurs schrecklich befangen fühlte, sind ein paar Jahre vergangen. In diesen Jahren konnte ich einige Dinge lernen. Hier ist eine kleine Liste.

Keinen kümmert’s, ob du sportlich bist oder nicht

Ich war nie gut im Sportunterricht in der Schule. Ich mochte die Sportarten nicht, die wir dort übten, und auch nicht die Art, wie sie uns nähergebracht wurden. Dies führte dazu, dass ich dachte, ich sei einfach „nicht sportlich genug“ für jede Art von körperlicher Aktivität – und das, obwohl ich als Kind immer getanzt habe. Trotz meiner Tanzstunden war ich nie wirklich gelenkig, weswegen ich Yoga eher zögerlich gegenüberstand. Auch als ich mit der Yogalehrerausbildung begann, war ich noch sehr befangen, aber dann stellte ich fest: keinen kümmert’s. Die anderen Yogis und Yoginis um mich herum waren viel zu sehr damit beschäftigt, alles um sie herum auszublenden und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Anfänger tendieren dazu, ständig Seitenblicke auf ihre Mitschüler zu werfen, um zu schauen, ob der Nachbar vielleicht mehr kann als man selbst, ob er oder sie die Zehen berühren kann, etc. Allerdings sorgt man sich immer weniger darum, je mehr Erfahrung man gewinnt. Das gilt nicht nur für Flexibilität, sondern auch für fortgeschrittenere Positionen wie Armbalancen. Du schaffst diese Asanas noch nicht? Niemand wird sich über dich lustig machen.

Spiritualität ist nicht angsteinflößend

Wenn “Spiritualität” für dich Ouija Boards und okkultes Zeug für dich bedeutet, dann habe ich Neuigkeiten – darum geht es überhaupt nicht. Es geht nicht mal um Religion. Für mich geht es vorrangig um Philosophie. Es geht darum, einen Sinn in Dingen zu finden, alltäglichen Dingen eine Bedeutung zu geben und tieferes Verständnis zu erlangen. Es gibt inspirierende mythologische Geschichten, wunderschöne Rituale und wertvolle Weisheiten. Hab keine Angst, die spirituellere Seite von Yoga auszuprobieren! Es wird deine Zeit auf der Matte und darüber hinaus sicher bereichern.

Unterschätze nie die Verbindung zwischen Körper und Geist

Was wie ein Yogi-Klischee klingt, ist tatsächlich sehr wahr. Ich fand es faszinierend, eine engere Verbindung zu meinem Körper zu entwickeln. Diese Verbindung befähigte mich, meinem Körper besser zuzuhören, seine Signale besser lesen zu können. Wenn man Yoga praktiziert, lernt man, zu „fühlen“: Wie fühlt sich diese Bewegung an? Wie fühlt es sich an, eine neue Position auszuprobieren? Wie fühlt es sich an, an die eigenen Grenzen zu kommen? Wie fühlt es sich an, auf verschiedene Art und Weise zu atmen? Wie fühlt man sich vor und nach bestimmten Asanas, Meditationen oder Pranayamas? Anstatt sich ständig darüber zu beschweren, wie der Körper sich anfühlt, lernt man hier, zu beobachten und Bedürfnisse zu entdecken, die der Körper einem zu vermitteln versucht. Für mich wird die Verbindung zwischen Körper und Geist besonders sichtbar, wenn es ums Dehnen geht. Raum im Körper zu schaffen schafft gleichzeitig auch Raum im Geist. Als mein Großvater starb und mein Geist sich vor Trauer ganz eng anfühlte, war es für mich beispielsweise sehr viel schwerer, Asanas zu üben, die ich ansonsten mit Leichtigkeit schaffe.

“Yoga-Freundschaften” sind anders

Smalltalk? Vergiss es! In Freundschaften zwischen Yogis geht es tiefgründig zu. Kein Thema ist tabu. Ganz gleich, ob du über Mantras, Rituale, Kundalini-Erlebnisse oder Sanskrit reden möchtest – niemand wird denken, dass du seltsam bist! Yogis sind nicht nur an vielen Dingen interessiert, die Menschen außerhalb der Yogaszene nicht mal kennen, sie sind außerdem sehr tolerant. Urteilen findet hier eher nicht statt, wobei es natürlich auch hier immer schwarze Schafe gibt. Etwas anderes, was ich total schön finde, ist, dass fast jeder durch irgendeine Art von Krise zum Yoga kam, sei es eine körperliche oder emotionale Krise. Daher ist es absolut normal, über dein Trauma, deinen Schmerz, deine Probleme zu sprechen – kein Grund, irgendetwas zu verstecken! Die Frage „Wie geht es dir?“ ist tatsächlich ernst gemeint. Während andere sich häufig unwohl fühlen, wenn du mit etwas anderem als „danke, gut“ antwortest, werden deine Yogifreunde dir zuhören, wenn du erzählst, wie du am Tiefpunkt warst und dich aufgerappelt hast, dir Ratschläge geben und ihre eigenen Erfahrungen mit dir teilen. Der negative Punkt? Unterhaltungen mit Nicht-Yogis über das Wetter werden sich eventuell etwas oberflächlich anfühlen, wenn du erst einmal eine Gruppe von Yogifreunden hast.

