Ich habe Dani während meiner Yogalehrerausbildung kennengelernt und bin seitdem mit ihr befreundet. Nachdem sie eine ganze Weile in oberen Führungspositionen gearbeitet hatte, beschloss sie, einen neuen Karriereweg einzuschlagen, um andere Frauen zu inspirieren und zu stärken. Da Feminismus und die Rolle der Frau heutzutage viel diskutierte Themen sind, habe ich mit ihr darüber gesprochen. Lies hier, was sie über ihre eigenen Erfahrungen, ihre Arbeit und den Einfluss von Yoga auf sie zu sagen hat.
Liebe Dani, Feminismus ist ein hochaktuelles Thema und bedeutsamer Pfeiler deiner Arbeit. Warum ist dieses Thema gerade heute wichtiger denn je?
Trotz der Fortschritte in den letzten Jahrzehnten gibt es immer noch viele Bereiche, in denen Frauen benachteiligt sind. Beispielsweise verdienen Frauen branchenübergreifend bedeutet weniger als Männer. Das nennt man den Gender-Pay-Gap. Laut Statistische Bundesamt liegt die Differenz bei 18%. Das ist aus meiner Sicht absolut nicht mehr zeitgemäß.
Die Folge ist natürlich, dass Frauen deutlich öfter von Altersarmut betroffen sind als Männer. Der Fachbegriff hierfür lautet „Gender-Age-Gap“.
Für mich persönlich sehr erschreckend ist die Tatsache, dass der Frauenanteil branchenübergreifend proportional zur Karrierestufe abnimmt. Das nennt man „Leaking Pipeline“. Ich finde das, insbesondere in unserer heutigen Zeit, die geprägt ist von Fachkräftemangel und enormen unternehmerischen Herausforderungen, unglaublich.
Auch die Zuschreibung von stereotypen Rollenbildern oder das Glass Ceiling sind häufige Phänomene in der Wirtschaftswelt. Mir fallen an dieser Stelle leider noch viele Beispiele ein.
Laut dem Gender Gap Report, bei dem das Weltwirtschaftsforum die globale Entwicklung der Gleichberechtigung analysiert, wird deutlich, dass es noch 170 Jahre dauert, bis Frauen und Männer dieselben Chancen haben, wenn wir in dem derzeitigen Tempo so weiter machen.
Wir leben aber nicht mehr im Mittelalter. Es ist aus meiner Sicht deshalb wichtiger, denn je, sich jetzt für die Gleichstellung von Männern und Frauen aktiv einzusetzen.
Besonders wichtig, ist mir an dieser Stelle noch mal zu sagen, dass es beim Feminismus nicht nur um die Rechte von Frauen geht. Auch Männer profitieren enorm von der Bewegung, beispielsweise indem geschlechtsspezifische Rollenbilder aufgebrochen werden. Männer können sich dadurch von traditionellen Erwartungen lösen und ein entspannteres Leben führen. Wie schön wäre es, wenn auch Männer offen über Gefühle und Herausforderungen sprechen dürfen und das gesellschaftlich keine Schwäche darstellt!
In deinem Business hast du dich darauf spezialisiert, Frauen zu coachen. Wie kam dir die Idee dazu?
Seit 2009 arbeitete ich als Führungskraft im Upper Management. Ich habe als Frau viele “unschöne” Erfahrungen im Laufe meiner Karriere gemacht. Als Studentin wurde mir im Vorfeld eines wichtigen Meetings zugerufen, welche Kleidung ich am besten tragen solle, damit das Verhandlungsergebnis verbessert wird. Da ich mich in Gesprächsrunden oft ausgeschlossen gefühlt habe, diese jedoch für das Vorankommen meiner Karriere wichtig waren, habe ich sogar Fußballergebnisse auswendig gelernt. Aus heutiger Sicht ist das völlig unauthentisch, damals erschien es mir jedoch notwendig, um irgendwie in der Gruppe einen Platz zu finden. Viel zu oft musste ich meine weibliche Seite unterdrücken und auch so knallhart männlich sein, um weiter voranzukommen. Aus heutiger Sicht, mit meiner heutigen Erfahrung und dem dazu gewonnenen Wissen, würde ich vieles anders machen.
Deshalb ist es mir eine Herzensangelegenheit, berufstätige Frauen und insbesondere Führungskräfte darin zu unterstützen, den Karriereweg authentisch und leichter zu gestalten. Mein Anspruch ist das Empowerment von Frauen im Unternehmen.
Wer kann sich an dich wenden?
Ich coache Frauen, die vor beruflichen Herausforderungen stehen. Beispielsweise erleben die Frauen eine Stagnation der Karriere oder sie planen einen Jobwechsel oder Wiedereinstieg. Ich begleite Klientinnen mit dem Wunsch nach mehr Anerkennung und Sichtbarkeit im Job, dem Interesse Konflikte zu lösen oder dem Bedürfnis nach einer verbesserten Work- Life Balance sowie Struktur im Alltag. In meinem Alltag begegnen mir auch viele berufstätige Frauen mit Ängsten oder Selbstzweifel, die wir gemeinsam bearbeiten.
Wie gehst du mit einer neuen Klientin ihr jeweiliges Thema an?
Da die Bedürfnisse der Frauen sehr individuell sind, ist die Frage nicht so einfach zu beantworten. Ich führe mit jeder Klientin ein kostenloses Erstgespräch, in dem wir gemeinsam auf die Herausforderungen im Job schauen und gemeinsame Ziele ableiten. Danach erstelle ich für jede Kundin eine individuelle Coaching Planung, die regelmäßig überprüft und überarbeitet wird. In dieser befinden sich dann Teilziele und auch verschiedene Coaching Tools, die zur Anwendung kommen. Hierbei greife ich auf einen großen Werkzeugkasten zurück und es kommt eine Vielzahl an Instrumenten zur Anwendung, z.B.: Übungen für einen Perspektivwechsel, Visualisierungsübungen, Zielsetzungstechniken oder Fragetechniken.
Du bist außerdem zertifizierte Yogalehrerin. Inwieweit fließen die Erkenntnisse aus deinen Ausbildungen und deiner eigenen Praxis in deine Coachings mit ein?
In meiner Yogalehrerausbildung habe ich viele Methoden kennengelernt, die ich im Coaching nutzen kann. Vor allem integriere ich Übungen zum Stressabbau und zur Stärkung des inneren Gleichgewichts. In vielen Coachingtools geht es außerdem darum, ein Perspektivwechsel vorzunehmen. Hier ist die Anleitung zur Visualisierung und zum Einfühlen in bestimmte Situationen, die auch im Yoga einen großen Raum einnehmen, wichtig. Auch Atemübungen und Strategien zur Stärkung des Selbstbewusstseins oder der Selbstliebe kann ich in meinen Coachingssitzungen gut einbauen.
Für mich persönlich und für meine Konzept meiner Arbeit, ist jedoch der ganzheitliche Ansatz das wichtigste verbindende Element. Im Yoga geht es um die Einheit auf körperlicher, emotionaler und spiritueller Ebene. Und auch im Coaching geht es um eine ganzheitliche Herangehensweise. Z.B.: spielen bei einer Frau mit beruflichen Konflikten unter anderem auch ihre Erfahrungen der Vergangenheit, ihre innere Einstellung, ihre persönlichen Glaubenssätze, ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Beziehung zu sich selbst eine Rolle.
Wie siehst du als Lehrerin und Praktizierende das Thema Feminismus in der Yogawelt?
Als Yogalehrerin weiß ich, dass die Yogawelt geschichtlich gesehen lange ein exklusiver Männerclub war. Deshalb freue ich mich sehr, dass mittlerweile Millionen von Frauen Yoga praktizieren.
Männer findet man eher seltener in Yogalehrerausbildungen oder auch in Yogastudios. Dies hängt sicher auch mit dem bereits angesprochenen gesellschaftlichen Stereotyp zusammen. Ein richtiger Mann spielt ja eher Fussball, oder? Die Feminismus Bewegung setzt sich für den Abbau derartiger Verallgemeinerungen ein und eröffnet hoffentlich in Zukunft auch mehreren Männern den Weg in die Yogawelt.
Bedenklich finde ich jedoch das allgemeine Bild einer Yogini. Man muss sich hierfür nur mal kurz in der Social Media Welt aufhalten und bekommt relativ schnell einen Eindruck, wie der „Frauenkörper“ zu sein hat. Schlank, jung flexibel – auf jeden Fall muss der Körper ständig verschönert und optimiert werden. Leider gibt es auch viele – sehr viele YogalehrerInnen, die dieses Bild vermitteln.
Yoga soll uns als Frau – und auch mir als Praktizierende – helfen, dass wir uns annehmen, so wie wir sind. Wir wollen im Yoga akzeptieren, wo wir gerade stehen und und wie wir uns fühlen. Ich würde mir wünschen, dass es in der Yogawelt viel häufiger darum geht, als um einen optimierten und durchtrainierten Body.
Ein sehr wichtiges Schlusswort. Danke für das Interview, liebe Dani!
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