Uralt? Wie alt eigentlich genau?
Man kann getrost sagen, dass Yoga ein altes Übungssystem ist. Im Grunde reicht der Begriff „alt“ fast nicht aus. Die ersten Yogis werden in den Veden erwähnt, ungefähr 1500 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Es gibt sogar Hinweise, dass Yoga bereits vor 5000 Jahren praktiziert wurde. Eine der ersten und wichtigsten Yogaschriften, die Yoga Sutras, wurde von Patanjali, einem indischen Gelehrten, zwischen dem zweiten Jahrhundert vor Christus und dem vierten Jahrhundert nach Christus geschrieben. Die Weisheiten, die Patanjali aufschrieb, werden auch heute noch gelehrt, ebenso die Asanas, die Körperübungen, an die die meisten Leute denken, wenn sie „Yoga“ hören.
Nun, da Du einen Überblick hast, wie alt diese Praxis wirklich ist, sollte es nicht weiter überraschen, dass es einige Skeptiker gibt, die glauben, dass eine so uralte Philosophie heutzutage keinerlei Wert mehr hat. Aber sie liegen falsch! Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es heutzutage mehr Wert denn je hat.
Yoga im Laufe der Zeit
Anfangs wurde Yoga nur von Männern praktiziert. Heute sind die Studios voller Frauen. Damals war es eine recht strenge, asketische Praxis. Heute ist sie sehr liebevoll und auf Selbstfürsorge ausgerichtet. Früher ging es um Erleuchtung. Heute geht es um individuelle Persönlichkeiten und deren Wohlbefinden (obwohl man natürlich auch heute noch den Weg zur Erleuchtung einschlagen kann). Erkennst Du das Muster? Yoga hat sich über die Jahre hinweg verändert. Die Praxis an sich, ihr vordergründiger Sinn und Zweck, und natürlich die Menschen, die es üben. Und das ist genau das, wo das Geheimnis von Yoga liegt: vor Jahrhunderten hatten Menschen ganz andere Tagesabläufe, Lebenseinstellungen und Bedürfnisse, abhängig von Zeit und Ort, an dem sie lebten. Dennoch war Yoga die ganze Zeit über da und verschwand nie. Das Geheimnis ist, dass es keine Einheitslösung gibt, die für jeden gelten muss – jeder kann es praktizieren und die Praxis seinen eigenen Bedürfnissen anpassen, ob körperlich oder mental. So lange sich die Menschen weiterentwickeln, wird Yoga das auch tun.
Also warum ist Yoga heute wichtiger denn je?
In den Anfangstagen von Yoga waren die Menschen, die es praktizierten, sehr religiös und auf der Suche nach Erleuchtung. Dies liegt daran, dass sie an das Konzept der Reinkarnation glaubten: Die Menschen wollten den steten Kreislauf des Wiedergeborenwerdens stoppen und ewigen Frieden durch Erleuchtung finden. Heute, besonders im Westen, sind die Gründe, mit Yoga anzufangen, vollkommen anders, oft sehr physisch. Es gibt viele Studios, die auf verschiedene Bedürfnisse eingehen, daher ist es sehr zugänglich. Aber: Auf gewisse Weise war es damals dennoch einfacher. Die Menschen hatten viel mehr Bezug zur Natur, zu Spiritualität und zu sich selbst. Heutzutage haben wir diesen Bezug verloren. Wir sind einem konstanten Medienspektakel ausgesetzt, wir sind immer erreichbar, immer in Eile. Wir denken, wir seien unser Körper. Wir tun zu viel und fühlen zu wenig. Wir haben verlernt, den Blick nach innen zu richten und auf die Signale unseres Körpers zu hören. Zunehmende Erkrankungen von Burnout, Depressionen und anderen Krankheiten sind das Ergebnis.
Vor Jahrhunderten definierte Patanjali Yoga als „das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist“. Denk einmal darüber nach: Wann war Dein Geist das letzte Mal so richtig ruhig? Das Gedankenkarussell anzuhalten ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen. Ein unruhiger Geist könnte gut und gerne eines der häufigsten Probleme unserer Zeit sein. In einer Yogastunde hingegen denken wir nicht über die Nachrichten oder unseren Alltag nach, sondern richten die Aufmerksamkeit nach innen. Es gibt kein Handy, kein Internet, keinen Newsticker – nur uns, unseren Atem und unsere Bewegungen. Zur Abwechslung gibt es einmal nichts, worüber wir uns Gedanken machen müssen. Unser hektischer Alltag setzt für einen Moment aus. Wir atmen, bewegen uns und kümmern uns um uns selbst. Unser vielbeschäftigter Geist erhält eine wohlverdiente Pause.
Und auch unserem Körper tut das gut: zu häufig verbringen wir Stunden an einem Schreibtisch, vor einem Bildschirm, oder mit einem gebeugten Nacken, um auf unser Smartphone zu schauen. Unglaublich viele Menschen leiden dadurch an Rückenschmerzen. Yoga kann hier hilfreich sein: Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass es genauso effektiv ist wie Physiotherapie. Ein wenig Bewegung kann viel leisten. Mangel daran ist eine häufige Ursache für Krankheiten und Übergewicht. Praktischerweise ist Yoga eine Form der Bewegung, die wirklich jeder ausüben kann – sogar, wenn man übergewichtig ist, wenn man nicht „der sportliche Typ“ ist, sogar wenn man im Rollstuhl sitzt. Es gibt herrlich einfache Übungen, um vom Kopf in den Körper zu kommen.
Yoga ist also nicht nur ein Mittel gegen viele moderne Probleme, wie rasende Gedanken oder „Text Neck“. Es ist auch flexibel und zugänglich, sodass jeder davon profitieren kann.
Vorteile einer regelmäßigen Yogapraxis für den Alltag auf einen Blick
- Verbesserte Stimmung
- Bessere Konzentration
- Linderung für Nacken- und Rückenschmerzen
- Unterstützung des Immunsystems
- Allgemein verbessertes Wohlbefinden
- Und noch viel mehr!
Klingt gut, oder? Und seien wir mal ehrlich: eine Verbesserung von Stimmung, Konzentration und Immunsystem ist doch ein zeitloser Wunsch – genau wie die Praxis, die uns beim Erreichen dieses Ziels unterstützen kann.