Lernen macht tatsächlich Spaß

Oh Gott, wie ich es gehasst habe, für die Schule zu lernen! Es war einfach nur lästig und fühlte sich an wie Zeitverschwendung. Das Problem war, dass ich das meiste, was ich lernen musste, mir völlig sinnlos erschien. Die Frage „warum lerne ich das, wofür brauche ich das?“ konnte eigentlich nie zufriedenstellend beantwortet werden. Ich musste mich immer zum Lernen zwingen, nie hatte ich das Gefühl, mehr Wissen ansammeln zu wollen. Das führte dazu, dass ich dachte, ich sei faul. Dieser Glaube führte wiederum dazu, dass ich zögerlich war, neue Dinge auszuprobieren. Da ich ja dachte, ich sei faul, dachte ich auch, dass ich, wenn ich etwas Neues starten würde, schnell Interesse verlieren und nicht am Ball bleiben würde.

Einmal, als ich zum Yogaunterricht kam, sah ich das Poster an der Eingangstür, das für die zweijährige Yogalehrerausbildung warb und dachte „Wer zur Hölle ist so konsequent? Wer ist diszipliniert genug, um jeden Mittwoch der Ausbildung zu widmen, und das zwei verdammte Jahre lang?“ Ich hatte diese Zweifel bezüglich Faulsein und mangelnder Disziplin auch noch, als ich mich endlich anmeldete – ich hatte mir die Entscheidung so schwer gemacht, dass ich schließlich den allerletzten Platz in der Gruppe bekam, der noch frei war – aber es stellte sich heraus, dass ich gar nicht so faul war, wenn mich ein Thema wirklich interessierte. Die Themen, die wir in der Yogalehrerausbildung behandelten, waren faszinierend für mich: Indische Mythologie, Yogaphilosophie, Anatomie und die physischen Aspekte der Asanas, wie man sie unterrichtet und für bestimmte Zielgruppen zugänglich macht. Selbst in meiner Freizeit schnappte ich mir aus eigenem Antrieb meine Bücher, einfach weil ich mehr über all das erfahren wollte. Und als es dann Zeit für die Abschlussprüfungen war, lernte ich fleißig – weil ich es wollte. Festzustellen, dass ich eigentlich gar nicht so faul bin, wenn mir etwas wichtig ist, war ein Augenöffner für mich. Nun war ich selbstbewusst genug zu glauben, dass ich alles schaffen kann, was ich mir vornehme, solange es für mich irgendeinen Sinn ergibt.

Jetzt bist du dran! Was hast DU von deiner Yogapraxis gelernt? Oder, wenn du noch in den Startlöchern stehst, was hoffst du zu lernen, wenn du schließlich anfängst? Teile es mit mir in den Kommentaren!

Bye Bye 2022 – 5 achtsame Rituale für das Jahresende

Die Phasen, wenn etwas endet und etwas anderes beginnt, sind immer bedeutsam und halten neue Möglichkeiten für uns bereit. Im Kleinen sind das schon Tage: Wenn mein heutiger Tag eher nervig war, habe ich abends die Möglichkeit, damit abzuschließen und mit auf den Neubeginn zu freuen, den der nächste Tag darstellt. Etwas größer wird es schon bei der Vorbereitung auf eine neue Woche oder gar einen neuen Monat. Allerdings tun wir das eher selten. Tage, Wochen und Monate gehen meistens einfach ineinander über. Der Jahreswechsel hingegen ist etwas Besonderes – er ist wie das Aufschlagen eines ganz neuen Buches, nicht nur eines neuen Kapitels oder einer neuen Seite. Für viele von uns ist die Zeit „zwischen den Jahren“, von Weihnachten bis Silvester, eine Zeit der Ruhe und Einkehr. Vielleicht hast du Lust, diese achtsam zu gestalten? Hier sind meine fünf Tipps für Rituale zum Jahresende.

Reflektieren

Jetzt ist die Zeit für eine Retrospektive. Nimm dir Zeit und geh in dich, lass das vergangene Jahr Revue passieren. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Journaling: Nutze die Technik „Brain Dump“, bei der man sich einen Wecker für mindestens 15 Minuten stellt und einfach drauflos schreibt – mit dem Vorsatz, den Stift während der Viertelstunde niemals abzusetzen. Wenn dir nichts einfällt, schreibst du einfach „ich weiß gerade nicht, was ich schreiben soll“. Mit dieser Technik zapfst du dein Unterbewusstsein an und schreibst vielleicht über Dinge, von denen du gar nicht mehr wusstest, dass sie dich überhaupt noch beschäftigen.
  2. Jahresrückblick schreiben: Wer es gerne strukturiert mag, kann einen Jahresrückblick verfassen, bei dem nach und nach die einzelnen Monate noch einmal angeschaut werden. Vielleicht möchtest du prosaisch darüber schreiben, vielleicht einfach nur die Highlights jedes Monats auflisten. Das bleibt ganz dir überlassen!
  3. Dein Jahr in Bildern: Wenn du eher visuell veranlagt bist, dann scroll dich einmal durch die Galerie deines Handys und suche für jeden Monat deine Lieblingsfotos heraus. Vielleicht möchtest du damit eine Collage erstellen? Lass deiner Kreativität freien Lauf!

