„Mantra“ – dieses Wort haben wir alle schon einmal gehört, und sei es nur durch die Redewendung „etwas wie ein Mantra wiederholen“. Doch hinter diesem Begriff verbirgt sich noch viel mehr. Viele Yoga-Neulinge nehmen das Singen von Mantras zu Anfang als eher befremdlich wahr (ja, ich auch!), entdecken dann aber doch ihre Liebe zu den mystischen Klängen. Doch was sind eigentlich Mantras und wie wirken sie auf uns?
Über dieses Thema habe ich mich mit Suryadevi und Devadas unterhalten.
Suryadevi ist seit ungefähr acht Jahren begeisterte Yogini und hat auf ihrem Weg bereits verschiedenste Yogastile kennengelernt. Musik begleitet sie bereits seit ihrer frühen Kindheit: sie spielte leidenschaftlich gern Querflöte und sang im Chor.
Seit 2022 lernt sie, Mantras auf dem Harmonium zu spielen übt sich neuerdings auch an der Ukulele. Wenn sie nicht gerade musikalisch unterwegs ist, stellt sie wunderschöne Schmuckstücke, für die sie ebenfalls die Kraft der Mantras nutzt: ihre handgefertigten Edelstein-Malas und Armbänder lädt sie mit einem eigenen besonderen Heilungsmantra energetisch auf.
Devadas interessiert sich bereits seit der Kindheit für Spiritualität. Nach dem Abitur kam er in Kontakt mit der Bhaktiyoga-Bewegung, wo er zutiefst von dem Singen und Rezitieren der Mantras inspiriert wurde. Dadurch widmete er sich ganz dem spirituellen Weg, reiste mehrmals nach Indien und begann dort auch, Harmonium zu spielen.
Zurück in Deutschland begann er, damit in der Münchner Innenstadt zu spielen. Heute lebt er seine Berufung als Mantra-Musiker, aber auch Yogalehrer, Gesundheitsberater und Leiter eines Ayurveda-Fernstudiums.
Eines von Devadas‘ Seminaren führte die beiden zusammen – passenderweise war es eines mit dem Namen „Mantrasingen mit Herz“. Heute teilen sie ihr Leben miteinander, und auch ihre Leidenschaft für Mantras – nicht nur untereinander, sondern mit der Welt. Als Pärchen geben sie zahlreiche Seminare zum Mantrasingen, Harmonium spielen lernen oder Mantrameditation; Devadas hat zudem bereits einige eigene Mantra- und Yoga-CDs herausgegeben.
Ihr Lieben, zunächst einmal vielen Dank, dass ihr euch Zeit für das Interview nehmt! Mit eurer Erfahrung im Bereich Mantras seid ihr die absolut idealen Gesprächspartner für dieses Thema. Wie seid ihr selbst mit der heilsamen Kraft der Mantras in Berührung gekommen?
Devadas: Ich las während meiner Abiturzeit 2001-2003 die Bhagavad Gita. Nach meinem Abitur besuchte ich in meiner Heimatstadt Stuttgart zweimal ein Sonntagsfest der Hare-Krishna-Bewegung, einer internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstein, dabei wurde intensiv Kirtan gesungen und auch sehr Interessantes und Bewegendes über die transformative Wirkung der spirituellen Mantra-Praxis gesagt. Das motivierte mich dazu ein spirituelles Festival der Hare-Krishna-Bewegung zu besuchen. Die dort erlebten Eindrücke und die intensive Energie der Mantras ließen mich ab dann nicht mehr los.
Ich verbrachte daraufhin zwei Jahre in den Tempeln der Hare-Krishna-Bewegung und reiste fünfmal nach Indien in den darauffolgenden Jahren. Es bewog mich auch dazu, nicht Medizin zu studieren, sondern Ayurveda und Yoga, was ich bis heute für den besseren Weg für mich halte.
Suryadevi: Zum ersten Mal kam ich in Kontakt mit Mantras bei meiner Yogalehrerausbildung in der Wüste von Kalifornien. Beim Singen des Gayatri Mantras, welches eines der ältesten Mantras ist, ging sofort mein Herz weit auf. Seither bereitet mir das Mantrasingen zusammen mit anderen riesige Freude und wurde zu meiner großen Leidenschaft.
