Jetzt geht’s los – 7 Tipps für frischgebackene Yogalehrende

Die Yogalehrerausbildung ist beendet, die Prüfungen sind bestanden – doch wie geht es jetzt weiter? Ganz gleich, wie lange deine Ausbildung ging, jetzt, wo sie abgeschlossen ist, fehlt erst einmal ein Aspekt in deinem Leben, der für einige Zeit ein Fixpunkt für dich war. Das Ziel, auf das du hingearbeitet hast, ist nun erreicht. Kein Wunder, wenn da erst einmal ein Gefühl von „Was jetzt“ entsteht, denn nicht alle von uns gewinnen schon in der Ausbildung absolute Klarheit darüber, wie sie ihre Yoga-Karriere starten wollen. Doch auch, wenn das bei dir der Fall sein sollte, können dir die folgenden Tipps helfen.

Hier kommen meine sieben Tipps für frischgebackene Yogalehrende:

Finde deine Stimme

Idealerweise folgen die Teilnehmer deiner Kurse nur deiner Stimme. Du solltest im Grunde nichts „vormachen“ müssen, damit die Leute in deiner Klasse ganz bei sich sein können und vielleicht sogar die Augen geschlossen halten. Spätestens in Savasana, wenn alle in der Endentspannung liegen, ist deine Stimme, was sie durch diese letzte Phase der Stunde führt. Somit kommt deiner Stimme eine ganz besondere Bedeutung zu. Während es klar ist, dass du deine Schüler und Schülerinnen nicht mit der gleichen Stimme anleitest, mit der du am Telefon mit deinen Freunden quatschen würdest, sollte es genauso klar sein, dass du deine Stimme nicht verstellen solltest. Probiere dich daher aus: Sprich gerne mal mit dir selbst und experimentiere mit verschiedenen Lautstärken und Tonlagen. Hole dabei auch den Rat von Freunden und Familie ein. Was hört sich natürlich an, was gekünstelt? Diese Frage führt mich zum nächsten Punkt.

Sei du selbst!

Authentizität ist im Yogaunterricht wichtig. Wer in deine Klasse kommt, möchte keine perfekte Instagram-Fee, keinen durchtrainierten Superhelden vor sich haben. Wer in deine Klasse kommt, möchte einen echten Menschen sehen. Hab also keine Scheu, Yoga so zu unterrichten, wie du nun mal bist. Vielleicht hast du einen ganz eigenen Ansatz, eine ganz eigene Herangehensweise? Sei nicht zu scheu, dazu zu stehen! Wenn du sehr spirituell bist, aber fürchtest, damit Leute abzuschrecken, sei dennoch spirituell! Vielleicht ist genau das deine Nische als Yogalehrer:in. Wenn du vor dem Unterricht gern mit deinen Teilnehmern sprichst, gib ruhig auch zu, wenn du mal einen schlechten Tag hast. Jammern und dein ganzes Privatleben vor ihnen ausbreiten ist natürlich keine so gute Idee, aber ein simples Zugeben der Tatsache, dass auch du als Yogi:ni nicht nur Tage voller Regenbögen und Einhörner hast, wird dich für deine Schüler:innen nahbar machen.

Nimm deine eigene Praxis ernst

Auch, wenn du Übungen im Unterricht vormachst – eine Stunde, die du unterrichtest, zählt nicht als eigene Praxis! Warum? Weil du in diesem Moment Raum für andere hältst. Das bedeutet, dass du nicht so bei dir bist, wie du es bei deiner eigenen Yogasession wärst. Du kannst nicht wie bei einer Stunde nur für dich nach innen gehen und in dich hineinspüren, wenn du auf eine Klasse achtest, Adjustments gibst, und anleitest. Gehe daher regelmäßig auf deine eigene Matte und widme dich dir selbst. Je öfter du die Asanas, Pranayamas und Meditationen selbst erlebst, umso anschaulicher und akkurater kannst du sie auch anleiten und deinen Stunden somit das gewisse Extra verleihen. Außerdem hält es dich natürlich körperlich und geistig gesund und macht auch deinen Unterricht besser.