Loslassen

Mit Sicherheit ist in diesem Jahr nicht alles gut gelaufen. Mit Sicherheit hast du Wünsche für das neue Jahr (dazu kommen wir im nächsten Punkt). Um dir diese Wünsche zu erfüllen, tut es gut, vorher Platz zu schaffen. Werde dir darüber bewusst, was du im alten Jahr zurücklassen möchtest. Auch hierfür eignet sich Journaling ganz wunderbar, aber du kannst auch darüber meditieren. Visualisiere dabei, wie leicht und frei du dich ohne das fühlen wirst, was du loslassen möchtest. Vielleicht sind das nur ganz kleine Dinge, vielleicht möchtest du aber auch eine lang eingeprägte Gewohnheit ändern, den Job wechseln oder sogar einen toxischen Menschen aus deinem Leben streichen. Lasse aber auf liebevolle Weise los, ohne Groll. Wenn du möchtest, kannst du die Meditation mit der Visualisierung noch durch Affirmationen wie „ich erlaube mir, loszulassen“ oder „ich schaffe Platz für Neues“ ergänzen. Auch ein kleines Ritual kann sehr hilfreich sein, gerade, wenn du etwas Größeres loslassen möchtest. Schreibe das, was du loslassen möchtest, auf einen Zettel, halte ihn in eine Kerzenflamme und lasse ihn in einer feuerfesten Schale verbrennen. Währenddessen kannst du mit der Visualisierung und den Affirmationen arbeiten. Die Asche kannst du hinterher dem Wind übergeben.

Manifestieren

Was wünschst du dir für das neue Jahr? Visualisiere auch dies! Stell dir in der Meditation vor, wie du dich fühlen und verhalten wirst, wenn du es hast. Du bist kreativ und bastelst gern? Dann hast du sicher viel Spaß am Erstellen eines Vision Boards. Das geht sowohl virtuell als auch ganz klassisch mit Schere und Kleber. Such dir entweder einen Stapel alter Magazine, aus dem du dann Bilder, die zu deiner Vision passen, ausschneidest und zu einer Collage zusammenfügst. Oder arbeite mit einem digitalen Gestaltungstool, das es dir erlaubt, eine virtuelle Collage zu erstellen. Auch wenn du eine virtuelle Collage erstellst, solltest du sie am Ende ausdrucken und an einen Ort hängen, wo du sie häufig gut sehen kannst. So bleibst du stets mit deiner Vision verbunden. Wenn dir das Loslassen-Ritual mit dem Zettel und der Kerze Spaß gemacht hat, kannst du auch zum Manifestieren wieder ein kleines Ritual durchführen. Schreibe dafür deine „Bestellung ans Universum“ auf einen Zettel – formuliere sie so, als hätte sich dein Wunsch bereits erfüllt, zum Beispiel „ich lebe in meinem Traumhaus“. Vergrabe dann den Zettel in der Natur oder in deinem Garten. Stell ihn dir als Samenkorn vor, welches mit der Zeit zu dem heranwachsen wird, was du dir wünschst.

Räuchern

Ganz gleich, ob Räucherstäbchen oder Räucherwerk im Schälchen – gerade in dieser Phase des Jahres sind die Kräuteraromen eine wunderbare Untermalung für unsere Meditation und Yogapraxis oder sorgen einfach für gemütliche Stimmung zwischendurch. Es gibt sogar gezielte Räucherrituale, beispielsweise zum Reinigen (Salbei) oder zum Vertreiben negativer Energie (Wacholder). Experimentiere gerne ein wenig mit den unterschiedlichen Düften und Räuchermöglichkeiten – es macht Spaß!

Die Rauhnächte zelebrieren

Die Rauhnächte bezeichnen die Nächte zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag. Sie gelten als besonders magische Zeit und sind für Rituale aller Art bestens geeignet. Jede Rauhnacht hat ihre eigenen Besonderheiten und Bedeutungen. Sich damit zu beschäftigen, kann viel Spaß machen und inspirieren.

Wie begehst DU das Jahresende? Hast du Rituale, die in keinem Jahr fehlen dürfen oder sieht jeder Jahresabschluss anders bei dir aus?

Ich wünsche dir einen wundervollen Start in das neue Jahr!

