Warum du als Yogalehrer:in Journaling nutzen solltest

Journaling ist voll im Trend. Die vielfältigen Varianten des therapeutischen Schreibens eignen sich für fast alle Lebenslagen. Zahlreiche Journals, die man nur noch ausfüllen muss, sind inzwischen auf dem Markt, um den Einstieg zu erleichtern.

Auch im Yogaunterricht ist Journaling mittlerweile angekommen. Mittels gezielter Reflexionsfragen kann die Wirkung der einzelnen Asanas zusätzlich vertieft werden, wodurch die Schüler:innen noch mehr von der Praxis profitieren.

Als Lehrkraft solltest du definitiv in Erwägung ziehen, Journaling zu einem festen Bestandteil deiner eigenen Routine zu machen, und es nicht nur in deinem Unterricht anzubieten. Warum? Hier sind meine Top 3 Gründe, warum du als Yogalehrer:in Journaling nutzen solltest.

Persönliches Wachstum dank Journaling

Natürlich solltest du neben dem Unterrichten auch deine eigene Praxis nicht vernachlässigen. Indem du diese dokumentierst – ganz gleich, ob du für dich alleine praktizierst oder einen Kurs besuchst – und festhältst, was sich gut anfühlte und was eher nicht, gewinnst du ein besseres Gefühl dafür, was deiner Gruppe guttun könnte, welche Asanas sich für welches Thema eignen, und noch viel mehr.

Doch du solltest nicht nur über deine Yogapraxis schreiben, sondern dich mittels Journaling auch mit dir selbst beschäftigen. Mit regelmäßigem Journaling lernst du dich selbst besser kennen: Als Person und als Lehrkraft. Du lernst, wer du bist, was deine Werte sind, wofür du stehen möchtest, womit du dich wohlfühlst und womit nicht. Je besser du dich selbst kennst, umso authentischer kannst du im Unterricht auftreten.

Verfeinerte Ansagen

Wenn es für dich zur Gewohnheit geworden ist, deine eigene Praxis schriftlich festzuhalten, wirst du merken, dass deine Ansagen mit der Zeit genauer werden. Warum? Dir ist viel intensiver bewusst, wie sich einzelne Übungen anfühlen und was sie auf mentaler Ebene auslösen können; welche Teile des Körpers involviert sind, wohin die Aufmerksamkeit gerichtet werden sollte. Wenn du dieses Wissen in deine Ansagen einfließen lässt, werden sie für deine Teilnehmenden viel verständlicher und anschaulicher werden.

Kreativere Stunden

Hast du dich auch schon mal gefragt, woher du bloß immer wieder frische Ideen für neue Stunden nehmen sollst? Eine Möglichkeit kann sein, ein „Inspirations-Journal“ zu führen. Darin hältst du alles fest, was inspirierend für deinen Unterricht sein könnte: kreative Sequenzen und Übergänge, die du als Teilnehmer:in aufgeschnappt hast; Asanas, die du noch nicht kanntest; Ansagen, die besonders „auf den Punkt“ waren; aber nicht nur Dinge aus dem Yogaunterricht, sondern auch aus dem täglichen Leben. Zitate, Erlebnisse und interessante Unterhaltungen könnten dir vielleicht Themen für neue Stunden liefern. Ganz gleich, was dich gerade anlacht oder wie banal es dir erscheinen mag – schreib es auf! Ergänze den Eintrag gerne schon um Anmerkungen, warum du denkst, dass du diesen Punkt für deinen Unterricht verwenden könntest.

Sowohl persönlich als auch fachlich kannst du also in hohem Maße von Journaling profitieren. Schnapp dir einfach ein Blanko-Notizbuch und einen Stift und leg gleich los oder komm am 25. April 2024 in meinen Workshop “Journaling für Yogalehrende”. Es lohnt sich!

Viel Spaß beim Schreiben, Unterrichten und Wachsen!

Man sieht die Knie und Hände einer Frau, die gerade eine Yogamatte ausrollt

Yogalehrerausbildung – ein Erfahrungsbericht

„Yogalehrerausbildung – ja oder nein?“

Nie hätte ich gedacht, dass ich mir diese Frage einmal stellen würde. Zu lang hatte es gedauert, bis ich Yoga als Schülerin etwas abgewinnen konnte, als dass ich mir hätte vorstellen können, die Rolle der Lehrerin einzunehmen.

