Er gilt als eine der sieben Todsünden und hat einen dementsprechend schlechten Ruf: Neid ist keine willkommene Empfindung.
Sind wir neidisch, fühlen wir uns häufig schlecht. Nicht nur, weil wir jemanden gerade beneiden, sondern auch, weil wir uns schuldig fühlen, überhaupt neidisch zu sein. Als Kind haben wir vielleicht sogar des Öfteren gehört „sei nicht neidisch“.
Dabei hat der Neid aus evolutionsbiologischer Sicht sogar richtig viel Sinn. Nicht selten ging es in früheren Zeiten um Leben und Tod, wenn man weniger hatte als andere.
Yogis und Yoginis wissen außerdem: Alle Empfindungen haben eine Existenzberechtigung und dürfen da sein. Auch der Neid! Denn er kann uns wichtige Lektionen erteilen. Doch welche? Und wie kannst du achtsam mit Neid umgehen?
Neid-Minenfeld Social Media
Im Instagram-Zeitalter haben scheinbar alle ein tolles Leben, eine hochwertige Einrichtung und sind ständig auf exotischen Reisen rund um die Welt unterwegs. Alle sind schlanker, schöner, haben mehr Geld, mehr Freunde, mehr Spaß. Diese falschen Annahmen lösen bei vielen von uns Neidgefühle aus.
Ganz wichtig ist hierbei, sich bewusst zu machen, wie gestellt die Inhalte auf Social Media Plattformen sind. Nur die wenigsten von uns präsentieren sich übernächtigt, traurig oder nach einer Niederlage. Stattdessen teilen wir Fotos, auf denen wir uns besonders gut gefallen, und berichten von Erfolgserlebnissen. Und warum auch nicht? Rufe dir beim Konsumieren von sozialen Medien nur immer wieder in Erinnerung, dass all die schönen Bilder nur Momentaufnahmen sind.
Positiver vs. Negativer Neid
Du hast dein Bestes gegeben, dich abzugrenzen, empfindest aber trotzdem Neid? Das passiert uns allen mal. Es wird dabei unterschieden zwischen positivem und negativem Neid.
Die dunkle Seite des Neids macht uns missgünstig. Die Person, auf die wir neidisch sind, löst einen heftigen Groll oder Ärger in uns aus. Sich für die Person freuen und den Erfolg, das neue Auto oder den Traumjob gönnen? Fehlanzeige! Diese Art von Neid hält dich in deinen negativen Gedanken gefangen.
Positiver Neid hingegen kann uns unsere wahren Bedürfnisse offenbaren. Die Erfolge und Errungenschaften eines anderen können uns vor Augen führen „das möchte ich auch!“ und motivieren uns, selbst Schritte zu unternehmen, die uns unseren Zielen näherbringen. Wenn dein Ehrgeiz durch den Erfolg anderer angefacht wird, ist das eine positive Entwicklung, denn du wirst dazu angespornt, selbst aktiv zu werden.
Achtsamer Umgang mit Neid
Hat dich der Neid gepackt, kannst du ein paar Richtlinien beachten, um achtsam damit umzugehen.
1. Nicht unterdrücken! Wie gesagt: Jedes Gefühl darf sein. Niemand gibt gern ein Gefühl wie Neid zu, da es doch Mangel signalisiert. Setze dich aber mit deiner Empfindung auseinander und schäme dich nicht dafür.
2. Nicht vergleichen! Ja, es ist häufig unvermeidbar. So oft vergleichen wir uns unbewusst mit anderen, dabei tut es uns überhaupt nicht gut. Versuche daher, keine Vergleiche anzustellen, wenn jemand in deinem Umfeld Neid in dir auslöst.
3. Schätze, was du hast! Praktiziere Dankbarkeit und erinnere dich stets aufs Neue daran, was in deinem Leben positiv ist. So stärkst du deine Zufriedenheit und deinen Selbstwert und wirst weniger anfällig für Neid.
4. Kenne deine Ziele! Führe dir genau vor Augen, was deine Ziele sind. Frage dich dann: Möchte ich diese Sache bzw. dieses Erlebnis wirklich? Passt es zu meinen Zielen? Würde es mich weiterbringen, das zu haben, was diese Person hat? Wenn ja – wie könnte ich es erreichen?
Hinterfrage! Warum bin ich gerade auf diese Person neidisch? Würde ich mit dieser Person tauschen wollen? Gibt es vielleicht sogar jemanden, der auf mich neidisch sein könnte? Wenn ja, worauf genau?
Yogapraxis als Anti-Neid-Übung
Deine Yogamatte ist ein guter Ort, um einen gesunden Umgang mit Neid zu lernen. Allzu oft beneiden wir unsere Mit-Yogis und -Yoginis um ihre Kraft, ihre Flexibilität, ihre Figur, ihr schickes Outfit.
Ertappst du dich selbst dabei, rufe dir die vorigen fünf Punkte in Erinnerung, um deinem Neidgefühl Raum zu geben.
Bitte mach dies aber erst nach deiner Yogastunde – das ist deine Zeit für dich selbst. So übst du wunderbar, den Fokus nach innen statt nach außen zu richten. Beschäftigt dich der Neid noch nach der Stunde, beschäftige dich damit wie beschrieben. Aber wer weiß? Vielleicht ist er während Savasana schon wieder verflogen 😊
Wir kennen es doch alle: Die nächste Bahn lässt auf sich warten, die Schlange im Supermarkt ist ewig lang, oder im Wartezimmer wird man einfach nicht aufgerufen. Typische Situationen, in denen wir zum Handy greifen und uns ein wenig in den sozialen Medien umsehen.
Daran ist prinzipiell nichts verkehrt. Viele von uns nutzen Instagram & Co., um Langeweile zu bekämpfen. Jedoch gibt es neben unterhaltsamen Katzenvideos auch viele Inhalte, die bei uns Neid auslösen können und im schlimmsten Fall sogar dazu führen, dass wir selbst uns unzulänglich fühlen.
Also, wie kannst du die sozialen Medien auf eine yogische Art und Weise nutzen? Ich habe dir drei Tipps dafür zusammengestellt.
Wähle weise, welchen Accounts du folgst
Nicht alle Accounts mit dem Wort „Yoga“ im Namen verbreiten auch echte yogische Inhalte. Viele sind einfach nur selbstdarstellerisch und voll mit perfekt bearbeiteten Bildern von schönen Menschen in akrobatischen Asanas. Wiederum andere geben vor, einen yoga-geprägten Lebensstil zu führen, während sie einfach nur Asanas als Sport ausüben und ansonsten nichts über Yoga wissen.
Überlege dir genau, was du von den Inhalten erwartest, die in deinem Feed erscheinen. Möchtest du etwas lernen? Unterrichtest du Yoga und möchtest Instagram als Inspiration für deine Stunden nutzen? Oder möchtest du dich einfach nur unterhalten lassen? Im letzten Fall reichen auch einfach ästhetische visuelle Inhalte. Bei den beiden anderen Optionen solltest du nicht wahllos sein und nur den Leuten folgen, deren Content dir wirklich hilft – siehe Punkt 3.
Vermeide Vergleiche
Jemand ist fortgeschrittener in puncto Asanas oder hat eine „bessere“ Figur? Rufe dir in Erinnerung, dass du deswegen nicht weniger wert bist!
Wie bereits eingangs erwähnt können manche Bilder dazu führen, dass du dich vergleichst und in deinen eigenen Augen in diesem Vergleich nicht gut abschneidest. Wenn du dich beim Ansehen bestimmter Inhalte unzulänglich oder einfach nicht gut fühlst, entfolge – siehe Punkt 1.
Versuche in jedem Fall, dich nicht mit anderen zu vergleichen. Akzeptanz, ein Prinzip, das uns oft auf der Yogamatte begleitet, sollte dich auch bei der yogischen Nutzung von sozialen Medien begleiten. Nur weil jemand kräftiger oder biegsamer ist als du, bedeutet das nicht, dass diese Person „besser“ ist als du. Rufe dir immer in Erinnerung, dass auch diese vermeintlich perfekt inszenierten Menschen ihre Unsicherheiten haben.
Lasse dich inspirieren und lerne
Richtig – bzw. yogisch – genutzt, können soziale Medien dir ganz viele lehrreichen Input liefern. Außerdem kannst du von den richtigen Accounts auch eine Fülle an tollen, kreativen Ideen ziehen.
Hast du eine gute Auswahl gehaltvoller Accounts zusammengestellt, wirst du einiges lernen und mitnehmen können. Manche teilen wertvolles Wissen rund um Anatomie, andere ihre Ideen für kreatives Sequencing, wieder andere machen Yogaphilosophie für jedermann zugänglich.
Ziehe Wissen und Inspiration für deine eigene Praxis und deinen eigenen Unterricht aus den Inhalten der Accounts, denen du folgst.
Wie ist es bei dir? Nutzt du Instagram & Co.? Wem folgst du? Wen würdest du empfehlen? Teile es mit uns in den Kommentaren!