Lass dich inspirieren

Es ist wunderschön, einfach auf die Matte zu gehen und sich davon leiten zu lassen, was dein Körper gerade braucht. Es ist aber auch wunderschön, gerade als Yogalehrer:in, immer mal wieder die andere Position im Yogastudio einzunehmen und sich einfach anleiten zu lassen. Beide Varianten bieten viel Inspiration. Wenn dir Sequenzen besonders gut gefallen haben, notiere sie dir und verwende sie für spätere Yogastunden. Lass dich aber auch von deinem Alltag und den Menschen um dich herum inspirieren – so sammelst du Themen, die sich gut in Yogastunden einflechten lassen.

Unterrichte, so viel du kannst

Wenn du ähnlich tickst wie ich, dann ist Lampenfieber ein großes Thema für dich. Gerade dann ist es wichtig, sich dieser Unsicherheit regelmäßig zu stellen, damit sie ihren Schrecken verliert. Unterrichten sollte sich natürlich für dich anfühlen. Nutze daher jede Chance, die sich dir bietet, um Kurse zu geben. Schreibe Studios in deiner Umgebung an und frage, ob sie Lehrkräfte brauchen oder ob du dich auf eine Vertretungsliste setzen lassen kannst. Unterrichte interessierte Freunde und Familienmitglieder. Tritt Facebookgruppen bei und vernetze dich mit Gleichgesinnten – so ergeben sich vielleicht Unterrichts- oder Vertretungsmöglichkeiten. Vielleicht traust du dich sogar schon, eigene Kurse zu organisieren oder du möchtest Unterrichtsvideos drehen? Ganz gleich, was für dich die beste Methode ist – setze das in der Ausbildung Gelernte in die Praxis um und gewinne Routine und Selbstbewusstsein!

Vermeide die „Weiterbildungsfalle“

Versteh mich nicht falsch: Weiterbildungen sind toll und notwendig. Ich selbst sehe mich stets als Schülerin und bin unheimlich wissbegierig. Wenn mich ein Thema begeistert, möchte ich so tief wie möglich darin eintauchen und so viel wie möglich darüber lernen. Außerdem ist es wichtig, immer auf dem Laufenden zu bleiben und den Wissensschatz immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Was du aber vermeiden solltest, ist der Gedanke, erst mit dem Unterrichten starten zu können, wenn du diese oder jene Weiterbildung gemacht hast. Als zertifizierte:r Yogalehrer:in kannst du sofort loslegen! Wenn du dich dafür zu unsicher fühlst, findest du sicher andere Yogalehrende in der Umgebung, bei denen du hospitieren oder assistieren darfst. Aber leg los! Wenn du dich weiterbilden möchtest, ist das wunderbar, aber es sollte dich nicht davon abhalten, Praxis im Unterrichten zu gewinnen.

Glaube an dich und deine Fähigkeiten

„Ich bin gerade erst mit der Ausbildung fertig geworden, ich kann doch noch gar nichts“ – kommt dir das bekannt vor? Keine Sorge, damit bist du nicht allein! Umso wichtiger ist es, dass du Punkt 3 berücksichtigst und viele Stunden gibst. Dadurch wird dir bewusst, dass du Menschen etwas geben kannst. Bringe die in der Ausbildung erlernten Fähigkeiten zum Einsatz, lasse deine Persönlichkeit mit einfließen, und du wirst mehr und mehr Sicherheit im Unterrichten gewinnen. Du hast eine Daseinsberechtigung! Es wird Leute geben, die sich gezielt deine Klassen aussuchen werden, du wirst sehen.

Ich wünsche allen neuen Yogalehrenden viel Erfolg für diese spannende nächste Phase!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert