Nicht verschickte Briefe Teil 1: Briefe an dein jüngeres Ich

Unsere Erlebnisse und Entscheidungen von gestern formen, wer wir heute sind. Oft hadern wir allerdings mit ihnen, weil wir denken, wir hätten unverzeihbare Fehler gemacht. Jeder macht irgendwann Fehler. Es ist menschlich, es ist normal! Es gibt nur wenige Fehler, die nicht wieder geradegerückt werden können. In den meisten Fällen baust du Mist und lernst dann daraus. Die wahren Probleme beginnen, wenn du außerstande bist, dir selbst zu verzeihen. Das passiert nicht einfach automatisch, wenn andere dir vergeben – du musst quasi deine eigene Freundschaftsanfrage akzeptieren!

Aber nicht nur unsere eigenen Fehler können es schwierig machen, mit uns selbst befreundet zu sein. Wenn du ein Trauma oder Trauer durchmachst, könnte es sein, dass du dich fragst, ob es irgendwie deine Schuld war, was passiert ist, ob du etwas anders hättest tun können/sollen, etc.

Auch wenn du nicht in der Position bist, Reue über Fehler zu empfinden oder wenn du keine Erfahrungen mit Trauma hast, könnte es immer noch Situationen in deiner Vergangenheit geben, die vielleicht unbedeutend erscheinen, aber deine Beziehung zu dir selbst verkomplizieren. Sehr häufig haben diese Situationen mit Beziehungen zu anderen Menschen zu tun – Familienmitglieder, Partner, Freunde.

Bist du mit dir selbst befreundet?

Wenn du feststellst, dass du zu dir selbst sehr hart bist, harsche innere Dialoge führst oder Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich bin dumm“ verinnerlicht hast, könntest du mit dir selbst in Konflikt stehen – vielleicht sogar, ohne es zu realisieren. Hier sind ein paar Journal Prompts um herauszufinden, wie gesund deine Beziehung zu dir selbst ist:

  • Fühlst du dich unwohl dabei, über die Vergangenheit nachzudenken? Warum?
  • Bereust du etwas? Was?
  • Redest du mit dir selbst wie mit jemandem, den du liebst? Schreibe über ein Beispiel.
  • Wie wichtig ist es dir, Anerkennung von anderen zu bekommen?
  • Ist dir das Gefühl, „nicht gut genug zu sein“, vertraut? In welchen Situationen erlebst du es?

Du bist zu dem Schluss gekommen, dass deine Beziehung zu dir selbst verbessert werden könnte? Journaling könnte helfen! Briefe an dein früheres Ich zu schreiben ist eine kraftvolle Methode um zu reflektieren, Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten und anzufangen, mit dir selbst Frieden zu schließen.

“Liebes jüngeres Ich…”

Wann kann diese Methode der Schreibtherapie helfen?

  • Wenn du außerstande bist, dir selbst zu vergeben
  • Wenn du gegen eine Sucht kämpfst
  • Wenn du ein Trauma durchmachst
  • Wenn du dich in der Vergangenheit nicht gehört gefühlt hast oder wenn du Angst hattest, offen zu sprechen
  • Wenn du dich dabei ertappst, wie du abfällig mit dir selbst redest

So geht’s

Schnapp dir einen Stift und Papier oder ein Notizbuch. Wähle eine Tageszeit, wenn du wenig bis gar keine Ablenkungen zu befürchten hast. Mach es dir gemütlich, vielleicht mit einem Tee oder einer Kerze. Denk an eine Zeit in deiner Vergangenheit, die dir gerade in den Sinn kommt oder eine, die dir oft durch den Kopf geht. Du kannst die damalige Version deiner Selbst als Adressaten wählen. So spezifisch muss es aber gar nicht sein. Du kannst auch einfach überlegen, ob du an das Kind schreiben möchtest, das du mal warst, oder an eine Version deiner Selbst, die noch nicht so lange zurückliegt. Wenn es nichts Bestimmtes gibt, über das du schreiben möchtest, musst du nicht einmal diese Entscheidung treffen – schreibe einfach an dein „jüngeres Selbst“ und schau, was während des Schreibprozesses passiert.

Du kannst einfach loslegen, zu schreiben und beobachten, was alles hochkommt, wenn du erstmal angefangen hast. Alles geht! Wenn du Bedenken hast, einfach frei zu schreiben, kommen hier sieben Journal Prompts für dich, um zu inspirieren, worum es in deinem Brief gehen könnte:

  • Was hat dein jüngeres Selbst getan/gedacht, womit dein jetziges Selbst sich nicht wohlfühlt? Wie hat dies dazu beigetragen, wer du heute bist?
  • Gibt es etwas, was du deinem jüngeren Selbst verzeihen musst/willst?
  • Gibt es etwas, wofür du deinem jüngeren Selbst dankbar bist?
  • Was hat dein jüngeres Selbst besser gemacht als dein jetziges Selbst?
  • Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Selbst geben?
  • Was weißt du heute, das du gerne damals schon gewusst hättest? Warum?
  • Beschreibe dein jüngeres Selbst und inwieweit sich diese Version von dir von der heutigen unterscheidet oder auch ähnlich ist.

Los geht’s – fang direkt an und lass mich wissen, wie es läuft!

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