Kommunikation – meine Gedanken über eine Fähigkeit, die aus der Mode zu kommen scheint

“Man kann nicht nicht kommunizieren” (Paul Watzlawick)

Nun ja, das stimmt schon, aber in letzter Zeit kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass viele Menschen sehr schlecht kommunizieren. Offene Kommunikation scheint eine Fähigkeit zu sein, die immer mehr in Vergessenheit gerät.

Warum empfinde ich das so?

  • Die Freunde, die ich einfach anrufen kann, ohne vorher eine Verabredung zu treffen, sind sehr rar
  • Apropos anrufen: Ich kenne viele Leute, die schon bei dem Gedanken ausflippen, mit jemandem zu telefonieren, ob mit oder ohne “Termin”
  • Immer mehr Menschen glauben wirklich, dass “keine Antwort immer noch eine Antwort” ist
  • Manchmal bekomme ich Antworten auf E-Mails und frage mich, ob mein Gegenüber meine ursprüngliche Mail überhaupt gelesen hat
  • Es verwirrt mich, wenn Leute einfach auf eine Nachricht “reagieren” (wie es auf Instagram oder WhatsApp möglich ist) und dann denken, dass sie tatsächlich geantwortet haben

Als ich jünger war, war es völlig normal, zu telefonieren. Die ganze Zeit. Ja, ich habe meine Freunde in der Schule gesehen, aber wir haben nachmittags immer noch stundenlange Telefonate geführt. Wenn ich traurig war und jemanden zum Reden brauchte oder wenn ich aufgeregt war und meine Freude teilen wollte, konnte ich einfach zum Telefon greifen, eine Freundin anrufen und über alles reden, was mir durch den Kopf ging. Natürlich funktionierte es auch andersherum. Anstatt in Panik zu geraten, wenn mein Telefon klingelte, habe ich mich gefreut, dass jemand mit mir sprechen wollte. Warum ist das aus der Mode gekommen? Wann haben wir uns so daran gewöhnt, alles zu schreiben, dass wir plötzlich Angst bekommen, wenn das Telefon klingelt? Ich verstehe schon, wir sind alle sehr beschäftigt, da kann es nicht schaden, eine Vorwarnung zu bekommen und zu fragen, ob man Zeit für ein Gespräch hat. Aber weißt du, was? Wenn du keine Zeit hast, kannst du dein Telefon einfach stumm schalten und nicht abheben.

Es gibt aber auch Leute, die das Telefonieren völlig aufgegeben haben. Ich war mit einem Mädchen befreundet, seit wir Kinder waren. Es war meine längste Freundschaft, und sie hielt, obwohl wir nie in derselben Stadt wohnten (abgesehen von den ersten vier Jahren unseres Lebens), völlig unterschiedliche Leben führten und völlig unterschiedliche Interessen hatten. Da wir nie am selben Ort wohnten und uns somit nicht spontan treffen konnten, war Kommunikation das A und O – und sie funktionierte, und zwar eine ganze Weile lang. Dann hörte sie ganz auf zu telefonieren. Sie hat nie erklärt, warum sie sich dabei so unwohl fühlte. Sie wollte nur noch auf WhatsApp schreiben oder Sprachnachrichten austauschen. Ich benutze diese Kommunikationsmethoden zwar auch gerne, aber es funktioniert für mich einfach nicht, wenn eine Freundschaft allein darauf basiert und wir uns nie sehen oder tatsächlich miteinander sprechen. Textnachrichten oder das Hin- und Herschicken von Monologen sind für mich einfach kein Ersatz für echte Interaktion. Das wird deutlich, wenn es einen Konflikt gibt. Es ist einfach immer besser, solche Dinge persönlich oder, in unserem Fall, am Telefon zu klären. Sie war dafür nicht offen, und so hat die Freundschaft nicht gehalten.

Was ist mit “keine Antwort ist immer noch eine Antwort”?

Ich stimme dem nur zum Teil zu. Ja, manchmal gibt es Leute, die einen ghosten, weil es sie einfach nicht interessiert, was man zu sagen hat. Manchmal denken die Leute aber auch: “Ich antworte später”, vergessen es dann und schämen sich dann, sich zu melden, weil es so lange gedauert hat. Ich habe Freunde, die schrecklich im Antworten sind, sich aber riesig freuen, wenn ich mich melde. Oder nimm mich als Beispiel: Wenn ich Phasen habe, in denen ich mit Ängsten oder Panikattacken zu kämpfen habe, kommt mir das Beantworten einer Nachricht wie eine unüberwindbare Aufgabe vor. Ich versuche, den Leuten mitzuteilen: “Hey, ich muss mich ein bisschen zurückhalten, bis ich mich wieder besser fühle”, aber manchmal ist selbst das für mich nicht möglich, oder ich kann nicht einmal artikulieren, was ich fühle, sodass ich nicht in der Lage bin, zu kommunizieren. Es wäre schrecklich für mich, wenn meine Freunde dann sagen würden: “Nun, keine Antwort ist immer noch eine Antwort – es ist ihr offensichtlich egal, also versuchen wir es gar nicht erst”.

In meinen Augen ist keine Antwort keine ausreichende Antwort.

Schweigen kann so viel mehr bedeuten, als wir denken. Ja, es kann bedeuten: “Ich will nichts mit dir zu tun haben, also lass mich verdammt noch mal in Ruhe”, aber es kann auch bedeuten: Ich habe Angst, dass du mich zurückweist, nachdem ich mich so lange nicht gemeldet habe; ich weiß nicht, was ich sagen soll, also ist es im Moment einfacher, gar nichts zu sagen; ich fühle mich mit der banalen Aufgabe, eine SMS zu schreiben, überfordert, wäre aber froh, wenn du mich deshalb nicht aufgibst.

Während ich die Leute um Verständnis für all diese Nuancen des Nicht-Antwortens bitte, sollte es auch glasklar sein, dass Ghosting keine Option sein sollte. Überhaupt nicht. In Anbetracht der Tatsache, dass es so viele Gründe gibt, warum Menschen schweigen, ist keine Antwort nicht einmal annähernd eine zufriedenstellende Antwort. Wenn du kannst – kommuniziere! Auch wenn du befürchtest, dass dem anderen nicht gefallen könnte, was du zu sagen hast.
Was die letzten beiden Punkte auf meiner obigen Liste betrifft… Ich denke, sie sind das Ergebnis der Tatsache, dass Kommunikation zunehmend schriftlich stattfindet. Es ist so einfach geworden, Fragen auszuweichen, die man nicht beantworten kann oder will, oder einfach nur ein Emoji zu posten und es damit gut sein zu lassen. Wenn man sich daran gewöhnt hat, auf diese Weise zu kommunizieren, ist es klar, warum man sich bei Gesprächen am Telefon oder sogar persönlich unwohl fühlt.

Warum ist Kommunikation für mich so wichtig?

Für mich ist sie die Grundlage jeder Art von Beziehung, egal ob es sich um eine Beziehung zur besseren Hälfte, Kolleg:innen, Freund:innen oder Familienmitgliedern handelt. Wenn man nicht kommuniziert, wie soll die andere Person wissen, was los ist? Das ist das Problem: Wenn sie keine Antwort bekommt, beginnt sie zu vermuten, was das Problem sein könnte. Vielleicht wird sie denken, dass du einfach nicht mehr mit ihr reden willst und es nicht mehr versuchen. Vielleicht geht sie alle möglichen Szenarien im Kopf durch, aber sie kommt zu keinem Ergebnis, weil sie es einfach nicht wissen kann, wenn du es ihr nicht sagst. Missverständnisse sind Gift für jede Beziehung, und der einzige Weg, sie zu lösen, ist, miteinander zu reden.

Wie ist dein Verhältnis zu Kommunikation? Führst du gerne lange Gespräche am Telefon, oder gerätst du in Panik, wenn es klingelt? Hast du schon einmal jemanden geghostet oder bist du von jemandem geghostet worden? Warum hast du das getan, oder wie bist du damit umgegangen? Teile es mit mir in den Kommentaren mit oder schreib mir eine Nachricht – ich würde gerne deine Gedanken hören!

Schicksal und Bestimmung – meine Überlegungen der letzten Zeit

Ich war immer eine leidenschaftliche Vertreterin der Theorie, dass es so etwas wie Schicksal gibt. Den Gedanken, dass alles vorherbestimmt ist und somit alles, was uns passiert, Teil eines größeren Plans ist, fand ich schön und irgendwie auch tröstlich. Denn: Wann immer sich in meinem Leben etwas Schmerzhaftes ereignete, konnte ich mir sagen, dass es passieren musste, damit sich „mein Schicksal erfüllt“. Seit kurzem hadere ich allerdings sehr mit dieser Thematik. Hier sind meine Gedanken dazu.

Worum geht’s dabei eigentlich?

Die These lautet wie folgt: Alles, was in deinem Leben passiert, passiert FÜR dich, sodass du am Ende deine Bestimmung leben kannst. Wenn du dir etwas sehnlichst wünschst, aber es nicht bekommst, dann geschieht dies nur zum Schutz oder weil du etwas besseres verdienst. Es war dann einfach „nicht für dich bestimmt“. Wenn aber etwas „für dich bestimmt“ ist, dann musst du dich dafür nicht abrackern, es nicht erzwingen – es wird zu dir kommen oder sich ganz natürlich ergeben. Und vor allem wird es sich auch leicht und richtig anfühlen!

Warum ich bisher total dafür war

Ich habe einen Job nicht bekommen? Na, das sollte wohl so sein, vermutlich wartet da draußen ein besserer auf mich. Mein Wochenendtrip fällt wegen eines Bahnstreiks ins Wasser? Nun, da ja alles aus einem Grund passiert, könnte es vielleicht Schutz sein und ich hätte mir auf der geplanten Wanderung den Knöchel verstaucht? Die Kommunikation mit einer guten Freundin läuft schleppend und ich muss immer wieder den ersten Schritt tun? Tja, da sich die Freundschaft nicht mehr leicht und natürlich anfühlt, sollte ich sie wohl beenden.

Du ahnst, worauf ich hinauswill: Ich fand toll, dass diese Theorie für jedes negative Erlebnis eine positive Erklärung bietet. Das ist tröstlich und aufbauend. Lange Jahre gab mir dieses Denken Kraft und Ruhe. Kraft, weil ich die Gewissheit hatte, dass jedes schlechte Ereignis zu meinem Besten passiert. Ruhe, weil ich die Gewissheit hatte, dass das, was für mich bestimmt ist, mich finden wird und ich es nicht verpassen kann. Und es war stimmig für mich – ich konnte tatsächlich allem Negativen, was mir passierte, irgendwann etwas Positives abgewinnen. Manchmal dauerte es Jahre, bis ich einen tieferen Sinn dahinter erkennen konnte, aber es passierte. Wenn man an einem Punkt im Leben, an dem man total happy ist, einen Rückblick wagt und feststellt, wie die Rädchen ineinandergriffen, sodass man dorthin gelangen konnte, kann das ein wunderbares Gefühl sein.

Was hat sich für mich geändert?

Die vergangenen Monate waren nicht einfach für mich. Ich litt das erste Mal seit fast sechs Jahren an Panikattacken und Angstzuständen und wurde davon völlig überrollt. Allein das ist schon unglaublich kräftezehrend, aber wenn dann noch Herzschmerz dazukommt, wird es richtig unangenehm. Ich fühlte mich absolut miserabel. Aktiv dachte ich gar nicht wirklich darüber nach, ob all das nun tatsächlich geschehen musste, damit ich an einen bestimmten Punkt gelange. Aber ich merkte, dass sich etwas in mir sträubte, wenn ich auf Instagram an Postings wie „Was für dich bestimmt ist, wird dich finden“ oder „Wenn es für dich bestimmt ist, musst du nicht darum kämpfen“ vorbeiscrollte. Anders als sonst lösten diese Sprüche eher Ärger in mir aus. Und ich bin mir sehr sicher, dass ich weiß, wieso. Jeder, der schon mal eine Panikattacke hatte, wird wissen, wie furchtbar hilflos man sich fühlt. Man kann nichts tun, außer versuchen, „hindurchzuatmen“. Man fühlt sich völlig ausgeliefert, es ist ein kompletter Kontrollverlust. Wenn man mir dann weismachen möchte, dass ich sowieso nur bekomme, was für mich bestimmt ist, entzieht man mir auch hier die Kontrolle. Ich habe also gar keinen Einfluss darauf, was ich bekomme, ganz gleich, wie hart ich dafür arbeite? Und wie furchtbar anmaßend ist es bitte, dass irgendwer oder irgendwas festlegt, was für mich bestimmt ist? Vielen Dank, ist sicher gut gemeint, aber ich möchte bitte selbst entscheiden, wie mein Leben verläuft, und ja, ich möchte auch Fehler machen und daraus lernen! Ich möchte das Gefühl haben, mein Leben durch Motivation, Leidenschaft und Arbeit selbst in die Hand nehmen zu können und nicht bei jedem Projekt denken „hm, vielleicht ist es ja gar nicht für mich bestimmt, also stecke ich vielleicht gerade zu viel Zeit und Energie hinein?“.

Natürlich ist es viel einfacher und bequemer, sich zurückzulehnen und sich zu sagen „Auf Instagram hieß es, dass das, was für mich bestimmt ist, mich schon finden wird“. Inzwischen habe ich aber mehr Angst vor Kontrollverlust als vor Mühe. Selbstbestimmung ist es mir wert, etwas dafür zu tun. Und wenn ich bei allem, was sich nicht „leicht“ oder „natürlich“ anfühlt, sofort das Handtuch schmeißen würde, wo wäre ich dann? Nehmen wir doch mal das Beispiel der schwierigen Freundschaft von vorhin: Aufgrund meiner psychischen Verfassung war ich in der letzten Zeit die schwierige Freundin, die sich bei vielen Leuten nicht zurückmeldet. Nicht aus Faulheit, sondern weil mir schlicht die Kraft fehlte. Ich fände es furchtbar, wenn meine Liebsten dann sagen würden „da sich diese Freundschaft gerade nicht leicht anfühlt, soll sie wohl nicht sein, also ziehe ich mich zurück“.

Apropos Freundschaft: Natürlich sind zwischenmenschliche Beziehungen noch einmal etwas ganz anderes, wenn es um dieses Thema geht. Denn hier geht es ja nicht nur darum, was ich will, sondern auch darum, was die andere Person will, mit der ich gern eine Freundschaft pflegen oder eine Beziehung eingehen möchte. Wenn es aber beide wollen – und da bin ich mir absolut sicher -, dann wird es auch funktionieren. Auch, wenn die Umstände widrig sind, oder vielleicht sogar gerade dann. Ich bin unglaublich sensibel und empathisch, daher fühle ich wortwörtlich mit, wenn mein Partner oder eine Freundin Probleme mit mir teilt. Ich weiß, dass Menschen sich während einer Krise schwierig verhalten können, manchmal sogar verbal „um sich schlagen“ und verletzend werden können. Was ich damit sagen will, ist keinesfalls, dass man sich alles bieten lassen sollte. Was ich damit sagen will, ist, dass ich Menschen nie aufgeben würde, weil ich davon ausgehe, die Verbindung sei nicht „bestimmt“, nur weil der Weg gerade steinig ist.

Und jetzt?

Ich schließe auf keinen Fall aus, dass ich dem Thema irgendwann wieder versöhnlicher gegenüberstehe oder sogar Trost aus der Gewissheit ziehe, dass irgendetwas einfach nicht sein sollte und als Ersatz etwas Besseres auf mich wartet (überhaupt – wer entscheidet, was „besser“ ist?).  

Was ich aber auf jeden Fall ausschließe: Dass ich Menschen aus meinem Leben streiche, weil die Interaktion mit ihnen gerade „schwierig“ ist oder dass ich Herzenswünsche aufgebe, weil mir Steine in den Weg gelegt werden, ehe ich sie erreichen kann.

Mentale Gesundheit – 5 Wege, wie Yoga helfen kann

Yoga unterstützt die Gesundheit, sowohl physisch als auch psychisch – das haben wir schon oft gehört. Mit den Übungen können wir die Rückenschmerzen lindern, die uns nach einem langen Bürotag plagen, aber auch die seelischen Schmerzen, die etwa nach einer Trennung an uns nagen, ein wenig in ihre Schranken weisen. Regelmäßig praktiziert, kann es langfristige positive Auswirkungen auf unsere Psyche haben. Doch was genau hilft unserer mentalen Gesundheit eigentlich? Hier sind meine persönlichen Top Five.

1. Mehr Achtsamkeit

Beim Yoga wirst du immer wieder dazu aufgefordert, in dich hineinzuspüren: Wie fühlt sich diese Bewegung in bestimmten Körperteilen an? Wie fühlt sich das Bein, das wir gerade gedehnt haben, im Gegensatz zu dem Bein an, das wir noch nicht gedehnt haben? Wo kannst du deine Atmung besonders gut wahrnehmen? Kurzum: Deine Aufmerksamkeit geht nach innen, nicht nach außen. Ein starker Kontrast zur Welt außerhalb des Yogastudios, wo wir ständig mit Reizen aller Art überflutet werden. Auf deiner Matte jedoch bist du dazu eingeladen, dich ganz auf dich selbst zu konzentrieren und darauf, wie sich etwas für dich anfühlt oder welche Gedanken sich in deinen Kopf schleichen. Nach längerer Zeit des Übens wirst du merken, wie sich diese Gewohnheit auf deinen Alltag ausweitet. Du wirst empfänglicher für die Signale deines Körpers, du wirst früher merken, wenn deine Stimmung sich ändert, du wirst öfter die Rolle des Beobachters einnehmen. Mehr Achtsamkeit bedeutet auch, mehr im Moment, mehr bei sich und nicht mehr so „wehrlos“ gegen die äußeren Einflüsse oder Sorgen über Ereignisse in der Vergangenheit und der Zukunft zu sein.

2. Mehr Entspannung/Parasympathikus

Was am Ende keiner Yogastunde fehlen darf, ist die Tiefenentspannung. Unser Sympathikus rettet uns, wenn wir vor einem Säbelzahntiger weglaufen müssen, der heutzutage auch mal in Gestalt eines unliebsamen Kollegen oder einer Freindin auftritt. Der Parasympathikus hingegen hilft uns beim Regenerieren. In unserer heutigen hektischen Zeit dominiert häufig der Sympathikus, da wir uns ständig in „Habachtstellung“ befinden. So fällt es vielen von uns schwer, wirklich herunterzufahren und zur Ruhe zu kommen. In einer wohligen, ausgedehnten Tiefenentspannung aktivieren wir den Parasympathikus, zusätzlich werden Stresshormone abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet. Doch nicht nur die Endentspannung nach einer Yogastunde hilft dabei: Auch eine genüssliche Yin Yoga Session kann zu mehr Entspannung und Wohlbefinden beitragen.

3. Zugehörigkeitsgefühl durch synchrones Atmen und Bewegen in der Gruppe

Natürlich hilft es deiner mentalen Gesundheit schon enorm, wenn du für dich allein daheim praktizierst. Gerade, wenn du akut unter Angstzuständen oder Depressionen leidest, kann es eine schier überfordernde Aufgabe sein, nach draußen zu gehen, ins Yogastudio zu kommen und dort mit Fremden zu üben – glaub mir, ich weiß genau, wovon ich rede. In solchen Fällen ist es super, dass man einfach YouTube anschmeißen und auf eigene Faust auf die Matte gehen kann. Wenn es dir aber momentan gut geht und du einfach gerne vorsorgen würdest, dann ist die Wirkung eines Kurses vor Ort nicht zu unterschätzen. Praktiziert man gemeinsam Yoga, entsteht im Raum eine ganz besondere Energie, die sich positiv auf dein Wohlbefinden auswirken kann. Das wohlige Gefühl, mit Gleichgesinnten zusammen zu sein, macht sich breit. Durch das achtsame und synchrone Atmen und Bewegen entsteht so ganz von selbst ein Zugehörigkeitsgefühl – selbst, wenn du die anderen Teilnehmer der Klasse noch nie zuvor gesehen hast.