Genau wie Neid ist die Langeweile ein Gefühl, das sich keiner großen Beliebtheit erfreut. Empfinden wir Langeweile, wollen wir sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Heutzutage bedeutet das meistens, dass wir zum Handy greifen, sinnlos darauf herumsurfen und dabei gar nicht merken, wie wir unsere Zeit vergeuden. Häufig können wir gar nicht glauben, wie lange wir in Instagram & Co. abgetaucht waren, wenn wir schließlich das Handy wieder beiseitelegen.
Viele von uns fühlen sich danach noch frustrierter als vorher, denn sie wissen, dass sie wertvolle Momente einfach vergeudet haben.
Langeweile ist auch ein Grund, weswegen die Lockdowns während der Corona-Pandemie für viele Menschen so unangenehm waren. Kaum waren sie nicht in der Lage, ihren üblichen Tätigkeiten nachzugehen, wussten sie nichts mehr mit sich anzufangen.
Doch ist Langeweile wirklich nur eine Unannehmlichkeit? Oder kann es auch eine Chance sein?
Aus dieser Definition geht schon einiges hervor. Zunächst einmal sticht ins Auge, dass hier direkt das Label „unangenehm“ verwendet wird. Langeweile ist also kein Gefühl, welches wir genießen. Wir sträuben uns dagegen, suchen nach Möglichkeiten, die Langeweile zu beenden.
Zum anderen besteht laut Definition nicht einfach das Bedürfnis nach irgendeiner Aktivität, sondern nach einer „zufriedenstellenden“. Es muss also nicht mal sein, dass uns überhaupt keine Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, wenn uns langweilig ist. Es kann auch sein, dass wir die Möglichkeiten, die wir haben, als nicht zufriedenstellend wahrnehmen. Somit ist das blinde Scrollen auf dem Handy also auch kein gutes Anti-Langeweile-Mittel.
Langeweile – eine Frage des Blickwinkels
Haben wir Langeweile, ist uns das häufig sogar peinlich. Wird man nach Plänen gefragt und hat keine, ist das oft eher unangenehm. Man fühlt sich, als wäre man uninteressant und wisse nichts mit sich anzufangen. Angesehen ist, wer seine Freizeit möglichst effizient gestaltet.
In Italien hingegen gibt es einen Ausdruck namens „Dolce Far Niente“ – das süße Nichtstun.
Schon allein am Adjektiv „süß“ merkt man, dass hier das Fehlen von Plänen komplett anders gewertet wird. Es ist positiv, sogar genussvoll – ein bewusstes Abschalten von der Hektik des Alltags, etwas, das man sich gönnt, und nicht etwas, das man erträgt.
Von Friedrich Nietzsche stammt das Zitat „Langeweile ist die Windstille der Seele“. Klingt das nicht auch schön? Den inneren Aufruhr einmal zur Ruhe kommen zu lassen?
Langeweile als Chance
Fühlst du dich das nächste Mal gelangweilt, versuche einmal, das Gefühl von einer neuen Perspektive zu betrachten. Nimm es als Möglichkeit an, deinen Gedanken Zeit zum Sortieren zu geben. Ein Moment des Innehaltens kann sehr heilsam sein.
Gleichzeitig ist dies auch der ideale Moment, um die Langeweile als Motivation zu betrachten, sich einmal nach erfüllenden Tätigkeiten umzusehen. Wie oft bekommen wir überhaupt Gelegenheit dazu? Allzu häufig sind wir so aus- und manchmal sogar überlastet mit den Pflichten des Alltags, dass uns weder Zeit noch Energie bleibt, um zu hinterfragen, was wir wirklich gern tun, was wir als erfüllend empfinden.
Ich persönlich habe es als Geschenk empfunden, mich während der Pandemie genau das zu fragen, verschiedene Tätigkeiten auszuprobieren, und das ganz ohne Zwang. Es ist ein Luxus, sich fragen zu können „was möchte ich mit meiner Zeit jetzt anstellen?“ anstatt zu denken „was muss ich jetzt noch machen?“.
Achtsamkeit ist inzwischen ein sehr überstrapaziertes Wort, doch sie ist auch im Falle von Langeweile nützlich. Sie kann dir helfen, einen gesunden Umgang mit dem Gefühl zu finden. Wenn dir das nächste Mal langweilig ist, greife nicht sofort zum Handy. Gönne dir die Gelegenheit, das Gefühl der Langeweile bewusst wahrzunehmen und zu hinterfragen. Warum ist dir gerade langweilig? Was würdest du in genau diesem Moment als erfüllend erachten? Oder kommt dir vielleicht auch ein Moment der völligen Ruhe ganz gelegen?
Eine ayurvedische Sichtweise auf Langeweile
Langeweile ist nicht gleich Langeweile. Auch hier gibt es verschiedene Formen, in denen das Gefühl sich manifestieren kann.
Da wäre zum einen das klassische „Herumhängen“: Man fühlt sich lethargisch, antriebslos, hat keine Ahnung, worauf man Lust haben könnte.
Zum anderen gibt es die Unruhe: Man ist hibbelig, ruhelos, es schießen einem zig Gedanken durch den Kopf, aber keinen kann man so richtig festhalten.
Ayurvedisch gesehen hat die Variante des „Herumhängens“ Kapha-Eigenschaften. Das vom Element Erde geprägte Dosha steht ausbalanciert für Stabilität und Ruhe. Ist es aus dem Gleichgewicht geraten, fühlt man sich lethargisch und völlig unmotiviert. Stellst du diesen Zustand bei dir fest, ist aktivierende Bewegung eine gute Lösung. Praktiziere einige Sonnengrüße und lasse die Schwere von dir abfallen. Koche dir anschließend einen heißen Kapha-Tee und nutze ätherische Öle wie Eukalyptus oder Minze.
In Balance beschenkt uns Vata mit Begeisterungsfähigkeit und Kreativität. Unruhe und Rastlosigkeit hingegen sind klassische Symptome von übermäßigem Vata-Dosha. Hier kann eine Meditation helfen. Erscheint dir Stillsitzen gerade als absolutes Gräuel, dann probiere es mit sanfter, fließender Bewegung im Einklang mit deinem Atem. Widme dich einer meditativen Tätigkeit, wie beispielsweise Malen oder auch Ausmalen. Auch für Vata gibt es einen entsprechenden Tee. Öle zum Ausbalancieren sind unter anderem Rose und Lavendel.
Fühlst du das nächste Mal Langeweile, greife erst einmal zu Stift und Papier und lege eine kleine Journaling-Einheit ein. Beschreibe das Gefühl, das du in diesem Moment empfindest. Frage dich: Gibt es Momente, in denen du dir Langeweile sogar wünschst? Wenn du jetzt alles tun könntest, was würdest du wählen und warum? Gibt es eine Tätigkeit, die du genau jetzt ausüben kannst, die einen ähnlichen Effekt auf dich hätte?
Allein der Prozess des Nachdenkens und Aufschreibens kann dich aus deiner Lethargie holen und neue Motivation wecken oder etwas Ruhe in deinen inneren Aufruhr bringen.
Wann war das letzte Mal, dass dir langweilig war? Wie bist du damit umgegangen? Teile es mit mir in den Kommentaren!
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, wir befinden uns mitten in den mystischen Rauhnächten – die perfekte Zeit zum Reflektieren.
Ich nehme mir „zwischen den Jahren“ gerne Zeit, um auf das Jahr zurückzublicken. Was war schön, was schwierig, was unvergesslich? So eine Rückschau ist auch ideal, um festzustellen, was man ins neue Jahr gern mitnehmen würde und was zurückgelassen werden darf. Auch jetzt habe ich wieder auf mein Jahr zurückgeblickt und möchte das Ergebnis gerne mit dir teilen.
Ein schwieriger Start
Nachdem 2022 ein unfassbar schwieriges Jahr für mich war, war ich mehr als gespannt auf 2023. Der Start war ein wenig holprig: Kurz vor Weihnachten 2022 brach ich mir meinen linken Arm, wodurch die Silvesterpläne, auf die ich bereits hingefiebert hatte, leider ins Wasser fielen. Auch der Anfang des neuen Jahres war durch die Verletzung schwierig. Mit einem von Schulter bis Hand eingegipsten, schwer schmerzendem Arm war ich im Alltag sehr eingeschränkt. Gemüse schnippeln? Fehlanzeige. Das Bett selbst beziehen? Vergiss es! Socken anziehen? Umständlich.
Mit all dem kam ich gut klar. Was mir Sorgen bereitete, war, dass ich die beiden Dinge, die meiner mentalen Gesundheit am zuträglichsten sind, wenig bis gar nicht ausüben konnte: Yoga und Schwimmen.
Da Schöne am Yoga ist ja, dass man es den eigenen Bedürfnissen anpassen kann. Ich googelte „Yoga mit gebrochenem Arm“, probierte entsprechende Flows aus und legte den Fokus mehr auf Meditation.
Schwimmen hingegen war vorerst gestrichen. Letztes Jahr (also 2022) hatte ich mein altes Hobby nach längerer Pause wieder aufgegriffen, und zwar in einer Phase, in der es mir aufgrund von Panikattacken sehr schlecht ging. Klar half auch Yoga, aber das Schwimmen brachte den eigentlichen Durchbruch. Kaum war ich öfter wieder im Wasser unterwegs, ging es mir stetig besser. Daher war ich unglaublich froh, dass meine Stimmung nicht rapide sank, als ich nicht schwimmen gehen konnte. Natürlich vermisste ich es, aber dennoch ging es mir gut.
Es geht aufwärts
Ein Yogalehrer:innen-Treffen im Studio, in dem ich unterrichte, war Mitte Februar der Startschuss für mich, nach meinem „Winterschlaf“ wieder mehr zu unternehmen. Ein herrliches Gefühl! Ich traf Leute wieder, die ich länger nicht mehr gesehen hatte, tauschte mich mit anderen Yogalehrenden aus und tankte Inspiration und positive Energie. Dass Maryia, die Studioleiterin und meine Ausbilderin, sich als großer Fan meines Blogs „outete“, versorgte mich mit einer Extraportion Endorphinen und Motivation.
Ich stürzte mich mit Begeisterung in meine Vorhaben und nahm an einer Verlosung auf Instagram teil, bei der man einen Platz in einem Coaching-Programm für Yogalehrende gewinnen konnte, in dem es darum geht, einen Onlinekurs zu erstellen und damit ein passives Einkommen zu generieren. Ich hatte vorher noch nie etwas gewonnen und ging daher ohne Erwartungen an die Sache heran – und gewann tatsächlich!
In diesem Programm lernte ich tolle, hilfreiche Dinge, die mich enorm weiterbrachten und tauschte mich mit Gleichgesinnten aus. Eine wundervolle Erfahrung, die mir einen klaren Plan geliefert hat, wie ich nun weiter vorgehen möchte. Dieser ist fester Bestandteil meiner Vorsätze für 2024. Ihr werdet noch davon hören bzw. lesen 😊
Das böse C-Wort
All die Pandemiejahre über war ich verschont geblieben, nach Ostern holte es mich dann doch noch ein. Eine Zeitlang lag ich komplett flach: Gliederschmerzen, Husten, Schnupfen, Fieber, null Energie. Ich war ausgeknockt und brauchte lange, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Erschöpfung begleitete mich noch eine ganze Weile, nachdem die Symptome abgeklungen waren.
Nachdem ich in diesem Jahr schon sowohl verletzt als auch krank gewesen war, hatte ich eine noch höhere Wertschätzung für meine Gesundheit als ohnehin schon zuvor. Die ersten Male auf der Matte oder im Wasser, nachdem ich ausgeschaltet war? Unbezahlbar!
Öfter mal was Neues
Zwar habe ich schon mein ganzes Leben lang gern geschrieben, doch einen Blog zu starten, war dennoch etwas komplett Neues für mich. Dieses Jahr habe ich mich einmal mehr aus meiner Komfortzone gewagt und war das erste Mal in einem Podcast zu Gast. Bei der „Yogadetektivin“, der lieben Jule, sprach ich über das Thema „Yoga und Journaling“, eine Kombination, die ich immer wieder gerne unterrichte. Danke, liebe Jule, für die Einladung!
Yogaunterricht
Ja, ich habe nach wie vor meinen Job in der Hotellerie, aber Yoga zu unterrichten, ist dennoch wichtiger Bestandteil meines Alltags. Ich liebe die Art und Weise, wie sich beide Tätigkeiten ergänzen.
Dieses Jahr hatte ich die Gelegenheit, tolle Kurse und Workshops geben zu dürfen. Zweimal fand der Kurs „Reise durch die ayurvedischen Elemente“ statt, in dem AyurYoga unter dem Motto der Elemente unterrichtet wurde. Die Themen der Workshops waren vielfältig: Zyklus-Yoga und -Ayurveda, Atem, Journaling und Reflexion. Ich bin allen Teilnehmenden sowie Yoga Vidya Frankfurt so dankbar für diese bereichernden Erfahrungen!
Im neuen Jahr geht es auch direkt weiter: Am 11. Januar gebe ich bei Yoga Vidya Frankfurt den Workshop „Hallo, 2024!“, in dem wir gemeinsam Yoga und Journaling verbinden, um auf das alte Jahr zurückzublicken und uns auf das neue einzustimmen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du Lust hättest dabei zu sein!
Mein Baby, derBlog
Zu Beginn eines neuen Jahres werde ich immer von einem Motivationsschub erfasst. Dadurch kriege ich Lust, mit Herzensprojekten zu starten oder diese weiter voranzutreiben. Dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, mein Herzensprojekt Blog weiter zu fokussieren und wöchentlich einen neuen Artikel zu veröffentlichen.
Ich bin sehr stolz, dass ich diesen Vorsatz eingehalten und mir lediglich eine Sommer- und eine Geburtstagspause gegönnt habe. Insgesamt gab es dieses Jahr 48 neue Artikel auf dem Blog. Auch nächstes Jahr werde ich euch wöchentlich mit neuem Content versorgen.
Damit stehen sowohl Infos für blutige Anfänger:innen als auch für Yogalehrende bei euch hoch im Kurs. Was würdet ihr im neuen Jahr gern lesen? Postet eure Wünsche in die Kommentare!
Neu war dieses Jahr die Rubrik „Interessante Menschen“, und der Name ist Programm. Seit dem Start der neuen Rubrik im Februar gab es jeden Monat ein neues Interview, also insgesamt elf. Ich bin so dankbar für alle, mit denen ich mich unterhalten durfte und für die bereichernden neuen Bekanntschaften, die ich dadurch machen konnte.
Wie bereits erwähnt, wird es 2024 viele neue Artikel und Begegnungen mit interessanten Menschen geben. Außerdem kommen zwei neue Rubriken hinzu: Spiritualität und Playlist des Monats.
Unter Spiritualität findest du regelmäßig Wissenswertes über Heilsteine, Orakelkarten und vieles mehr.
Außerdem gibt es jeden Monat eine von mir zusammengestellte Playlist zu einem bestimmten yogischen oder ayurvedischen Thema.
Nachdem ich dieses Jahr einen in jeder Hinsicht bereichernden Urlaub verbracht habe, möchte ich auch im nächsten eine ebenso erholsame und gleichsam inspirierende Auszeit erleben. Wohin es gehen soll, weiß ich noch nicht, aber einige Ziele stehen auf meiner Wunschliste.
Neben meiner Zeit auf der Matte möchte ich auch 2024 wieder viel Zeit im Wasser verbringen. Es ist mein Heil- und Wohlfühlelement und tut mir auf einer Ebene gut, die ich nur schwer beschreiben kann. Nachdem ich dies im letzten Jahr wieder für mich entdeckt habe, geht es direkt zu Anfang des neuen Jahres auf die Wassersportmesse „boot“ in Düsseldorf, um auch auf diesem Feld neue Impulse zu erhalten. Es wird mein erster Besuch seit Jahren, also freue ich mich riesig darauf.
Nun wünsche ich euch allen einen guten Start in ein glückliches und gesundes neues Jahr. Kommt gut in 2024 an!
Begeisterung will geteilt werden – das ist wohl bei uns allen so. Hat uns die Leidenschaft für ein Thema so richtig gepackt, wissen wir kaum, was mehr Spaß macht: Uns tatsächlich damit beschäftigen oder darüber reden.
Wir freuen uns über die neuen Dinge, die wir lernen; die neuen Leute, die wir durch das Hobby treffen, und die Erkenntnisse, die wir gewinnen.
Gerade beim Yoga greifen diese häufig sehr tief. Nach einiger Zeit des Übens spüren wir die vielfältigen Vorteile einer regelmäßigen Praxis: Wir werden stärker, flexibler, entspannter, können besser mit Stress umgehen… und vielleicht ändern sich sogar einige unserer Lebensgewohnheiten.
Da Yoga das eigene Wohlbefinden so sehr steigern kann, ist es nur natürlich, dass man das teilen möchte. Denn selbstverständlich wollen wir ja, dass unsere Liebsten sich ebenso gut fühlen wie wir, richtig? Da kann es schon mal schwierig werden, wenn das engste Umfeld die Interessen nicht teilt.
Was also tun, wenn man unterschiedliche Interessen oder sogar unterschiedliche Lebensstile hat, sich aber sehr nahesteht?
Gegenseitiges Verständnis
Die Bereitschaft, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen, sollte da sein, und zwar auf beiden Seiten.
Wenn dir ein Mensch wichtig ist, ist dir üblicherweise auch wichtig, was diesen Menschen interessiert, was ihn umtreibt, womit er seine Zeit verbringt – auch, wenn diese Dinge nicht notwendigerweise zu deinen eigenen Interessen gehören.
Ist letzteres der Fall, bemühe dich trotzdem, Interesse zu zeigen, stelle Fragen, rege Unterhaltungen an. Achte aber auch darauf, dass dir das gleiche Interesse entgegengebracht wird.
Gemeinsamkeiten finden
Wenn beide Parteien es wirklich versucht haben, über die Themen des Gegenübers zu sprechen und es einfach nur anstrengend und nervig ist, dann müssen Gemeinsamkeiten her.