Yoga class
Ich? Vor einer Yogaklasse? NIEMALS!

Doch als ich erst einmal Blut geleckt hatte, ging es ziemlich schnell.

Vorher – die Entscheidungsfindung

Gerade einmal ein Jahr war vergangen, seit ich angefangen hatte, Yoga regelmäßig zu praktizieren, als meine damalige Lehrerin im Kurs erwähnte, dass demnächst eine neue Ausbildung starte. „Betrifft mich nicht“, dachte ich. „Was will ich Leuten denn schon beibringen, ich bin doch selbst noch nicht so lang dabei.“

Doch dann, in der Woche darauf, kam meine Lehrerin nach dem Kurs direkt auf mich zu und sprach mich auf die Ausbildung an. Sie meinte, sie hätte bei mir so ein Gefühl, dass dieser Weg der richtige für mich sein könnte und dass sie sicher sei, ich würde eine gute Lehrerin abgeben – und nein, sie erhalte keine Provision für das Anwerben von „Yoga-Azubis“ 😊

Yogalehrerin, die eine Schülerin im herabschauenden Hund korrigiert

Yoga teacher giving adjustments in downdog
Hmm… könnte ich das wohl auch?

Mit einem warmen Tee in der Hand redeten wir lange an diesem Abend. Über die Ausbildung, ihre eigenen Erfahrungen, meine Bedenken dazu, aber auch über uns im Allgemeinen. Dabei stellten wir fest: wir haben einiges gemeinsam. Als sie sich für die Ausbildung anmeldete, war sie in einer sehr ähnlichen Lebenssituation wie ich in diesem Moment, und für sie war es die beste Entscheidung überhaupt.

Außerdem brachte sie meine Überzeugung, zu unerfahren zu sein, ins Wanken, als sie mir erzählte, eine andere Teilnehmerin unseres Kurses habe sich bereits angemeldet – man brauche keine profunde Vorkenntnis oder -praxis, es reiche, wenn man Lust und Interesse hätte, tiefer in die Materie einzutauchen: die Philosophie, die Mythologie, die Anatomie, die korrekte Ausrichtung der Asanas und noch vieles mehr.

Darauf hatte ich auf jeden Fall Lust, und so nahm ich eine Infobroschüre mit nach Hause, die ich den kommenden Tagen von vorne bis hinten durchlas.

Yogini in Meditation

Yogini meditating
Vielleicht kann ich mich doch in dieser Rolle sehen 🙂

Schnell wurde mir klar: Das ist eigentlich genau das Richtige für mich. Doch ich hatte ehrlicherweise auch etwas Bammel. Zwei Jahre sind ein ganz schönes Commitment, noch dazu mit Kosten und Arbeitsaufwand verbunden. Einmal pro Woche Ausbildung, zusätzlich mehrere Intensivwochenenden pro Jahr… das schüchterte mich etwas ein.

Allerdings sah ich auch die tollen Erfahrungen, die ich machen würde; die Dinge, die ich lernen würde; die interessanten Menschen, die ich kennenlernen würde.

Über Weihnachten, daheim bei meinen Eltern, redete ich mit den beiden darüber. Meine Mutter riet mir, noch ein Jahr zu warten, um meine eigene Praxis zu festigen. Ich erinnere mich genau an mein Bauchgefühl in diesem Moment: Nein. Jetzt oder nie.

Ich wusste es noch nicht, aber zwei Jahre später sollte sich dieses Gefühl als absolut richtig erweisen. Doch dazu später mehr 😊

Zurück in Frankfurt meldete ich mich an – und ergatterte den allerletzten Platz. Kurz darauf ging die Ausbildung dann auch schon los. So viel Zeit hatte ich mir mit der Entscheidung gelassen!

Die ersten Erfahrungen

Pünktlich zum allerersten Ausbildungsabend wurde ich krank. Mit Halsschmerzen, einem dicken Schädel und Müdigkeit schleppte ich mich ins Studio, weil ich den ersten Abend auf keinen Fall verpassen wollte.

Trotz meines Zustands kam die besondere Atmosphäre total bei mir an. Der Zauber des Kennenlernrituals war deutlich greifbar, und ich spüre: Hier bin ich richtig. Zwar hatte ich immer noch Bedenken, was mein persönliches Praxislevel anging, aber bereits während dieses ersten Abends wurde ich diesbezüglich ruhiger.

Yogamatten mit Decken und Kissen

Yoga mats with blankets and cushions
Alles bereit für die Yogapraxis…
Anatomieunterricht mit Skelett
Anatomy class with skeleton
…und -theorie!

Kurz darauf – immer noch gesundheitlich angeschlagen – war ich bei meinen Eltern zu Besuch und ging in ihrer Gegend zum Yoga. Als ich zurückkam, war meine Mutter (die eher skeptisch war, was die Ausbildung anging) vollends begeistert. Sie meinte: „Du siehst auf einmal so viel gesünder aus als vor der Stunde – wenn es das ist, was Yoga für dich macht, dann bin ich total dafür!“

War die anfängliche Krankheit erst einmal überwunden, kam ich so richtig an. Ich fühlte mich mit dem Ablauf des Ausbildungsabends – Meditation/Pranayama, Theorie, Asanas –, den Inhalten und vor allem den Menschen pudelwohl. Ein Umfeld, was mich zuvor noch verunsichert hatte, wurde schnell zu meiner Komfortzone.

Intensivwochenenden

Dieser positive Eindruck bestätigte sich auf dem ersten Wochenende, das wir gemeinsam im Yogastudio verbrachten. An zwei Tagen tauchten wir besonders tief in spannende Themen wie die hinduistische Mythologie ein und knüpften noch engere Kontakte.

Das eigentliche Abenteuer waren aber die Intensivwochenenden im Ashram. Für viele von uns war es das erste Mal an einem solchen Ort, dementsprechend waren wir noch nicht gewöhnt an die langen Tage, das frühe Aufstehen, den Essensrhythmus und das ausgedehnte Kirtansingen am Abend. Besonders letzteres war für viele von uns erst einmal befremdlich und wurde dann recht schnell zu etwas, worauf man sich freute.

Treepose
Pausen im Ashram – Yoga in der Natur

Elf Mädels in einem Zimmer – kann das gut gehen? Allerdings!

Wir hatten in dem Zimmer, das wir während der Ausbildung bis auf eine Ausnahme immer gleich zugeteilt bekamen, einen riesigen Spaß. Abends vorm Schlafengehen tauschten wir Lesestoff aus; in Pausen saßen wir gemeinsam mit neu gefundenen Freundinnen in den Stockbetten zusammen, quatschten, snackten und tranken auch mal einen „hineingeschmuggelten“ Kaffee.

Diese ganz besondere Mischung aus „Klassenfahrt trifft spirituelle Einkehr“ wurde sehr schnell zu etwas, worauf ich mich zu freuen begann. Ja, es war auch anstrengend, aber gleichzeitig tankte ich jedes Mal neue Energie.

Schaumbad
Mein Ritual nach Wochenenden mit mehreren Stunden Yoga

Prüfungen

Wer mich kennt, weiß: Prüfungen sind die absolute Hölle für mich. In der Yogalehrerausbildung war das nicht anders. Es ging schon bei der ersten Lehrprobe los: Herzklopfen, schwitzige Hände, Lampenfieber, Versagensangst.

Lernmaterialien
Studying material
So sahen meine Wochenenden manchmal aus… und ich fand’s toll!

Zum Glück stellte sich jedoch recht schnell heraus, dass ich mich in der Rolle der Lehrerin sehr wohlfühlte und die Nervosität sich verabschiedete, sobald ich vor meiner Gruppe saß. So war die praktische Prüfung für mich auch weitaus weniger nervenaufreibend als die theoretische. Eine Stunde unterrichten, deren genauer Ablauf exakt vorgeschrieben war – die ich also nicht von Grund auf neu planen musste – und die ich in dieser Form auch schon zigmal praktiziert hatte, das war nicht allzu furchteinflößend.

Die Theorie hingegen machte mir eine Heidenangst, und das, obwohl ich fleißig lernte. Ich schrieb Karteikarten, mit denen ich in Bus und Bahn den Stoff wiederholte, hatte aber trotzdem Sorge, nicht gut genug vorbereitet zu sein. Die Vorstellung, drei Stunden lang eine schriftliche Prüfung zu absolvieren, machte mir Bauchschmerzen – mein Glückshamster, der mich schon seit Schulzeiten bei Prüfungen und Vorstellungsgesprächen begleitet, durfte natürlich nicht fehlen und war sowohl bei der Praxis als auch bei der Theorie an meiner Seite.

Plüschhamster, Lernkarten
Plush hamster, flashcards
Meine Karteikarten und mein Glückshamster – es kann losgehen!

Wenigstens machte das Lernen Spaß, denn die Themen waren super interessant. Ich beschäftigte mich mit Anatomie, Mythologie, Philosophie, Unterrichtsdidaktik, Yoga für besondere Zielgruppen und vielem mehr. Noch heute staune ich, wie viel Wissen ich während dieser Zeit angehäuft habe. Und tatsächlich konnte ich es auch wiedergeben, denn die Prüfung bestand ich 😊

Danach

Ich schloss die Prüfungen im Januar 2020 ab – kurz danach kam Corona.

Me with my certificate after passing my yoga teacher exam
GESCHAFFT!

Bald darauf wurde mir klar, dass die innere Stimme, die mir geraten hatte, lieber nicht noch ein Jahr zu warten, absolut Recht hatte. Corona breitete sich aus, aufgrund dessen kam ich in Kurzarbeit und hatte auf einmal eine Menge Zeit. Ich hatte also genug Freiraum, um das Ayurveda-Fernstudium zu machen, mit dem ich schon während der Ausbildung geliebäugelt hatte; und um eine Weiterbildung in therapeutischem Schreiben zu absolvieren. Sobald es dann draußen wärmer wurde und man auch draußen unterrichten konnte, unterrichtete ich schon bald vier Kurse pro Woche in einer Frankfurter Seniorenresidenz.

All das wäre nicht möglich gewesen, wenn ich ein Jahr später eingestiegen wäre. Und nicht nur das: Auch die Ausbildung an sich wäre ganz anders abgelaufen – mit weniger Präsenz- und mehr Online-Abenden, ohne das intensive Üben der Korrekturen, ohne die kuscheligen Ashram-Wochenenden zu elft auf einem Zimmer.

Rückblickend bin ich immer noch unglaublich froh über meine Entscheidung, dieser Eingebung zu folgen.

Persönliche Entwicklung

Dass eine Yogalehrerausbildung einen persönlich sehr wachsen lässt, klingt mittlerweile schon wie ein Klischee. Ich kann aber versichern: Es stimmt.

Dadurch, dass ich eine zweijährige Ausbildung machte, war es ein sehr nachhaltiger Prozess. Ich befand mich nicht drei Wochen in einer Art Blase und wurde dann wieder in den Alltag geschleudert, sondern die Ausbildung mit all ihren Lehren und Menschen wurde zum Teil meines Alltags.

Ich etablierte einige neue Gewohnheiten (beispielsweise den Tag mit Yoga beginnen, kein Fleisch mehr essen…), lernte so einiges über mich (ich kann richtig strebsam sein, wenn mein Herz an einem Thema hängt) und knüpfte Freundschaften, die bis heute halten.

Yogamatte mit Blöcken, Kissen, Gurt und Mala

Yoga mat with blocks, cushion, straps and mala
Neue Morgenroutine – besser als Kaffee!

Ein weiterer Aspekt, der eine echte Bereicherung für mich war, war die spirituelle Komponente der Ausbildung. Waren Rituale, Kirtan & Co. anfangs noch befremdlich für mich, wurden sie bald zu Dingen, nach denen ich mich sogar sehnte, wenn ich beispielsweise schwierige Phasen durchmachte.

Am wichtigsten ist vermutlich, dass ich eine neue Komfortzone für mich entdeckt habe und mich in der Yogawelt und meiner Rolle als Lehrerin pudelwohl fühle. Ich habe meinen Horizont enorm erweitert und könnte nicht dankbarer dafür sein.

Mein Rat an dich

Wenn du über eine Ausbildung nachdenkst, kann ich dich nur dazu ermuntern, es zu tun. Sogar, wenn du anschließend nicht unterrichten möchtest, wirst du in hohem Maße davon profitieren – versprochen! Sollte es dir irgendwie möglich sein, würde ich dir raten, eine berufsbegleitende Ausbildung zu wählen, statt für einige Wochen ein Intensivtraining an einem exotischen Ort zu machen. Warum? Erstens lernst du in einer längeren Ausbildung logischerweise sehr viel mehr Theorie und gewinnst auch sehr viel mehr Routine im Unterrichten. Zudem baust du, wie oben beschrieben, die neue Tätigkeit so direkt in deinen Alltag ein. Verbringst du beispielsweise drei Wochen auf Bali, können die Inhalte und neuen Gewohnheiten zurück in Deutschland sehr schnell wieder verblassen.

Das ist jedoch nur meine persönliche Sicht. Die Auswahl der richtigen Ausbildung ist sehr individuell, daher mache dich schlau, was am besten zu dir und deinen Bedürfnissen und Möglichkeiten passt.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du eine so erfüllende Erfahrung machst, wie ich sie erleben durfte!

Lebenslange Schülerin, aber auch Yogalehrer-Ausbilderin: Eine Unterhaltung mit Vimala

Heute bin ich im Gespräch mit Vimala und freue mich ganz besonders darüber. Vimala ist gelernte Floristin, Yogalehrerin, spirituelle Coachin und auch Yogalehrerausbilderin. Bei meiner eigenen Yogalehrerausbildung war sie nicht wegzudenken – ich kann mir also niemand Besseren vorstellen, um über dieses spannende Thema zu sprechen! Auch, wenn sie inzwischen selbst Yogalehrende ausbildet, ist sie immer selbst Schülerin und bildet sich stetig weiter, beispielsweise zur Entspannungstrainerin oder im Bereich Schwangerenyoga. Besonders gerne unterrichtet sie Themenstunden und Workshops. Wenn sie nicht gerade auf der Matte ist, dann könnt ihr sie am ehesten in der Natur antreffen, beim Geocoachen oder Fotografieren. Ich freue mich sehr, dass sie inmitten all ihrer vielfältigen Aktivitäten Zeit dafür gefunden hat, sich mit mir zum Thema Yogalehrerausbildung zu unterhalten, von ihrem eigenen Yogaweg zu berichten und Anekdoten aus ihren Ausbildungsgruppen zu teilen.

Liebe Vimala, erzähl uns ein bisschen über deinen Yogaweg. Wie kam es, dass du mit Yoga angefangen hast?

Ich habe dank meines besten Freundes und meiner damaligen Physiotherapeutin mit Yoga angefangen. Ich hatte berufsbedingte Verspannungen im Schulter-, Nackenbereich und die Physiotherapeutin meinte ich solle mal etwas mit Bewegung machen, wie Yoga. Ich habe das erstmal ignoriert und mich dem Autogenem Training gewidmet. Das tat mir auch sehr, sehr gut, doch löste es die Verspannungen nicht. Ich war trotzdem fest der Meinung, Yoga sei nichts für mich und so beschäftigte ich mich nicht weiter damit… bis mein bester Freund plötzlich von nichts anderem mehr redete als vom Yoga. So beschlossen wir beide einen Anfängerkurs bei Yoga Vidya Frankfurt zu besuchen. Mit der festen Überzeugung nur diesen einen Kurs zu machen und das Yoga absolut nichts für mich ist, ging ich also zu unserer ersten Kursstunde…

… und wurdest eines Besseren belehrt?

Ja, es war Liebe auf den ersten Blick. Ich fühlte mich nach der ersten Kursstunde so gut, dass ich meine vorgefasste Meinung tatsächlich direkt über den Haufen werfen konnte und Yoga seitdem ein fester Bestandteil meines Lebens ist.

Was war es genau, was dich dazu gebracht hat, am Ball zu bleiben?

Dass die Wirkungen so tiefgreifend sind. Yoga wirkt nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern auch auf geistiger, emotionaler, seelischer, aller Ebenen. Dies bemerkte ich recht schnell und ich hatte auch sehr schnell das Gefühl das Asanas nur die Spitze des Eisbergs sind. Keine Ahnung wo das Wissen oder die Gewissheit in mir herkamen, aber ich wollte tiefer gehen, Yoga in der Gesamtheit kennenlernen und verstehen.

Ich war fast täglich im Yogacenter und bin immer noch im Schnitt dreimal die Woche da, obwohl ich nicht mehr fünf Minuten um die Ecke arbeite.

Dann nimmt Yoga heute also einen recht großen Stellenwert in deinem Leben ein?

Ja, Yoga, oder besser gesagt der ganzheitliche Yoga, ist sozusagen meine Lebenseinstellung. Die Yoga Sutras des Patanjali sind mein Hauptleitfaden und auch die Bhagavad Gita und andere Schriften sind ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Die Meditation ist das Herz von allem.

Wie integrierst du deine Praxis in den Alltag?

Das ganze Leben ist Praxis J

Das ist eine schöne Einstellung! Kam es dazu auch zu der Entscheidung, eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen?

Darauf wurde ich angesprochen. Eines Tages sagte ein Sevaka, also ein Mitarbeiter, des Centers zu mir ich solle doch die Ausbildung machen. Ich war ja mehrfach die Woche im Center und fragte auch nach Yogaliteratur. Mein erstes Buch über Yoga überhaupt war übrigens das Yoga Sutra von Patanjali mit der Kommentierung von Sukadev. Eine Sevaka empfahl mir das Buch mit den Worten: „Für den Anfang ist das gut.“

Ich las das Buch, manchmal tatsächlich mühsam, bis zum Ende, und es erweckte ein inneres Feuer in mir. Ich verstand wahrlich nicht alles, aber es entfachte den Funken und intuitiv wusste ich: Dies ist mein Weg. Die Kurse und offenen Stunden, die ich besuchte, waren gut, aber sie kratzten gefühlt nur an der Oberfläche, und so begann ich, nach dieser Anregung durch den Sevaka, tatsächlich ernsthaft darüber nachzudenken, die Ausbildung zu machen.

Ich war zwar noch der Meinung ich bräuchte erstmal noch mehr Erfahrung und Praxis, doch es keimte in mir. Ich begegnete dann vielen frischen Yogalehrern oder Ausbildungsteilnehmern, die mir alle sagten, dass die Ausbildung das Beste war, was sie tun konnten. Irgendwann gab ich mir einen Ruck und meldete mich an, ein halbes Jahr vor Ausbildungsbeginn, das war 2011. 2012 begann dann endlich die Ausbildung.

Wenn sie nicht gerade Yoga praktiziert oder unterrichtet, ist Vimala oft in der Natur zu finden

Wie hast du deine Ausbildungszeit empfunden?

Im Großen und Ganzen als wundervoll und sehr bereichernd, ich habe Freunde gefunden, mich selbst wieder gefunden und großartige Erfahrungen gemacht. Es gab jedoch auch Momente, die wehtaten oder in denen alles durcheinander war. Äußerlich habe ich mich zwar nicht verändert, aber meine komplette Lebenseinstellung hat sich geändert und dies ist einfach nicht immer leicht. Die Ausbildung ist einfach so unglaublich transformierend, damit hatte ich nicht in dem Umfang gerechnet. Danke, danke, danke!

Mir ging es ganz ähnlich, und bis auf vereinzelte Ausnahmen auch die ganze Ausbildung hindurch. Andere hatten allerdings auch mal „Durststrecken“ und dachten, sie schaffen es nicht mehr. Kennst du sowas auch von dir?

Nicht wirklich. Mich überkamen tatsächlich nie Gedanken des vorzeitigen Beendens der Ausbildung und ich hatte nie so richtig das Gefühl einer Durststrecke. Da scheine ich aber eher die Ausnahme zu sein von dem, was ich auch als Ausbilderin so mitbekomme. Wie schon erwähnt waren die zwei Jahre nicht immer leicht, aber die Ausbildung trug mich auch durch „schwere“ Zeiten. Das Einzige, was mich ein wenig nervte, war die Prüfungsvorbereitung und das ständig neue Durchkauen der Fragen. Hier stellte sich dann das Gefühl ein, dass es jetzt gut ist und es langsam zu Ende gehen könnte.

Wie ging es nach deiner Ausbildung weiter? Hast du direkt angefangen, selbst zu unterrichten?

Ich habe bereits im ersten Halbjahr der Ausbildung begonnen, meine Mutter und ihre Arbeitskolleginnen zu unterrichten. Durch diese Gruppe habe ich unglaublich viel gelernt, vor allem Flexibilität und die Fähigkeit, den Plan spontan zu ändern, denn sie hatten alle möglichen Wehwehchen und konnten dies und jenes nicht.

Gegen Ende des ersten Jahres begann ich, in Yogakursen zu assistieren und ab dem zweiten Jahr Vertretungen für Stunden zu übernehmen.

Die Assistenz kann ich jedem „frischen“ Yogalehrer sehr ans Herz legen, denn man nimmt hier sehr viel mit.  

Ungefähr ab dem zweiten Halbjahr des zweiten Jahres unterrichtete ich schon regelmäßig im Center, auch Schwangerenyoga und weiterhin meine Mutter und ihre Kolleginnen.

Nach der Ausbildung begann ich auch recht zügig, außerhalb von Yoga Vidya zu unterrichten und nahm auch sehr viele Vertretungen an den unterschiedlichsten Orten an. Ich durfte so viel lernen und bin dankbar dafür. Inzwischen jedoch nehme ich kaum noch Vertretungen außerhalb von Yoga Vidya an, denn mein Plan ist recht voll und Zeit für eigene Praxis muss auch sein und ganz nebenbei habe ich noch einen Teilzeitjob als Floristin.

Wie kam es dazu, dass du inzwischen selbst Yogalehrer ausbildest?

Ich wurde einfach gefragt, ob ich die Yogastunde zu den 6 Darshanas am Centerwochenende geben könnte und ich sagte Ja. Das war meine erste Yogastunde im Rahmen einer Ausbildung und das Thema ist bekanntermaßen eines der komplexesten der Ausbildung.

Danach folgte die Frage, ob ich den Themenabend „Schwangerenyoga“ geben könnte, da ich dies ja schon einige Zeit unterrichte und auch Weiterbildungen dazu besucht hatte.

Und irgendwann folgte dann die Frage, ob ich mir nicht vorstellen könnte, den Hatha Teil der Ausbildung größtenteils geben zu können. Warum ich gefragt wurde, weiß ich nicht (lacht). Ich sagte direkt Ja, ohne zu wissen, wie ich das überhaupt mit meiner Arbeit vereinbaren kann. 2017 begann meine erste Ausbildung, die ich komplett begleitete.

Als gute Yogalehrerin weiß Vimala: Lachen ist gesund!

Für all diejenigen, die nicht das Glück hatten, in einer deiner Ausbildungsgruppen dabei zu sein: Welche Aufgaben hast du beim Teacher Training?

Ich unterrichte zu 90% den praktischen Teil, halte aber oft auch die Vorträge und leite Pranayama und Meditation an. Darüber hinaus stehe ich den Teilnehmern für Fragen zur Seite und gebe gerne auch mal spezielle Stunden für die Ausbildung zusätzlich. Während der Pandemie sind noch so Dinge wie Technikvorbereitung und Technikberatung hinzugekommen. Eine gute Ausbildung zu geben, erfordert einiges an Organisation und Gespür im Hintergrund. Die Unterrichtspläne sind beispielsweise gar nicht so leicht zu erstellen und man muss hier auf viele Details achten. Meine Kollegin und ich ergänzen und unterstützen uns hier sehr gut gegenseitig.

Was gefällt dir besonders daran?

Das ist schwer zu sagen, denn mir bereitet fast alles Freude. Klar, die Unterrichtspläne zu überprüfen mit den Literaturangaben und so ist nicht ganz so schön, aber es muss auch gemacht werden und dient dem großen Ganzen.

Es ist einfach wunderbar, Menschen auf ihrem Weg zwei Jahre begleiten zu dürfen und die Entwicklungen zu sehen. So erfüllt es mich mit tiefer Freude, die Ausbildungen mit geben zu dürfen.

Gibt es auch etwas, das dir eher schwerfällt?

Das Korrekturlesen der Unterrichtspläne ist nicht unbedingt meine Lieblingsaufgabe und natürlich gehen manche Themen leichter und andere schwerer für mich zu vermitteln.

Wie lange bist du nun schon dabei?

Im Ausbildungsteam seit 2017 fest, davor habe ich aber auch schon das eine oder andere Thema in der Yogalehrerausbildung unterrichtet.

Ist dir in diesen 6 Jahren Ausbildungsbegleitung ein Erlebnis besonders im Gedächtnis geblieben?

Ich war dieses Jahr (2023) zum ersten Mal bei einem Abschlusswochenende im Westerwald dabei und dies war sehr berührend und schön.

Insgesamt gab es viele schöne und berührende, sowie viele lustige und erheiternde Momente. Beispielsweise hat der Sohn meiner Ausbildungskollegin, er muss 4 gewesen sein, sich kurz vor Beginn der Stunde – die meisten Teilnehmer lagen schon in Savasana – auf meinen Platz gesetzt und einfach mal gesagt „so geht das nicht, ihr macht das alle falsch.“ Letztes Jahr war er dann fast die ganze Zeit beim Partneryoga dabei, trotz Gipsarm, und wir hatten alle Freude dabei, besonders, als er dann völlig ernst fragte, wer alles Pizza essen will nach der Stunde.

Wie hast du die Ausbildungen während Corona erlebt?

Ich habe dank der Namenseinblendung in Zoom deutlich schneller die Namen der Teilnehmer lernen können (lacht)

Oha, Vorteile hört man ja auch eher selten!

Das war definitiv ein Vorteil. Insgesamt habe ich die Ausbildung auf gewisse Weise als noch intensiver empfunden und kann dies gar nicht genau beschreiben.

Plötzlich drehte sich vieles bei uns Ausbildungsleitern erstmal sehr um Technik und Optimierung dieser. Wir mussten vieles immer wieder kurzfristig anpassen auf allen Ebenen und es ging sehr viel Zeit damit drauf, sich über die Corona-Verordnungen auf dem Laufenden zu halten. Diese ganze Organisation lief noch zusätzlich neben der eigentlichen Ausbildung und das war schon stellenweise sehr fordernd, aber auch lehrreich. So weiß ich nun beispielsweise, was man alles für Onlinestunden zweckentfremden kann. 

Es mag komisch klingen, aber im Nachhinein hat die Krise etwas sehr Bereicherndes für mich. Es haben sich viele neue Ideen entwickelt und wurden teils auch schon umgesetzt. Ohne Corona wäre vieles davon vermutlich nicht entstanden.

Trotzdem bin ich sehr froh, dass die eigentliche Ausbildung nun wieder ausschließlich vor Ort stattfindet, das erleichtert die Ausbildungsabende enorm. Wobei rein online auch ganz okay ist, aber hybrid ist echt anstrengend, insbesondere dann, wenn die Technik oder das Internet nicht mitspielen. 

Ein weniger schöner und extrem herausfordernder Teil in der Zeit war die Meinungsspaltung unter den Ausbildungsteilnehmern bezüglich der Corona-Maßnahmen. Wir waren immer bemüht, alle mitzunehmen, alle zu verstehen, aber es war uns leider nicht immer möglich.

Was für Kurse gibst du, wenn du nicht gerade neue Yogalehrer ausbildest?

Ich gebe oft die Schwangerenstunde beziehungsweise den Kurs im Center und unterrichte Sonntagmorgens online. Die letzten beiden Jahre habe ich sehr viele Workshops gegeben. Dieses Jahr gebe ich die Meditationskursleiter-Ausbildung im Wochenendformat bei mir in Bad Nauheim Steinfurth. Ich vertrete ab und an mal eine Stunde oder unterrichte zusätzliche Stunden, gerne auch spezielle Stunden.

Vor Corona hatte ich auch eine tolle Gruppe in Steinfurth, aber diese ist leider Corona zum Opfer gefallen. Momentan habe ich allerdings nicht das Gefühl, wieder einen zusätzlichen festen Kurs aufbauen zu wollen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Wo möchtest du in Zukunft deinen Schwerpunkt setzen?

Im Moment ist alles gut, so wie es ist, und alles andere wird sich zeigen und ergeben.

Was wünschst du dir für künftige Yogalehrerausbildungen?

Motivierte und wissbegierige Teilnehmer und weiterhin ein super Ausbildungsteam.

Welchen Tipp hast du abschließend für alle, die überlegen, eine Yogalehrerausbildung zu machen?

Ich würde mir das Center vorher anschauen, den Stil und die Tradition etwas kennenlernen, hineinhorchen in sich selbst und wenn es einigermaßen passt, dann einfach mutig sein und losgehen.