Eine wunderschöne Leidenschaft! Für diejenigen unter den Leser:innen, die noch gar nichts mit Mantras anfangen können – was ist eigentlich ein Mantra?
Suryadevi: Mantras sind Urlaute, die uns dabei helfen, unser Bewusstsein von der übermäßigen Identifikation mit materiellen Sinnesobjekten zu lösen und uns wieder mit der spirituellen Quelle des Bewusstseins zu verbinden. Mantra ist ein Sanskrit-Wort und heißt wortwörtlich übersetzt „Das, was den Geist befreit“.
Devadas, du erwähntest vorhin schon den Begriff „Kirtan“. Was bedeutet er?
Devadas: Kirtan heißt übersetzt soviel wie „die heiligen Namen Gottes lobpreisen“. Es bezeichnet das singen von Mantras und spirituellen Liedern. Kirtan und Mantrasingen sind austauschbare Begriffe. Mantras und Kirtanlieder werden traditionell im Wechselgesang gesungen, dabei singt eine Person vor und die Gruppe singt nach.
Dieser Wechsel von aktivem Mitsingen und passiven Zuhören kann, wenn man sich darauf einlässt, eine sehr meditative und freudvolle Erfahrung sein. Typischerweise wird Kirtan mit Harmonium und eventuell Trommel und Zimbeln begleitet.
Von diesem Wechselgesang entstand vermutlich die Redewendung „etwas wie ein Mantra wiederholen“ – was bewirkt diese Wiederholung beim Mantrasingen?
Suryadevi: Der Geist kann dadurch, wenn man sich darauf einlässt, zur Ruhe kommen und ein erweiterter spiritueller Bewusstseinszustand stellt sich ein.
Wodurch dann die eben beschriebene meditative Erfahrung zustande kommt?
Suryadevi: Genau.
Von der Wiederholung mal abgesehen – wie wirken Mantras und Kirtan allgemein auf uns?
Devadas: Mantras und Kirtan bringen uns in Verbindung mit unserem wahren Selbst, der Urquelle allen Klangs and aller Energie. Wir tauchen in einen erweiterten spirituellen Bewussteinszustand ein, der als sehr erhaben und angenehm erlebt wird.
Das Herz öffnet sich sozusagen – der Zugang zu unserem Spirituellen Selbst wird sehr leicht erfahrbar. So können sich die Qualitäten der Wahren Selbst wie zum Beispiel reine göttliche Freude und Liebe ungehindert zeigen.
Das klingt ja ganz ähnlich zu den spirituellen Wirkungen der Yogapraxis. Ergänzen sich Mantras und Asanas deshalb so gut?
Suryadevi: Kurz gesagt besteht unser Energiekörper aus Chakras, den Energiezentren, und Nadis, den Energiebahnen, und das Sanskritwort Nadi kommt von Nada, was Klang bedeutet. So steckt in dem Wort Nadi bereits der Hinweis darauf, dass wir durch Mantras und Klang heilsam auf den Energiekörper einwirken können.
Asanas tun das ebenfalls, sie wirken sowohl auf den grobstofflichen als auch den feinstofflichen Körper ein. Auch ist jede Asana einem oder mehreren Chakren und Lebensthemen zugeordnet, die wir durch die Wirkung von Mantras, die ebenfalls jeweils auf bestimmte Chakras und deren Lebensthemen wirken, unterstützen können.
Devadas: Der beruhigende Klang der Mantras hilft den Yoga-Übenden, während der Yogstunde besser abschalten zu können und leicht tiefer in die Asanas hineinzugelangen.
Nutzt ihr die Kraft der Mantras auch persönlich auf diese Weise?
Suryadevi: Auch für uns singen wir regelmäßig Kirtan und nutzen täglich Mantras für Segnungen, zum Beispiel vor den Essen, zum Schutz und zur energetischen Reinigung sowie zur Heilung. Ab und zu machen wir auch ein Homa – ein Feuerritual intensives Feuerritual mit Mantra-Rezitation, um die Wirkung des Mantras effektiv zu verstärken.
Devadas: Wenn wir mit Teilnehmern unserer Seminare, Yogastunden und Konzerte mit Mantras praktizieren, ist das für uns selbst ein wunderbarer erhebender Sadhana (spirituelle Praxis). Die Dimension der Mantras mit unseren Mitmenschen zu teilen ist uns zudem die größte Freude, wofür wir sehr dankbar sind.
Besagtes Teilen findet bei euch in Form von Seminaren statt. Welchen Zweck verfolgt ihr mit diesen Seminaren und wie sollen die Teilnehmer sich anschließend fühlen?
Devadas: Bei unseren Seminaren haben wir den Fokus auf Heilung und Transformation. Wir sind uns der heilsamen Kraft von Klängen und Stille bewusst. Aber auch verbinden wir uns immer wieder mit der Natur.
Suryadevi: Unsere Seminare sind inspiriert von unserem eigenen Lebensstil und Heilungsweg. Deshalb möchten wir mit anderen unser Wissen teilen und sie dazu inspirieren auch selbst mit Freude den Weg der Heilung und spirituellen Transformation zu gehen. Die Hauptqualitäten, die wir vermitteln, sind Entspannung, Lebensfreude, Selbstliebe und spielerische Leichtigkeit.
Woher kommen die Ideen für eure Themen?
Suryadevi: Die Themen und Inhalte für unsere Seminare kommen direkt aus unserer persönlichen Erfahrung mit Mantras, Heilung und spiritueller Transformation. Unser gesamtes Leben ist mit Mantras und diesen Themen zutiefst verbunden – so könnte man auch sagen, dass die Themen für unsere Seminare aus unserem Alltagsleben und Erleben selbst gegriffen sind.
Wählt ihr nach diesen Gesichtspunkten auch die Mantras für eure Yogastunden aus?
Devadas: Ja, jede Mantra-Yogastunde wird nach einem bestimmten Lebensthema benannt, wie zum Beispiel „BHAKTI – Gottesliebe & Selbstliebe“. Die Mantras, Sutras und teilweise auch selbstverfasste Gedichte sind jeweils thematisch passend zu diesem Thema und den jeweiligen Yoga-Übungen gewählt.
Devadas, du hast sogar schon mehrere CDs aufgenommen. Wie kam es dazu?
Devadas: 2007 ermunterte mich ein Passant, als ich Kirtan in der Münchner Fußgängerzone sang, dazu doch eine eigene Kirtan-CD aufzunehmen. Das war tatsächlich der Auslöser, dass dieser Passant mich wiederholt dazu ermunterte – ja regelrecht aufforderte 🙂
Ich sang von 2006 – 2013 regelmäßig ca. 3 mal pro Woche für einige Stunden Mantras in der Münchner Innenstadt als „Transzendentaler Straßenmusiker“. Dabei entstanden meine ersten drei CDs „Mantra Rasa – Transzendentale Straßenmusik 1 – 3“. In späteren Jahren ab 2015 entstand dann eine weitere Kirtan-CD, eine Meditations- und Tiefenentspannungs-CD sowie zwei Mantrayogastunden-CDs.
Inzwischen habt ihr euer gemeinsames Herzensprojekt „Surya Spirit“ gestartet. Erzählt uns doch zum Abschluss etwas darüber.
Suryadevi: „Surya“ steht für die Sonne und „Spirit“ für die unsterbliche Seele. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Das strahlende Selbst“. Mit unserem Projekt möchten wir die Menschen daran erinnern auf einfache und verständliche Weise den Zugang zum wahren Selbst zu finden. Wir inspirieren sie auf ihrem transformativen Heilungsweg des spirituellen Erwachens.
Vielen Dank, ihr beiden!
Ihr seid neugierig auf das Angebot von Suryadevi und Devadas geworden? Dann schaut euch doch mal ihre Seminare an!
Verfolgt den Weg ihres Herzensprojekts „Surya Spirit” auf Instagram, auf Facebook oder auf ihrer Website.