4. Annehmen/Adaptieren lernen

Es heißt, jeder:r kann Yoga machen – solange man atmen kann. Und es stimmt! Die Senioren und Seniorinnen, die ich unterrichten darf, beweisen es mir jede Woche aufs Neue. Trotz Sehschwäche, Rückenproblemen und anderer Altersgebrechen kommen sie immer wieder begeistert in meine Kurse. Das Geheimnis? Die Übungen entsprechend anpassen. Das kannst du auch! Mit der Zeit wirst du lernen, wie du Asanas an deine Bedürfnisse anpassen kannst und wie du Hilfsmittel wie Blöcke und Gurte dazu einsetzen kannst. Hierbei geht es nicht nur um permanente körperliche Einschränkungen, sondern auch um temporäre Zipperlein wie kleine Verletzungen. Selbst wenn du dich nicht auf der Höhe fühlst, du kannst immer Yoga üben, wenn du entsprechend adaptierst – eine Lektion, die auch außerhalb der Matte unfassbar wertvoll ist. Wenn wir annehmen, was gerade ist, sparen wir wertvolle Energie ein. Wenn wir dementsprechende Anpassungen vornehmen, also quasi die Route neu berechnen, nehmen wir unser Schicksal wieder selbst in die Hand – ein gutes Gefühl!    

5. Mehr Konzentration

Hand in Hand mit mehr Achtsamkeit geht häufig auch die Konzentration. Wir lernen beim Yoga, uns auf uns selbst und unsere Bedürfnisse zu konzentrieren – eine Fähigkeit, die häufig abhandenkommt, wenn die mentale Gesundheit nicht auf der Höhe ist. Haben wir mehr Konzentration im Alltag, kommt uns das auch bei der Arbeit und Alltagserledigungen zugute. Wir können uns voll und ganz einer Aufgabe widmen und diese gewissenhaft und sauber erledigen, anstatt beim Ausführen des einen To Do-Punkts gedanklich schon beim nächsten zu sein und somit nachlässig zu handeln. Die daraus resultierenden Erfolgserlebnisse haben einen positiven Einfluss auf unser Selbstwertgefühl – wir fühlen uns erfolgreich, fähig, produktiv. Und wessen Stimmung würde das nicht heben?

Meine eigene Erfahrung

Nachdem ich Yoga lange Zeit nichts abgewinnen konnte, probierte ich es noch einmal aus, als ich mitten in einer Krise steckte, die fast alle Bereiche meines Lebens umfasste: Beruf, Wohnort, Freundeskreis, Liebesleben. Wenn all diese Aspekte im Argen liegen, ist es nur natürlich, dass man sich ständig Gedanken darüber macht, wie es nun weitergehen soll. Für mich fühlte es sich sogar so an, als müsse ich mir ständig Gedanken darüber machen, als wäre es „Zeitverschwendung“, meine Aufmerksamkeit auf anderes zu richten, da mich dies ja nicht aus der Situation herausholen würde. Von einer Yogalehrerin mit den Worten „Diese kommende Stunde gehört ganz Dir und Deinem Wohlbefinden“ quasi eine „Erlaubnis“ zum Abschalten zu bekommen, war für mich unglaublich erleichternd. Wenn ich aus den Stunden kam, merkte ich, wie ich etwas klarer denken konnte – einfach, weil ich dem Gedankenkarussell mal eine Pause erlaubt hatte. Heute starte ich meine eigenen Stunden ebenfalls gerne mit diesen Worten.

Yoga tut mir nicht nur gut, wenn ich am Grübeln bin, sondern auch, wenn ich mal wieder unter Angstzuständen oder Panik leide. Zugegebenermaßen muss ich mich in diesem Zustand oft regelrecht zwingen, um überhaupt auf die Matte zu gehen, aber bereut habe ich es anschließend nie. Wenn das Herz und die Gedanken rasen, bringt es mich jedes Mal runter, wenn ich mich im Einklang mit meinem Atem bewege. Gehe ich in schlechter oder gar deprimierter Stimmung auf die Matte, fließen beim Praktizieren schon mal ein paar Tränchen – aber auch das darf sein! Gerade, wenn es uns nicht gut geht, halten wir oft Spannungen im Körper, die sich durch die Bewegung lösen. Emotional zu werden, ist dabei ganz natürlich und kann auch heilsam sein.

Hast Du schon Erfahrungen mit den Auswirkungen von Yoga auf die Psyche gemacht? Teile sie gerne in den Kommentaren!