Was hat euch früher verbunden? Ist diese Grundlage nicht mehr da, warum nicht nach einer neuen suchen? Es könnte Spaß machen, nach etwas Ausschau zu halten, was euch beiden gefällt: gemeinsame Abende im Theater, zusammen eine neue Sprache oder ein Instrument lernen, einem Buchclub beitreten… die Möglichkeiten sind vielfältig! Vielleicht schweißt euch eine alte oder neue Gemeinsamkeit wieder zusammen.
Vorleben statt Überreden
Bei Yogabegeisterten ist der Wunsch nicht selten, das Umfeld von der eigenen Leidenschaft zu überzeugen. Viele finden durch Beschwerden zum Yoga, die durch die regelmäßige Praxis gelindert werden oder sogar verschwinden. Da ist es ganz natürlich, dass man Freunde und Familie mit an Bord holen möchte, denn die sollen ja auch von den positiven Seiten des Yoga profitieren.
Fakt ist: Jeder Mensch kann von Yoga auf die eine oder andere Weise profitieren; sei es durch die Linderung von Rückenschmerzen, oder die Reduktion von Stress.
Fakt ist aber auch: Nicht jeder Mensch ist sich dessen bewusst oder offen dafür.
Ist dies in deinem Umfeld der Fall, stößt du Leute eher von dir weg, wenn du versuchst, sie zu überreden. Du kannst allerdings versuchen, zu inspirieren. Lebe deinen Liebsten vor, welche positiven Auswirkungen Yoga haben kann. Betone den Einfluss deiner Praxis, wenn du darauf angesprochen wirst, wie entspannt du wirkst, wie gesund, etc.
Kleine Einblicke anbieten
Leider ist es nach wie vor so, dass viele Menschen Vorurteile gegenüber Yoga haben. Hast du solche Menschen in deinem Umfeld, kann das natürlich frustrierend sein. Versuche dennoch, diese Vorurteile nicht als „Schwachsinn“ abzutun. Erkläre freundlich, aber bestimmt, dass die jeweilige Annahme falsch ist und biete an, einen Einblick ins „wahre Yoga“ zu gewähren.
Das kann auf vielerlei Weise erfolgen. Biete der Person ganz einfach ein Gespräch darüber an, in dem alle Fragen an dich erlaubt sind. Als nächste Stufe kannst du anbieten, mit dir in einen Kurs zu kommen, um sich selbst ein Bild zu machen. Wenn du selbst unterrichtest, kannst du auch eine Privatstunde anbieten.
Menschen, die aufgeschlossen sind, werden Wert darauf legen, Vorurteile abzulegen und gefährliches Halbwissen durch echte Einsichten zu ersetzen.
Grenzen setzen
Wollen wir hoffen, dass es nie dazu kommt, aber es kann sein, dass du Menschen begegnest, die eher an Vorurteilen und falschen Ansichten festhalten, als offen dafür zu sein, etwas dazuzulernen. In diesem Fall solltest du dich fragen, ob dir solch engstirnige Menschen guttun.
Als Yogi bzw. Yogini bist du vermutlich sehr tolerant und unvoreingenommen, daher kannst du mit bornierten Leuten wahrscheinlich nicht viel anfangen. Mache ihnen klar, dass es dich kränkt, wenn sie sich lieber an falsche Tatsachen klammern als mit dir darüber zu reden. Hat man jemanden in seinem Leben, der mit den Vorurteilen aufräumen könnte – so wie du – ist es so leicht, den eigenen Horizont zu erweitern. Ist jemand nicht dazu bereit, spricht das Bände über diese Person.
Hast du selbst schon Erfahrungen mit unterschiedlichen Interessen im Freundes- und Familienkreis gemacht? Wie bist du damit umgegangen? Teile es mit mir in den Kommentaren!
Kennt ihr das auch? Ein erstes Aufeinandertreffen, Funken sprühen, alles passt und ihr wisst – das ist es!
So war es mit mir und Yoga nicht.
Liebe auf den ersten Blick? Weit gefehlt. Nicht mal auf den zweiten.
Ein holpriger Start
„Kennengelernt“ haben wir uns bereits, als ich noch ein Teenager war. Unsere Krankenkasse warb für einen Yogakurs, der speziell auf Schulkinder und deren typische Beschwerden – Haltungsschäden, Konzentrationsschwäche, Wachstumsschmerzen – zugeschnitten war. Alle Kosten sollten übernommen werden, also dachten meine Eltern „warum nicht?“ und schickten mich hin.
Eins müsst ihr aber über mich wissen, ehe ich von meinem ersten Yogaerlebnis berichte: Schon als Dreizehnjährige war ich sehr interessiert an Spiritualität und auch damals war mir bereits bewusst, dass ich mehr nachdenke und mir mehr Sorgen mache als der Durchschnitts-Teenie. Ja, schon damals hatte ich mit dem Gedankenkarussell zu kämpfen. Ob Streit mit den Eltern, eine harmlose Schulhof-Neckerei oder eine anstehende Klassenarbeit – für die meisten in meinem Umkreis lästig, aber nicht weiter wild. Ich hingegen grübelte endlos: War ich gut genug für diesen Vokabeltest vorbereitet? Was, wenn nicht? Hatte ich Schuld an dem Streit? War ich unfair gewesen? Sollte ich mich entschuldigen? Hätte, würde, sollte…
Gleichzeitig gewann Yoga damals mehr und mehr an Popularität und auch ich hatte schon den einen oder anderen Artikel darüber gelesen. In diversen Zeitschriften wurde davon berichtet, wie gut es bei Rückenschmerzen half, aber auch davon, wie der meditative Aspekt, die Bewegung im Einklang mit dem Atem, für Ruhe im Kopf und mehr Gelassenheit sorgte.
Ich wusste: Das brauche ich.
Hier ist die Rede also nicht von einem bockigen Teenager, der sich insgeheim sträubt und den Kurs nur besucht, weil die Eltern es so wollen. Nein – ich war absolut offen dafür und freute mich sogar darauf.
Das erste „Date“
Der Kurs fand in den Räumlichkeiten eines Rettungsdienstes statt, wo sonst auch Erste-Hilfe-Kurse abgehalten wurden. Es war also kein weiß gestrichener Raum mit Buddha-Statuen und Sanskrit-Wandtattoos, wie man ihn sich vielleicht vorstellt. Alles war sehr nüchtern und bodenständig – die Lehrerin eingeschlossen. Wir bewegten uns sehr sanft, kamen nicht oder nur wenig ins Schwitzen. Ich erinnere mich, dass ich ein Gefühl von Enttäuschung verspürte, weil dies so gar nichts mit den anmutigen Übungen zu tun hatte, die man in den Magazinen sah. Der Kurs ging acht Wochen lang, und während dieser Zeit sprang der Funke leider nicht über. Jede Woche hoffte ich aufs Neue darauf, aber der Aha-Moment blieb aus. Ich langweilte mich, hatte nicht den Eindruck, dass es mir physisch oder psychisch etwas brachte, und so blieb ich nicht am Ball, als der Kurs endete. Ich weiß noch, dass ich das sehr schade fand. So gerne hätte ich gelernt, mein Gedankenkarussell besser unter Kontrolle zu bringen, aber Yoga schien einfach nichts für mich zu sein.
Fast 10 Jahre vergingen, bis ich mich als Studentin noch einmal auf die Matte wagte.
Eine zweite Chance
Ich war im Auslandssemester in den USA, erholte mich gerade von einer Lungenentzündung und merkte, dass mein Körper langsam wieder nach Bewegung verlangte, obwohl ich mich noch recht schlapp fühlte. Als mich eine Mitbewohnerin fragte, ob ich Lust hätte, mit zum Yoga zu kommen, sagte ich zu. Ich erinnerte mich an die supersanften Übungen aus meinem vorigen Kurs und dachte mir, dass dies bestimmt ein guter Wiedereinstieg nach der Krankheit wäre. Leider hatte diese Lehrerin einen völlig anderen Ansatz: Es war anstrengend, fordernd, schweißtreibend – also genau das Gegenteil von dem, was man braucht, wenn man gerade sehr krank und noch nicht ganz fit war. Dementsprechend fühlte ich mich auch nach der Stunde. Ich war völlig erledigt und verbrachte den Rest des Tages im Bett. Muss ich überhaupt erwähnen, dass ich für den Rest meines Auslandssemesters nicht mehr zum Yoga ging?
Es vergingen wieder mehrere Jahre, bis ich es noch einmal versuchte.
„Yoga ist einfach nichts für mich“
Inzwischen lebte und arbeitete ich in Bonn und ging gemeinsam mit Kollegen regelmäßig ins Fitnessstudio. Irgendwann hatten wir die Idee, einen der angebotenen Yogakurse zu besuchen. Neue Hoffnung keimte in mir auf: Trotz meiner bisherigen Erfahrungen mit Yoga war ich immer noch davon überzeugt, dass es das war, was ich brauchte. Noch immer fand ich, dass ich mir vieles zu sehr zu Herzen nahm, mehr als andere. Bisher hatte ich Yoga nicht gemocht – aber ich wollte es mögen! Also ging ich mit einer Kollegin in den Kurs.
War das dann der Tag, an dem es endlich „funkte“? Nein. Leider nicht.
Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt immer noch keinen blassen Schimmer von Yoga, aber ich hatte mir irgendwie vorgestellt, ich würde dabei in eine Art Flow-Zustand kommen (immerhin heißt es ja auch Yoga-Flow!), dass ich dabei abschalten könnte, oder dass sich eine Art Frieden in mir einstellen würde. Nichts davon passierte.
Die Bewegungen fühlten sich unangenehm oder zu anstrengend an, ich hatte das Gefühl, dass das alles überhaupt nichts brachte und fragte mich, wie all das mich zu dem bringen sollte, was ich mir so sehr wünschte, dass ich mich immer mal wieder auf die Matte gezwungen hatte.
Zu allem Überfluss hatte der Lehrer eine ganz merkwürdige Art zu reden und die Wörter zu betonen. Die ganze Zeit musste ich an mich halten, um nicht laut loszulachen. Ich konnte mich also mal wieder nicht darauf einlassen und verließ den Kurs mit dem Gedanken, dass ich mich wohl einfach damit abfinden müsste, dass Yoga nichts für mich ist.
Wie bei so vielen Menschen war es schließlich eine Krise, die mich indirekt zum Yoga brachte.
Quarter-Life Crisis
Ich war in einer Phase, in der ich sowohl privat als auch beruflich sehr unzufrieden war. Einen Plan B hatte ich aber auch nicht, da ich gar nicht mehr sicher war, was ich überhaupt wollte. Daraus resultierte eine Lethargie, die die Situation natürlich nicht besser machte.
Schließlich gelangte ich an einen Punkt, an dem es einfach nicht mehr ging. Ich kündigte meinen Job, ohne einen neuen zu haben, und ging erst einmal auf Reisen. Im selben Jahr hatte ich mich in Costa Rica mit einer Amerikanerin angefreundet, die mittlerweile auf Lombok Englisch unterrichtete. Sie lud mich zu sich ein und ich plante meinen Trip um diesen Besuch herum.
Es war eine tolle Zeit. Gemeinsam tranken wir Tequila in indonesischen Beachbars und aßen köstliches Essen während wir Livebands zuhörten, die Füße im Sand vergraben. Wir erkundeten die Gili Inseln, schnorchelten mit Meeresschildkröten und tanzten an Halloween mit neuen Bekanntschaften aus aller Welt in einem Club direkt am Meer. Wir ließen uns Massagen geben, erkundeten Tempel… und verbrachten Zeit mit ihrer Mitbewohnerin, die Yogalehrerin war.
Aufgrund einer Verletzung kam ich leider nicht dazu, eine Stunde bei ihr zu nehmen, aber wir unterhielten uns viel über das Thema. Ihre Ausstrahlung tat ihr übriges: Sie war quirlig, fröhlich, herzlich, die typische „Life of the Party“-Persönlichkeit, aber dennoch strahlte sie eine beeindruckende Ruhe aus. Sie schien völlig im Reinen mit sich zu sein.
Ich dachte: Wenn es das ist, was Yoga mit einem macht, dann will ich das auch.
Bevor ich zu meiner nächsten Station Thailand aufbrach, riet sie mir, mich zurück in Deutschland nach einem Yogastudio umzusehen, statt ins Fitnessstudio zu gehen. Die Ansätze seien doch recht unterschiedlich. Ich nahm mir fest vor, Yoga noch eine Chance zu geben.
Es funkt!
Als ich wieder zurück war, ging ich dennoch wieder ins Fitnessstudio (ein anderes mittlerweile). Dort hatte ich noch einen Vertrag, und da ich noch keinen neuen Job hatte, wollte ich nicht noch zusätzlich für ein Yogastudio zahlen.
Das war der Kurs, in dem es endlich Klick machte!
Das Licht im Raum war gedimmt, Kerzen brannten, die Bewegungen waren fließend und fühlten sich stimmig für mich an. Es war genau die richtige Mischung aus Anstrengung und Entspannung, aus spirituell und bodenständig. Das war’s: Yoga hatte mich am Haken. Von da an war der Montagabend fest reserviert. Kurz darauf bekam ich die Zusage für einen Job in Frankfurt, wo ich mir dann auch ein Studio suchte. Und der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte.
Seitdem sind Yoga und ich unzertrennlich und ich kann mir mein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen.
Hat mich das Gedankenkarussell seitdem in Ruhe gelassen? Absolut nicht.
Mache ich mir immer noch manchmal zu viele Gedanken? Auf jeden Fall.
ABER: Jetzt habe ich ein „Werkzeug“, mit dem ich mich aus eventuellen Tiefs herausholen kann. Warum es so lange gedauert hat? Keine Ahnung. Vielleicht hatte ich nie den richtigen Lehrer, vielleicht war ich selbst nicht empfänglich genug.
Was zählt, ist aber, dass ich nicht nach dem ersten Versuch aufgegeben habe.
Die Hoffnungen, die ich von Anfang an in Yoga gesetzt hatte, haben sich nach all den Jahren endlich erfüllt. Manchmal lohnt es sich eben doch, auf die kleine Stimme zu hören, die einem zuflüstert: „Probier’s nochmal – es könnte sich auszahlen“.
Inzwischen sind einige Jahre vergangen, seitdem ich mich Hals über Kopf in Yoga verliebt habe. Lies hier darüber, was ich während dieser Jahre gelernt habe und darüber, wie ich schließlich Yogalehrerin wurde.
Was ist deine Geschichte mit Yoga? Teile sie mit mir in den Kommentaren!
Nie hätte ich gedacht, dass ich mir diese Frage einmal stellen würde. Zu lang hatte es gedauert, bis ich Yoga als Schülerin etwas abgewinnen konnte, als dass ich mir hätte vorstellen können, die Rolle der Lehrerin einzunehmen.
Doch als ich erst einmal Blut geleckt hatte, ging es ziemlich schnell.
Vorher – die Entscheidungsfindung
Gerade einmal ein Jahr war vergangen, seit ich angefangen hatte, Yoga regelmäßig zu praktizieren, als meine damalige Lehrerin im Kurs erwähnte, dass demnächst eine neue Ausbildung starte. „Betrifft mich nicht“, dachte ich. „Was will ich Leuten denn schon beibringen, ich bin doch selbst noch nicht so lang dabei.“
Doch dann, in der Woche darauf, kam meine Lehrerin nach dem Kurs direkt auf mich zu und sprach mich auf die Ausbildung an. Sie meinte, sie hätte bei mir so ein Gefühl, dass dieser Weg der richtige für mich sein könnte und dass sie sicher sei, ich würde eine gute Lehrerin abgeben – und nein, sie erhalte keine Provision für das Anwerben von „Yoga-Azubis“ 😊
Mit einem warmen Tee in der Hand redeten wir lange an diesem Abend. Über die Ausbildung, ihre eigenen Erfahrungen, meine Bedenken dazu, aber auch über uns im Allgemeinen. Dabei stellten wir fest: wir haben einiges gemeinsam. Als sie sich für die Ausbildung anmeldete, war sie in einer sehr ähnlichen Lebenssituation wie ich in diesem Moment, und für sie war es die beste Entscheidung überhaupt.
Außerdem brachte sie meine Überzeugung, zu unerfahren zu sein, ins Wanken, als sie mir erzählte, eine andere Teilnehmerin unseres Kurses habe sich bereits angemeldet – man brauche keine profunde Vorkenntnis oder -praxis, es reiche, wenn man Lust und Interesse hätte, tiefer in die Materie einzutauchen: die Philosophie, die Mythologie, die Anatomie, die korrekte Ausrichtung der Asanas und noch vieles mehr.
Darauf hatte ich auf jeden Fall Lust, und so nahm ich eine Infobroschüre mit nach Hause, die ich den kommenden Tagen von vorne bis hinten durchlas.
Schnell wurde mir klar: Das ist eigentlich genau das Richtige für mich. Doch ich hatte ehrlicherweise auch etwas Bammel. Zwei Jahre sind ein ganz schönes Commitment, noch dazu mit Kosten und Arbeitsaufwand verbunden. Einmal pro Woche Ausbildung, zusätzlich mehrere Intensivwochenenden pro Jahr… das schüchterte mich etwas ein.
Allerdings sah ich auch die tollen Erfahrungen, die ich machen würde; die Dinge, die ich lernen würde; die interessanten Menschen, die ich kennenlernen würde.
Über Weihnachten, daheim bei meinen Eltern, redete ich mit den beiden darüber. Meine Mutter riet mir, noch ein Jahr zu warten, um meine eigene Praxis zu festigen. Ich erinnere mich genau an mein Bauchgefühl in diesem Moment: Nein. Jetzt oder nie.
Ich wusste es noch nicht, aber zwei Jahre später sollte sich dieses Gefühl als absolut richtig erweisen. Doch dazu später mehr 😊
Zurück in Frankfurt meldete ich mich an – und ergatterte den allerletzten Platz. Kurz darauf ging die Ausbildung dann auch schon los. So viel Zeit hatte ich mir mit der Entscheidung gelassen!
Die ersten Erfahrungen
Pünktlich zum allerersten Ausbildungsabend wurde ich krank. Mit Halsschmerzen, einem dicken Schädel und Müdigkeit schleppte ich mich ins Studio, weil ich den ersten Abend auf keinen Fall verpassen wollte.
