Lebenslange Schülerin, aber auch Yogalehrer-Ausbilderin: Eine Unterhaltung mit Vimala

Heute bin ich im Gespräch mit Vimala und freue mich ganz besonders darüber. Vimala ist gelernte Floristin, Yogalehrerin, spirituelle Coachin und auch Yogalehrerausbilderin. Bei meiner eigenen Yogalehrerausbildung war sie nicht wegzudenken – ich kann mir also niemand Besseren vorstellen, um über dieses spannende Thema zu sprechen! Auch, wenn sie inzwischen selbst Yogalehrende ausbildet, ist sie immer selbst Schülerin und bildet sich stetig weiter, beispielsweise zur Entspannungstrainerin oder im Bereich Schwangerenyoga. Besonders gerne unterrichtet sie Themenstunden und Workshops. Wenn sie nicht gerade auf der Matte ist, dann könnt ihr sie am ehesten in der Natur antreffen, beim Geocoachen oder Fotografieren. Ich freue mich sehr, dass sie inmitten all ihrer vielfältigen Aktivitäten Zeit dafür gefunden hat, sich mit mir zum Thema Yogalehrerausbildung zu unterhalten, von ihrem eigenen Yogaweg zu berichten und Anekdoten aus ihren Ausbildungsgruppen zu teilen.

Liebe Vimala, erzähl uns ein bisschen über deinen Yogaweg. Wie kam es, dass du mit Yoga angefangen hast?

Ich habe dank meines besten Freundes und meiner damaligen Physiotherapeutin mit Yoga angefangen. Ich hatte berufsbedingte Verspannungen im Schulter-, Nackenbereich und die Physiotherapeutin meinte ich solle mal etwas mit Bewegung machen, wie Yoga. Ich habe das erstmal ignoriert und mich dem Autogenem Training gewidmet. Das tat mir auch sehr, sehr gut, doch löste es die Verspannungen nicht. Ich war trotzdem fest der Meinung, Yoga sei nichts für mich und so beschäftigte ich mich nicht weiter damit… bis mein bester Freund plötzlich von nichts anderem mehr redete als vom Yoga. So beschlossen wir beide einen Anfängerkurs bei Yoga Vidya Frankfurt zu besuchen. Mit der festen Überzeugung nur diesen einen Kurs zu machen und das Yoga absolut nichts für mich ist, ging ich also zu unserer ersten Kursstunde…

… und wurdest eines Besseren belehrt?

Ja, es war Liebe auf den ersten Blick. Ich fühlte mich nach der ersten Kursstunde so gut, dass ich meine vorgefasste Meinung tatsächlich direkt über den Haufen werfen konnte und Yoga seitdem ein fester Bestandteil meines Lebens ist.

Was war es genau, was dich dazu gebracht hat, am Ball zu bleiben?

Dass die Wirkungen so tiefgreifend sind. Yoga wirkt nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern auch auf geistiger, emotionaler, seelischer, aller Ebenen. Dies bemerkte ich recht schnell und ich hatte auch sehr schnell das Gefühl das Asanas nur die Spitze des Eisbergs sind. Keine Ahnung wo das Wissen oder die Gewissheit in mir herkamen, aber ich wollte tiefer gehen, Yoga in der Gesamtheit kennenlernen und verstehen.

Ich war fast täglich im Yogacenter und bin immer noch im Schnitt dreimal die Woche da, obwohl ich nicht mehr fünf Minuten um die Ecke arbeite.

Dann nimmt Yoga heute also einen recht großen Stellenwert in deinem Leben ein?

Ja, Yoga, oder besser gesagt der ganzheitliche Yoga, ist sozusagen meine Lebenseinstellung. Die Yoga Sutras des Patanjali sind mein Hauptleitfaden und auch die Bhagavad Gita und andere Schriften sind ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Die Meditation ist das Herz von allem.

Wie integrierst du deine Praxis in den Alltag?

Das ganze Leben ist Praxis J

Das ist eine schöne Einstellung! Kam es dazu auch zu der Entscheidung, eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen?

Darauf wurde ich angesprochen. Eines Tages sagte ein Sevaka, also ein Mitarbeiter, des Centers zu mir ich solle doch die Ausbildung machen. Ich war ja mehrfach die Woche im Center und fragte auch nach Yogaliteratur. Mein erstes Buch über Yoga überhaupt war übrigens das Yoga Sutra von Patanjali mit der Kommentierung von Sukadev. Eine Sevaka empfahl mir das Buch mit den Worten: „Für den Anfang ist das gut.“

Ich las das Buch, manchmal tatsächlich mühsam, bis zum Ende, und es erweckte ein inneres Feuer in mir. Ich verstand wahrlich nicht alles, aber es entfachte den Funken und intuitiv wusste ich: Dies ist mein Weg. Die Kurse und offenen Stunden, die ich besuchte, waren gut, aber sie kratzten gefühlt nur an der Oberfläche, und so begann ich, nach dieser Anregung durch den Sevaka, tatsächlich ernsthaft darüber nachzudenken, die Ausbildung zu machen.

Ich war zwar noch der Meinung ich bräuchte erstmal noch mehr Erfahrung und Praxis, doch es keimte in mir. Ich begegnete dann vielen frischen Yogalehrern oder Ausbildungsteilnehmern, die mir alle sagten, dass die Ausbildung das Beste war, was sie tun konnten. Irgendwann gab ich mir einen Ruck und meldete mich an, ein halbes Jahr vor Ausbildungsbeginn, das war 2011. 2012 begann dann endlich die Ausbildung.

Wenn sie nicht gerade Yoga praktiziert oder unterrichtet, ist Vimala oft in der Natur zu finden

Wie hast du deine Ausbildungszeit empfunden?

Im Großen und Ganzen als wundervoll und sehr bereichernd, ich habe Freunde gefunden, mich selbst wieder gefunden und großartige Erfahrungen gemacht. Es gab jedoch auch Momente, die wehtaten oder in denen alles durcheinander war. Äußerlich habe ich mich zwar nicht verändert, aber meine komplette Lebenseinstellung hat sich geändert und dies ist einfach nicht immer leicht. Die Ausbildung ist einfach so unglaublich transformierend, damit hatte ich nicht in dem Umfang gerechnet. Danke, danke, danke!

Mir ging es ganz ähnlich, und bis auf vereinzelte Ausnahmen auch die ganze Ausbildung hindurch. Andere hatten allerdings auch mal „Durststrecken“ und dachten, sie schaffen es nicht mehr. Kennst du sowas auch von dir?

Nicht wirklich. Mich überkamen tatsächlich nie Gedanken des vorzeitigen Beendens der Ausbildung und ich hatte nie so richtig das Gefühl einer Durststrecke. Da scheine ich aber eher die Ausnahme zu sein von dem, was ich auch als Ausbilderin so mitbekomme. Wie schon erwähnt waren die zwei Jahre nicht immer leicht, aber die Ausbildung trug mich auch durch „schwere“ Zeiten. Das Einzige, was mich ein wenig nervte, war die Prüfungsvorbereitung und das ständig neue Durchkauen der Fragen. Hier stellte sich dann das Gefühl ein, dass es jetzt gut ist und es langsam zu Ende gehen könnte.

Wie ging es nach deiner Ausbildung weiter? Hast du direkt angefangen, selbst zu unterrichten?

Ich habe bereits im ersten Halbjahr der Ausbildung begonnen, meine Mutter und ihre Arbeitskolleginnen zu unterrichten. Durch diese Gruppe habe ich unglaublich viel gelernt, vor allem Flexibilität und die Fähigkeit, den Plan spontan zu ändern, denn sie hatten alle möglichen Wehwehchen und konnten dies und jenes nicht.

Gegen Ende des ersten Jahres begann ich, in Yogakursen zu assistieren und ab dem zweiten Jahr Vertretungen für Stunden zu übernehmen.

Die Assistenz kann ich jedem „frischen“ Yogalehrer sehr ans Herz legen, denn man nimmt hier sehr viel mit.  

Ungefähr ab dem zweiten Halbjahr des zweiten Jahres unterrichtete ich schon regelmäßig im Center, auch Schwangerenyoga und weiterhin meine Mutter und ihre Kolleginnen.

Nach der Ausbildung begann ich auch recht zügig, außerhalb von Yoga Vidya zu unterrichten und nahm auch sehr viele Vertretungen an den unterschiedlichsten Orten an. Ich durfte so viel lernen und bin dankbar dafür. Inzwischen jedoch nehme ich kaum noch Vertretungen außerhalb von Yoga Vidya an, denn mein Plan ist recht voll und Zeit für eigene Praxis muss auch sein und ganz nebenbei habe ich noch einen Teilzeitjob als Floristin.

Wie kam es dazu, dass du inzwischen selbst Yogalehrer ausbildest?

Ich wurde einfach gefragt, ob ich die Yogastunde zu den 6 Darshanas am Centerwochenende geben könnte und ich sagte Ja. Das war meine erste Yogastunde im Rahmen einer Ausbildung und das Thema ist bekanntermaßen eines der komplexesten der Ausbildung.

Danach folgte die Frage, ob ich den Themenabend „Schwangerenyoga“ geben könnte, da ich dies ja schon einige Zeit unterrichte und auch Weiterbildungen dazu besucht hatte.

Und irgendwann folgte dann die Frage, ob ich mir nicht vorstellen könnte, den Hatha Teil der Ausbildung größtenteils geben zu können. Warum ich gefragt wurde, weiß ich nicht (lacht). Ich sagte direkt Ja, ohne zu wissen, wie ich das überhaupt mit meiner Arbeit vereinbaren kann. 2017 begann meine erste Ausbildung, die ich komplett begleitete.

Als gute Yogalehrerin weiß Vimala: Lachen ist gesund!

Für all diejenigen, die nicht das Glück hatten, in einer deiner Ausbildungsgruppen dabei zu sein: Welche Aufgaben hast du beim Teacher Training?

Ich unterrichte zu 90% den praktischen Teil, halte aber oft auch die Vorträge und leite Pranayama und Meditation an. Darüber hinaus stehe ich den Teilnehmern für Fragen zur Seite und gebe gerne auch mal spezielle Stunden für die Ausbildung zusätzlich. Während der Pandemie sind noch so Dinge wie Technikvorbereitung und Technikberatung hinzugekommen. Eine gute Ausbildung zu geben, erfordert einiges an Organisation und Gespür im Hintergrund. Die Unterrichtspläne sind beispielsweise gar nicht so leicht zu erstellen und man muss hier auf viele Details achten. Meine Kollegin und ich ergänzen und unterstützen uns hier sehr gut gegenseitig.

Was gefällt dir besonders daran?

Das ist schwer zu sagen, denn mir bereitet fast alles Freude. Klar, die Unterrichtspläne zu überprüfen mit den Literaturangaben und so ist nicht ganz so schön, aber es muss auch gemacht werden und dient dem großen Ganzen.

Es ist einfach wunderbar, Menschen auf ihrem Weg zwei Jahre begleiten zu dürfen und die Entwicklungen zu sehen. So erfüllt es mich mit tiefer Freude, die Ausbildungen mit geben zu dürfen.

Gibt es auch etwas, das dir eher schwerfällt?

Das Korrekturlesen der Unterrichtspläne ist nicht unbedingt meine Lieblingsaufgabe und natürlich gehen manche Themen leichter und andere schwerer für mich zu vermitteln.

Wie lange bist du nun schon dabei?

Im Ausbildungsteam seit 2017 fest, davor habe ich aber auch schon das eine oder andere Thema in der Yogalehrerausbildung unterrichtet.

Ist dir in diesen 6 Jahren Ausbildungsbegleitung ein Erlebnis besonders im Gedächtnis geblieben?

Ich war dieses Jahr (2023) zum ersten Mal bei einem Abschlusswochenende im Westerwald dabei und dies war sehr berührend und schön.

Insgesamt gab es viele schöne und berührende, sowie viele lustige und erheiternde Momente. Beispielsweise hat der Sohn meiner Ausbildungskollegin, er muss 4 gewesen sein, sich kurz vor Beginn der Stunde – die meisten Teilnehmer lagen schon in Savasana – auf meinen Platz gesetzt und einfach mal gesagt „so geht das nicht, ihr macht das alle falsch.“ Letztes Jahr war er dann fast die ganze Zeit beim Partneryoga dabei, trotz Gipsarm, und wir hatten alle Freude dabei, besonders, als er dann völlig ernst fragte, wer alles Pizza essen will nach der Stunde.

Wie hast du die Ausbildungen während Corona erlebt?

Ich habe dank der Namenseinblendung in Zoom deutlich schneller die Namen der Teilnehmer lernen können (lacht)

Oha, Vorteile hört man ja auch eher selten!

Das war definitiv ein Vorteil. Insgesamt habe ich die Ausbildung auf gewisse Weise als noch intensiver empfunden und kann dies gar nicht genau beschreiben.

Plötzlich drehte sich vieles bei uns Ausbildungsleitern erstmal sehr um Technik und Optimierung dieser. Wir mussten vieles immer wieder kurzfristig anpassen auf allen Ebenen und es ging sehr viel Zeit damit drauf, sich über die Corona-Verordnungen auf dem Laufenden zu halten. Diese ganze Organisation lief noch zusätzlich neben der eigentlichen Ausbildung und das war schon stellenweise sehr fordernd, aber auch lehrreich. So weiß ich nun beispielsweise, was man alles für Onlinestunden zweckentfremden kann. 

Es mag komisch klingen, aber im Nachhinein hat die Krise etwas sehr Bereicherndes für mich. Es haben sich viele neue Ideen entwickelt und wurden teils auch schon umgesetzt. Ohne Corona wäre vieles davon vermutlich nicht entstanden.

Trotzdem bin ich sehr froh, dass die eigentliche Ausbildung nun wieder ausschließlich vor Ort stattfindet, das erleichtert die Ausbildungsabende enorm. Wobei rein online auch ganz okay ist, aber hybrid ist echt anstrengend, insbesondere dann, wenn die Technik oder das Internet nicht mitspielen. 

Ein weniger schöner und extrem herausfordernder Teil in der Zeit war die Meinungsspaltung unter den Ausbildungsteilnehmern bezüglich der Corona-Maßnahmen. Wir waren immer bemüht, alle mitzunehmen, alle zu verstehen, aber es war uns leider nicht immer möglich.

Was für Kurse gibst du, wenn du nicht gerade neue Yogalehrer ausbildest?

Ich gebe oft die Schwangerenstunde beziehungsweise den Kurs im Center und unterrichte Sonntagmorgens online. Die letzten beiden Jahre habe ich sehr viele Workshops gegeben. Dieses Jahr gebe ich die Meditationskursleiter-Ausbildung im Wochenendformat bei mir in Bad Nauheim Steinfurth. Ich vertrete ab und an mal eine Stunde oder unterrichte zusätzliche Stunden, gerne auch spezielle Stunden.

Vor Corona hatte ich auch eine tolle Gruppe in Steinfurth, aber diese ist leider Corona zum Opfer gefallen. Momentan habe ich allerdings nicht das Gefühl, wieder einen zusätzlichen festen Kurs aufbauen zu wollen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Wo möchtest du in Zukunft deinen Schwerpunkt setzen?

Im Moment ist alles gut, so wie es ist, und alles andere wird sich zeigen und ergeben.

Was wünschst du dir für künftige Yogalehrerausbildungen?

Motivierte und wissbegierige Teilnehmer und weiterhin ein super Ausbildungsteam.

Welchen Tipp hast du abschließend für alle, die überlegen, eine Yogalehrerausbildung zu machen?

Ich würde mir das Center vorher anschauen, den Stil und die Tradition etwas kennenlernen, hineinhorchen in sich selbst und wenn es einigermaßen passt, dann einfach mutig sein und losgehen.

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