Was ist somatische Intelligenz – und was hat Ayurveda damit zu tun?

Von emotionaler Intelligenz hast du sicher schon gehört, aber kennst du auch die „somatische Intelligenz“? Dahinter verbirgt sich ein Konzept, welches dir dabei helfen kann, ein gesünderes Verhältnis zum Essen zu entwickeln und dich allgemein besser zu fühlen. Und außerdem ist es mit Ayurveda verknüpfbar.

Was ist also somatische Intelligenz?

Dieser Begriff beschreibt die Fähigkeit unseres Körpers, uns zu zeigen, welche Nahrungsmittel er braucht und welche nicht. Er tut dies auf verschiedene Art und Weise. Kennst du es beispielsweise, wenn du dich von manchen Dingen geradezu abgestoßen fühlst? Das könnte deine somatische Intelligenz sein, die sich meldet. Der Körper signalisiert uns mit Ekel, Unverträglichkeiten oder Ähnlichem, dass manche Lebensmittel nicht gut für uns sind – generell oder auch einfach im aktuellen Moment. Im Gegenzug meldet sich die somatische Intelligenz auch mit Bedürfnissen zu Wort, zum Beispiel nach salzigem Essen.

Wozu ist somatische Intelligenz gut?

Vor Jahrhunderten hing das Überleben unserer Vorfahren von der somatischen Intelligenz ab. Sie verließen sich auf ihre grundlegenden Bedürfnisse und Signale ihres Körpers, um sich vor Nahrungsmitteln zu schützen, die ihnen nicht guttaten und um stattdessen Nahrhaftes zu essen, das ihnen Energie spendete. So wurde auch die Weiterentwicklung gewährleistet. Auch bei Tieren ist die somatische Intelligenz wichtig für das Überleben.

Heutzutage geht es nicht unbedingt um Leben und Tod oder die Weiterentwicklung der menschlichen Spezies, aber um unser Wohlbefinden, denn wie bereits erwähnt, kann unser Körper uns signalisieren, wenn etwas nicht gut für uns ist. Kinder sind zum Beispiel selten Fans von Spinat. Das hat auch einen Grund: Spinat enthält Oxalsäure, und die wird von den meisten Kindern nicht vertragen, kann sogar Nierensteine verursachen. Es geht also weniger darum, ein „schwieriger Esser“ zu sein, sondern vielmehr darum, die Signale des Körpers zu achten – tut man dies nicht, können Unwohlsein, unreine Haut oder Verdauungsprobleme die Folge sein. Leider haben die meisten von uns verlernt, genau das zu tun.

Wieso ist unsere somatische Intelligenz beeinträchtigt?

Schauen wir noch einmal zurück zu unseren Vorfahren, die sich absolut auf ihre somatische Intelligenz verlassen konnten: Was war damals anders?

Anders als heute wurden unsere Vorfahren nicht ständig beeinflusst – niemand sagte ihnen, was sie essen sollen. Wir, auf der anderen Seite, werden quasi bombardiert: Ernährungsratgeber, Trenddiäten, Schönheitsideale und Moralvorstellungen rund ums Essen bestimmen, was wir glauben zu wollen.

Außerdem sind wir bequem geworden. Wir müssen unser Essen nicht mehr selbst jagen oder sammeln, sondern können uns einfach in der Kantine oder beim Bäcker um die Ecke etwas besorgen. Das Problem: verarbeitetes Essen enthält häufig Zusatzstoffe, die unsere somatische Intelligenz künstlich beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass wir häufig nur noch dann essen, wenn wir gerade ein Zeitfenster haben und nicht, wenn wir wirklich ein Hungergefühl verspüren. Die Bequemlichkeit sorgt dafür, dass wir essen, was gerade da ist oder schnell geht und nicht das, wonach unser Körper wirklich verlangt. Auf diese Weise haben wir verlernt, wirklich auf die Signale des Körpers zu hören.

Was hat somatische Intelligenz mit Ayurveda zu tun?

Diese ganzen Ernährungsratgeber und Diättrends haben eins gemeinsam: Sie verkaufen eine „One size fits all“-Lösung, ein Prinzip, was für jeden von uns funktionieren soll. So läuft das aber nicht bei der Ernährung. Jeder Körper ist anders, jeder Mensch ist anders, und so unterscheiden sich auch die Bedürfnisse sehr stark voneinander. Genau hier setzt Ayurveda an.

Ayurvedische Ernährungsprinzipien basieren auf dem Konzept, dass jeder Mensch individuell ist. Somit ist nicht jede Art der Ernährung für uns alle gleichermaßen gesund. Ein Ayurveda-Berater wird also erst einmal deine ganz eigene Konstitution bestimmen und deine Lebensumstände genau unter die Lupe nehmen, bevor er oder sie dir irgendwelche Tipps gibt. Außerdem wird ein guter Berater dich dazu ermuntern, dir die folgenden Fragen zu stellen: Welche Effekte hat Nahrungsmittel XY auf mich? Was tut mir gut und was nicht?

Wie kann ich meine somatische Intelligenz verbessern?

Auch, wenn Stress, Social Media, Zusatzstoffe & Co. dich davon entfernt haben, kannst du dich wieder mit deiner somatischen Intelligenz verbinden. Hier sind ein paar Tipps, wie du das schaffst:

  1. Achtsamkeit
    Kultiviere Achtsamkeit beim Essen. Iss nicht „nebenbei“, sondern in Ruhe. Nimm dir Zeit, um gemütlich zu essen und nimm dabei Geschmack und Konsistenz deiner Nahrung genau wahr. Achte auch darauf, wann sich ein Sättigungsgefühl einstellt und iss nicht darüber hinaus weiter.
    Frage dich: Habe ich gerade wirklich Hunger oder nutze ich nur einen freien Moment? Nach welcher Art von Nahrung ist mir – unabhängig davon, was gerade bequem verfügbar ist oder von dem, was ich meiner Meinung nach essen „sollte“?
    Reflektiere nach dem Essen, wie es dir nun geht. Fühlst du dich genährt, energiegeladen oder eher im „Fresskoma“?
  2. Ernährungstagebuch
    Unterstütze die neu kultivierte Achtsamkeit mit einem Tagebuch, in dem du dokumentierst, was du wann gegessen hast, wie viel du gegessen hast und wie du dich danach gefühlt hast. Beschreibe auch die Umstände des Essens: Hast du dich gemütlich niedergelassen und das Essen so richtig genossen, vielleicht in netter Gesellschaft? Oder hast du dir etwas „auf die Hand“ geholt und unterwegs verschlungen, während du auf dein Handy geschaut hast? Nimm dieses Buch immer wieder zur Hand. Nach einer gewissen Zeit wirst du Muster erkennen können.
  3. Bewegung
    Bewegung fördert das Körpergefühl und das wiederum hilft dir dabei, klarer wahrzunehmen, was dir guttut und was nicht. Hier geht es nicht um Hochleistungssport, sondern um sanfte, regelmäßige Bewegung – deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Wie gut kennst du deinen Körper und seine Bedürfnisse? Kannst du diese Bedürfnisse von Heißhungerattacken unterscheiden? Und wenn nicht – welche Schritte möchtest du jetzt unternehmen, um das zu ändern? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren!

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