Trotz meines Zustands kam die besondere Atmosphäre total bei mir an. Der Zauber des Kennenlernrituals war deutlich greifbar, und ich spüre: Hier bin ich richtig. Zwar hatte ich immer noch Bedenken, was mein persönliches Praxislevel anging, aber bereits während dieses ersten Abends wurde ich diesbezüglich ruhiger.
Kurz darauf – immer noch gesundheitlich angeschlagen – war ich bei meinen Eltern zu Besuch und ging in ihrer Gegend zum Yoga. Als ich zurückkam, war meine Mutter (die eher skeptisch war, was die Ausbildung anging) vollends begeistert. Sie meinte: „Du siehst auf einmal so viel gesünder aus als vor der Stunde – wenn es das ist, was Yoga für dich macht, dann bin ich total dafür!“
War die anfängliche Krankheit erst einmal überwunden, kam ich so richtig an. Ich fühlte mich mit dem Ablauf des Ausbildungsabends – Meditation/Pranayama, Theorie, Asanas –, den Inhalten und vor allem den Menschen pudelwohl. Ein Umfeld, was mich zuvor noch verunsichert hatte, wurde schnell zu meiner Komfortzone.
Intensivwochenenden
Dieser positive Eindruck bestätigte sich auf dem ersten Wochenende, das wir gemeinsam im Yogastudio verbrachten. An zwei Tagen tauchten wir besonders tief in spannende Themen wie die hinduistische Mythologie ein und knüpften noch engere Kontakte.
Das eigentliche Abenteuer waren aber die Intensivwochenenden im Ashram. Für viele von uns war es das erste Mal an einem solchen Ort, dementsprechend waren wir noch nicht gewöhnt an die langen Tage, das frühe Aufstehen, den Essensrhythmus und das ausgedehnte Kirtansingen am Abend. Besonders letzteres war für viele von uns erst einmal befremdlich und wurde dann recht schnell zu etwas, worauf man sich freute.
Elf Mädels in einem Zimmer – kann das gut gehen? Allerdings!
Wir hatten in dem Zimmer, das wir während der Ausbildung bis auf eine Ausnahme immer gleich zugeteilt bekamen, einen riesigen Spaß. Abends vorm Schlafengehen tauschten wir Lesestoff aus; in Pausen saßen wir gemeinsam mit neu gefundenen Freundinnen in den Stockbetten zusammen, quatschten, snackten und tranken auch mal einen „hineingeschmuggelten“ Kaffee.
Diese ganz besondere Mischung aus „Klassenfahrt trifft spirituelle Einkehr“ wurde sehr schnell zu etwas, worauf ich mich zu freuen begann. Ja, es war auch anstrengend, aber gleichzeitig tankte ich jedes Mal neue Energie.
Prüfungen
Wer mich kennt, weiß: Prüfungen sind die absolute Hölle für mich. In der Yogalehrerausbildung war das nicht anders. Es ging schon bei der ersten Lehrprobe los: Herzklopfen, schwitzige Hände, Lampenfieber, Versagensangst.
Zum Glück stellte sich jedoch recht schnell heraus, dass ich mich in der Rolle der Lehrerin sehr wohlfühlte und die Nervosität sich verabschiedete, sobald ich vor meiner Gruppe saß. So war die praktische Prüfung für mich auch weitaus weniger nervenaufreibend als die theoretische. Eine Stunde unterrichten, deren genauer Ablauf exakt vorgeschrieben war – die ich also nicht von Grund auf neu planen musste – und die ich in dieser Form auch schon zigmal praktiziert hatte, das war nicht allzu furchteinflößend.
Die Theorie hingegen machte mir eine Heidenangst, und das, obwohl ich fleißig lernte. Ich schrieb Karteikarten, mit denen ich in Bus und Bahn den Stoff wiederholte, hatte aber trotzdem Sorge, nicht gut genug vorbereitet zu sein. Die Vorstellung, drei Stunden lang eine schriftliche Prüfung zu absolvieren, machte mir Bauchschmerzen – mein Glückshamster, der mich schon seit Schulzeiten bei Prüfungen und Vorstellungsgesprächen begleitet, durfte natürlich nicht fehlen und war sowohl bei der Praxis als auch bei der Theorie an meiner Seite.
Wenigstens machte das Lernen Spaß, denn die Themen waren super interessant. Ich beschäftigte mich mit Anatomie, Mythologie, Philosophie, Unterrichtsdidaktik, Yoga für besondere Zielgruppen und vielem mehr. Noch heute staune ich, wie viel Wissen ich während dieser Zeit angehäuft habe. Und tatsächlich konnte ich es auch wiedergeben, denn die Prüfung bestand ich 😊
Danach
Ich schloss die Prüfungen im Januar 2020 ab – kurz danach kam Corona.
Bald darauf wurde mir klar, dass die innere Stimme, die mir geraten hatte, lieber nicht noch ein Jahr zu warten, absolut Recht hatte. Corona breitete sich aus, aufgrund dessen kam ich in Kurzarbeit und hatte auf einmal eine Menge Zeit. Ich hatte also genug Freiraum, um das Ayurveda-Fernstudium zu machen, mit dem ich schon während der Ausbildung geliebäugelt hatte; und um eine Weiterbildung in therapeutischem Schreiben zu absolvieren. Sobald es dann draußen wärmer wurde und man auch draußen unterrichten konnte, unterrichtete ich schon bald vier Kurse pro Woche in einer Frankfurter Seniorenresidenz.
All das wäre nicht möglich gewesen, wenn ich ein Jahr später eingestiegen wäre. Und nicht nur das: Auch die Ausbildung an sich wäre ganz anders abgelaufen – mit weniger Präsenz- und mehr Online-Abenden, ohne das intensive Üben der Korrekturen, ohne die kuscheligen Ashram-Wochenenden zu elft auf einem Zimmer.
Rückblickend bin ich immer noch unglaublich froh über meine Entscheidung, dieser Eingebung zu folgen.
Persönliche Entwicklung
Dass eine Yogalehrerausbildung einen persönlich sehr wachsen lässt, klingt mittlerweile schon wie ein Klischee. Ich kann aber versichern: Es stimmt.
Dadurch, dass ich eine zweijährige Ausbildung machte, war es ein sehr nachhaltiger Prozess. Ich befand mich nicht drei Wochen in einer Art Blase und wurde dann wieder in den Alltag geschleudert, sondern die Ausbildung mit all ihren Lehren und Menschen wurde zum Teil meines Alltags.
Ich etablierte einige neue Gewohnheiten (beispielsweise den Tag mit Yoga beginnen, kein Fleisch mehr essen…), lernte so einiges über mich (ich kann richtig strebsam sein, wenn mein Herz an einem Thema hängt) und knüpfte Freundschaften, die bis heute halten.
Ein weiterer Aspekt, der eine echte Bereicherung für mich war, war die spirituelle Komponente der Ausbildung. Waren Rituale, Kirtan & Co. anfangs noch befremdlich für mich, wurden sie bald zu Dingen, nach denen ich mich sogar sehnte, wenn ich beispielsweise schwierige Phasen durchmachte.
Am wichtigsten ist vermutlich, dass ich eine neue Komfortzone für mich entdeckt habe und mich in der Yogawelt und meiner Rolle als Lehrerin pudelwohl fühle. Ich habe meinen Horizont enorm erweitert und könnte nicht dankbarer dafür sein.
Mein Rat an dich
Wenn du über eine Ausbildung nachdenkst, kann ich dich nur dazu ermuntern, es zu tun. Sogar, wenn du anschließend nicht unterrichten möchtest, wirst du in hohem Maße davon profitieren – versprochen! Sollte es dir irgendwie möglich sein, würde ich dir raten, eine berufsbegleitende Ausbildung zu wählen, statt für einige Wochen ein Intensivtraining an einem exotischen Ort zu machen. Warum? Erstens lernst du in einer längeren Ausbildung logischerweise sehr viel mehr Theorie und gewinnst auch sehr viel mehr Routine im Unterrichten. Zudem baust du, wie oben beschrieben, die neue Tätigkeit so direkt in deinen Alltag ein. Verbringst du beispielsweise drei Wochen auf Bali, können die Inhalte und neuen Gewohnheiten zurück in Deutschland sehr schnell wieder verblassen.
Das ist jedoch nur meine persönliche Sicht. Die Auswahl der richtigen Ausbildung ist sehr individuell, daher mache dich schlau, was am besten zu dir und deinen Bedürfnissen und Möglichkeiten passt.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du eine so erfüllende Erfahrung machst, wie ich sie erleben durfte!
Arbeit… das ist doch dieses lästige Ding, was wir tagtäglich machen müssen und absolut hassen, oder? Aber, Moment mal… ist es nicht vielleicht doch diese erfüllende Tätigkeit, in der wir voll aufgehen und manchmal kaum glauben können, dass wir damit auch noch Geld verdienen?
Ich finde, es ist Zeit, das Wort einmal neu zu überdenken. Und, wenn wir schon dabei sind, sollten wir gleich mit dem Wort „Erfolg“ weitermachen.
In meinem eigenen beruflichen Umfeld und auf Social Media ist mir in den letzten Jahren eines aufgefallen: Obwohl Burnout kein Fremdwort mehr ist, wird Überarbeitung immer noch als etwas Glamouröses dargestellt. Viele Menschen tragen ihre Erschöpfung vor sich her wie ein Tapferkeitsabzeichen. Genauso läuft es, wenn sie krank ins Büro kommen. Sie erwarten, dass man sie „bewundert“, wie stark und fleißig sie doch sind, dass sie trotz Erkrankung arbeiten gehen.
Warum erwartet man Bewunderung für etwas, was einfach dumm ist?
Kein Mensch wird es einem danken, wenn man sich die Gesundheit wegen eines Jobs kaputt macht. Du kannst jederzeit einen neuen Job finden – deine Gesundheit ist viel wertvoller. Und auch die der anderen, die du aufs Spiel setzt, wenn du schniefend auf der Arbeit erscheinst.
Doch auch, wenn du kerngesund bist, ist Überarbeitung nicht glamourös. Burnout ist nicht „schick“ oder in sonst einer Weise etwas, worauf man stolz sein könnte.
Liegt vielleicht hier die Ursache für das schlechte Image von Arbeit?
Nimmt man automatisch an, dass es etwas ist, was zu Krankheit und Erschöpfung führt? Denn das ist es keineswegs. Das Wort „Arbeit“ ist bei vielen sehr negativ konnotiert: Arbeit ist anstrengend, nervig, lästig, langweilig. Doch Arbeit ist so viel mehr. Auch diesen Artikel zu schreiben ist eine Art von Arbeit, aber diese Tätigkeit macht mir großen Spaß, erfüllt mich und lädt meine Energiereserven auf, anstatt sie aufzuzehren.
Überlegungen zum Thema „Faulheit“
Die gleichen Menschen, die Überarbeitung für glamourös halten, sehen Menschen als faul an, die das eben nicht tun oder vielleicht sogar weniger arbeiten wollen. „Weniger arbeiten“ bedeutet aber nicht unbedingt automatisch, dass man faul ist. Viele sind durch die Pandemie ins Umdenken gekommen und haben ihre Prioritäten neu definiert. Vielleicht wollen sie sich mehr ihrer Familie widmen, Zeit für ein echtes Hobby finden, oder ein Ehrenamt ausüben. Nichts daran ist faul! Sie wollen einfach mehr Zeit für Dinge, die sie glücklich machen, und manchmal ist das auch etwas Produktives. Würde man sie immer noch für faul halten, wenn sie dafür Geld bekämen?
Und überhaupt – was gilt eigentlich als „faul“? Ein gemütlicher Tag auf dem Sofa, ein Serienmarathon, ausgedehntes Lesen in einem fesselnden Roman? All diese Dinge sind manchmal einfach notwendig, um die Akkus wieder aufzuladen.
Manchmal ist die produktivste Entscheidung, die man treffen kann, eben NICHT produktiv zu sein – damit man danach wieder voll durchstarten und alles geben kann.
Jemand, der sich öfter Pausen gönnt, ist insgesamt sicher produktiver als jemand, der einfach nur durchhält.
Wer ist erfolgreich?
Erfolg ist auch nicht mehr das, was er mal war. Eine steile Karriere hinzulegen, war früher total erstrebenswert – heutzutage eher weniger, aufgrund der wirtschaftlichen Lage und dem Umdenken in Bezug darauf, was im Leben wirklich wichtig ist.
Wer ist also erfolgreich? Die Top-Managerin mit dem prestigeträchtigen Job, die aber ihre Kinder gar nicht mehr sieht, keine Hobbys hat und am Wochenende so erschöpft ist, dass sie nur noch schlafen kann, anstatt etwas Schönes zu unternehmen? Oder der Angestellte mit Mindestlohn, den niemand um seinen Job beneidet, der aber Zeit und Energie für erfüllende Hobbys hat und am Wochenende wertvolle Erinnerungen mit Familie und Freunden kreiert?
Vielleicht sollten wir also lieber nach Glück streben als nach Erfolg – denn das ist weitaus nachhaltiger und individueller als ein von außen festgelegtes Konzept von Erfolg.
„Du bist genug“ – ein Satz, der einem in der Yogaszene immer wieder begegnet. Was er bedeutet? Dass du schon gut so bist, wie du eben gerade bist; dass du nichts an dir ändern musst, um Liebe, Erfolg und all das Gute dieser Welt zu verdienen. Ein wichtiger Reminder in der heutigen Zeit, in der uns durch Werbung und soziale Medien immer der Eindruck vermittelt wird, wir müssten dünner, hübscher, reicher sein.
In der Yogawelt hingegen lernen wir Akzeptanz: Wir lernen, unseren Körper und seine Grenzen zu respektieren und – geradezu schockierend – auch zu lieben. Und mit dem Gedanken, genug zu sein, kommt auch der Gedanke, genug zu haben: Genug Geld, genug Klamotten, genug Zeug. Und dann, ganz vielleicht, schleicht sich auch die Erkenntnis ein, genug zu tun: Genug zu schuften, genug für andere da zu sein.
Das Konzept des „Genug-Seins“ ist sehr präsent im Yoga und in der Szene. Zu Recht, wie ich finde! Die Sache ist nur die: Yoga an sich ist mir nicht genug.
Was meine ich damit?
Vielleicht denkst du gerade „Yoga ist ihr nicht genug? Was zur Hölle will sie denn damit sagen?“.
Vielleicht ist es auch ungewöhnlich für eine Yogalehrerin, so etwas zu äußern. Sollte Yoga nicht mein Lebensretter und -inhalt sein? Nein. Auf keinen Fall.
Was ich mit dieser Aussage meine, ist, dass ich nicht mit Scheuklappen durch die Welt laufen möchte. Ich möchte mich nicht ausschließlich in der Yogaszene bewegen, ich möchte andere Bewegungsformen ausprobieren, andere Hobbys haben, ich möchte Leute treffen, die nichts mit Yoga am Hut haben.
Warum das so ist:
Ich bin vielseitig interessiert
Schon immer war ich sehr begeisterungsfähig und neugierig. Diese Kombination sorgt dafür, dass ich mich für vielerlei Themen erwärmen kann und mehr darüber erfahren möchte, wenn der Funke erst einmal entfacht wurde. Aus meiner Sicht gibt es so unglaublich viele tolle Dinge auf der Welt, die meine Aufmerksamkeit verdienen, dass ich es als Verschwendung betrachten würde, mich nur mit einem davon zu beschäftigen. Für mich sind das vor allem Wassersportarten und Bücher, aber ich male auch liebend gerne, obwohl ich nicht unbedingt “gut” darin bin 🙂
Es macht mich zu einer besseren Lehrerin
Wenn du dich schon einmal auf diesem Blog umgesehen hast, wirst du feststellen, dass neben „Yoga“ auch noch drei andere Kategorien auftauchen. Die beiden Kategorien „Ayurveda“ und „Journaling“ fließen regelmäßig in meinen Unterricht ein. Warum? Weil sie Yoga perfekt ergänzen. Ayurveda ist sogar die Schwesternwissenschaft von Yoga, aber längst nicht so im Mainstream angekommen wie Yoga. Und Journaling? Diese Methode unterstützt die Introspektive im Yoga auf wunderschöne Weise. Würde es reichen, wenn ich im Unterricht einfach sage „Gerade ist Herbst, also Vata-Zeit“ oder würde es reichen, einfach online ein paar Journal Prompts zu recherchieren und diese meinen Schülern zu geben? Mir nicht. Ich wollte tiefer in diese Themen eintauchen, also habe ich mich fortgebildet, um den Menschen in meinen Klassen einen wirklichen Mehrwert zu bieten.
Und auch die Dinge, die auf den ersten Blick völlig yogafremd sind, machen mich zu einer besseren Lehrerin. Durch andere Sportarten wie Schwimmen, Tauchen, Wandern erlebe ich einerseits die Vorteile von Yoga auf ganz neuen Gebieten, andererseits erweitere ich meinen Horizont – was mich zum nächsten Punkt bringt.
Ich möchte keinen Tunnelblick haben
Weder als Lehrerin noch als Privatperson möchte ich jemand sein, der sich nur mit der Yogawelt beschäftigt.
Ich glaube, dass es niemandem guttut, sich nur innerhalb einer einzigen Szene zu bewegen und nie den Blick über den Tellerrand zu wagen.
Die Flexibilität, die unser Körper beim Yoga erlangt, sollte auch im Geist vorhanden sein, und das geschieht am besten durch vielfältige Erlebnisse und den Austausch mit Menschen – und zwar auch mit Menschen, die nicht unbedingt Gleichgesinnte sind. Gerade mit Menschen, die rein gar nichts mit Yoga am Hut haben, entspinnen sich häufig sehr interessante Dialoge. Es ist ein schönes Gefühl, voneinander lernen zu können und sich gegenseitig zu inspirieren.
Wie ist es bei dir? Bist du yogabegeistert und wenn ja, wie viel Platz nimmt es in deinem Leben ein? Und wenn du (noch) nicht yogabegeistert bist – was hat dich hierhergeführt? Und was ist es, womit du dich sonst beschäftigst? Teile deine Begeisterung mit mir in den Kommentaren!
„Beim Yoga geht es nicht darum, deine Zehen berühren zu können. Es geht darum, was du auf dem Weg nach unten lernst.“
Dieses Zitat von Judith Hanson Lasater hat in der Yogawelt während der letzten Jahre ziemliche Berühmtheit erlangt. Es ist das Mantra aller nicht-gelenkigen Yogis und Yoginis, die sich wie ein Backstein fühlen zwischen ihren super-biegsamen Mit-Yogis. Warum hat dieses Zitat so an Bedeutung gewonnen? Gerade im Westen geht es beim Yoga sehr um den physischen Aspekt der Praxis. Sehr oft sehen es Leute als Sport, als Mittel, um fit zu bleiben.
Während eine beständige Asanapraxis tatsächlich physische Fitness und Wohlbefinden unterstützen kann, ist dies nicht der einzige Aspekt von Yoga. Meditation, Pranayama, Mythologie – viele Menschen fühlen sich heutzutage unwohl mit der spirituelleren Seite der Praxis. Aber beim „tieferen“ Aspekt geht es nicht nur um Gottheiten, Mantras und Rituale. Es geht vor allem um Werkzeuge, um das alltägliche Leben schöner zu machen.
Seitdem ich eine Neu-Yogini war, die sich in ihrem ersten Kurs schrecklich befangen fühlte, sind ein paar Jahre vergangen. In diesen Jahren konnte ich einige Dinge lernen. Hier ist eine kleine Liste.
Keinen kümmert’s, ob du sportlich bist oder nicht
Ich war nie gut im Sportunterricht in der Schule. Ich mochte die Sportarten nicht, die wir dort übten, und auch nicht die Art, wie sie uns nähergebracht wurden. Dies führte dazu, dass ich dachte, ich sei einfach „nicht sportlich genug“ für jede Art von körperlicher Aktivität – und das, obwohl ich als Kind immer getanzt habe. Trotz meiner Tanzstunden war ich nie wirklich gelenkig, weswegen ich Yoga eher zögerlich gegenüberstand. Auch als ich mit der Yogalehrerausbildung begann, war ich noch sehr befangen, aber dann stellte ich fest: keinen kümmert’s. Die anderen Yogis und Yoginis um mich herum waren viel zu sehr damit beschäftigt, alles um sie herum auszublenden und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Anfänger tendieren dazu, ständig Seitenblicke auf ihre Mitschüler zu werfen, um zu schauen, ob der Nachbar vielleicht mehr kann als man selbst, ob er oder sie die Zehen berühren kann, etc. Allerdings sorgt man sich immer weniger darum, je mehr Erfahrung man gewinnt. Das gilt nicht nur für Flexibilität, sondern auch für fortgeschrittenere Positionen wie Armbalancen. Du schaffst diese Asanas noch nicht? Niemand wird sich über dich lustig machen.
Spiritualität ist nicht angsteinflößend
Wenn “Spiritualität” für dich Ouija Boards und okkultes Zeug für dich bedeutet, dann habe ich Neuigkeiten – darum geht es überhaupt nicht. Es geht nicht mal um Religion. Für mich geht es vorrangig um Philosophie. Es geht darum, einen Sinn in Dingen zu finden, alltäglichen Dingen eine Bedeutung zu geben und tieferes Verständnis zu erlangen. Es gibt inspirierende mythologische Geschichten, wunderschöne Rituale und wertvolle Weisheiten. Hab keine Angst, die spirituellere Seite von Yoga auszuprobieren! Es wird deine Zeit auf der Matte und darüber hinaus sicher bereichern.
Unterschätze nie die Verbindung zwischen Körper und Geist
Was wie ein Yogi-Klischee klingt, ist tatsächlich sehr wahr. Ich fand es faszinierend, eine engere Verbindung zu meinem Körper zu entwickeln. Diese Verbindung befähigte mich, meinem Körper besser zuzuhören, seine Signale besser lesen zu können. Wenn man Yoga praktiziert, lernt man, zu „fühlen“: Wie fühlt sich diese Bewegung an? Wie fühlt es sich an, eine neue Position auszuprobieren? Wie fühlt es sich an, an die eigenen Grenzen zu kommen? Wie fühlt es sich an, auf verschiedene Art und Weise zu atmen? Wie fühlt man sich vor und nach bestimmten Asanas, Meditationen oder Pranayamas? Anstatt sich ständig darüber zu beschweren, wie der Körper sich anfühlt, lernt man hier, zu beobachten und Bedürfnisse zu entdecken, die der Körper einem zu vermitteln versucht. Für mich wird die Verbindung zwischen Körper und Geist besonders sichtbar, wenn es ums Dehnen geht. Raum im Körper zu schaffen schafft gleichzeitig auch Raum im Geist. Als mein Großvater starb und mein Geist sich vor Trauer ganz eng anfühlte, war es für mich beispielsweise sehr viel schwerer, Asanas zu üben, die ich ansonsten mit Leichtigkeit schaffe.
“Yoga-Freundschaften” sind anders
Smalltalk? Vergiss es! In Freundschaften zwischen Yogis geht es tiefgründig zu. Kein Thema ist tabu. Ganz gleich, ob du über Mantras, Rituale, Kundalini-Erlebnisse oder Sanskrit reden möchtest – niemand wird denken, dass du seltsam bist! Yogis sind nicht nur an vielen Dingen interessiert, die Menschen außerhalb der Yogaszene nicht mal kennen, sie sind außerdem sehr tolerant. Urteilen findet hier eher nicht statt, wobei es natürlich auch hier immer schwarze Schafe gibt. Etwas anderes, was ich total schön finde, ist, dass fast jeder durch irgendeine Art von Krise zum Yoga kam, sei es eine körperliche oder emotionale Krise. Daher ist es absolut normal, über dein Trauma, deinen Schmerz, deine Probleme zu sprechen – kein Grund, irgendetwas zu verstecken! Die Frage „Wie geht es dir?“ ist tatsächlich ernst gemeint. Während andere sich häufig unwohl fühlen, wenn du mit etwas anderem als „danke, gut“ antwortest, werden deine Yogifreunde dir zuhören, wenn du erzählst, wie du am Tiefpunkt warst und dich aufgerappelt hast, dir Ratschläge geben und ihre eigenen Erfahrungen mit dir teilen. Der negative Punkt? Unterhaltungen mit Nicht-Yogis über das Wetter werden sich eventuell etwas oberflächlich anfühlen, wenn du erst einmal eine Gruppe von Yogifreunden hast.
Lernen macht tatsächlich Spaß
Oh Gott, wie ich es gehasst habe, für die Schule zu lernen! Es war einfach nur lästig und fühlte sich an wie Zeitverschwendung. Das Problem war, dass ich das meiste, was ich lernen musste, mir völlig sinnlos erschien. Die Frage „warum lerne ich das, wofür brauche ich das?“ konnte eigentlich nie zufriedenstellend beantwortet werden. Ich musste mich immer zum Lernen zwingen, nie hatte ich das Gefühl, mehr Wissen ansammeln zu wollen. Das führte dazu, dass ich dachte, ich sei faul. Dieser Glaube führte wiederum dazu, dass ich zögerlich war, neue Dinge auszuprobieren. Da ich ja dachte, ich sei faul, dachte ich auch, dass ich, wenn ich etwas Neues starten würde, schnell Interesse verlieren und nicht am Ball bleiben würde.
Einmal, als ich zum Yogaunterricht kam, sah ich das Poster an der Eingangstür, das für die zweijährige Yogalehrerausbildung warb und dachte „Wer zur Hölle ist so konsequent? Wer ist diszipliniert genug, um jeden Mittwoch der Ausbildung zu widmen, und das zwei verdammte Jahre lang?“ Ich hatte diese Zweifel bezüglich Faulsein und mangelnder Disziplin auch noch, als ich mich endlich anmeldete – ich hatte mir die Entscheidung so schwer gemacht, dass ich schließlich den allerletzten Platz in der Gruppe bekam, der noch frei war – aber es stellte sich heraus, dass ich gar nicht so faul war, wenn mich ein Thema wirklich interessierte. Die Themen, die wir in der Yogalehrerausbildung behandelten, waren faszinierend für mich: Indische Mythologie, Yogaphilosophie, Anatomie und die physischen Aspekte der Asanas, wie man sie unterrichtet und für bestimmte Zielgruppen zugänglich macht. Selbst in meiner Freizeit schnappte ich mir aus eigenem Antrieb meine Bücher, einfach weil ich mehr über all das erfahren wollte. Und als es dann Zeit für die Abschlussprüfungen war, lernte ich fleißig – weil ich es wollte. Festzustellen, dass ich eigentlich gar nicht so faul bin, wenn mir etwas wichtig ist, war ein Augenöffner für mich. Nun war ich selbstbewusst genug zu glauben, dass ich alles schaffen kann, was ich mir vornehme, solange es für mich irgendeinen Sinn ergibt.
Jetzt bist du dran! Was hast DU von deiner Yogapraxis gelernt? Oder, wenn du noch in den Startlöchern stehst, was hoffst du zu lernen, wenn du schließlich anfängst? Teile es mit mir in den Kommentaren!
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