Du und deine ayurvedische Konstitution – eine Freundschaft fürs Leben

Zeit, herauszufinden, wie du von der Lehre der ayurvedischen Konstitution profitieren kannst! Die Grundlagen der Doshas kennst du bereits. Lass uns jetzt einen Blick darauf werfen, wie du sie in dein tägliches Leben implementieren kannst. Auch hier spielen wieder die Eigenschaften und die Energien der Doshas eine zentrale Rolle.

Entwickle ein Gespür für die Energien

Lerne, bestimmte Energien im Alltag als Vata-, Pitta- oder Kapha-Energie wahrzunehmen und zu spüren, ob sie eventuell aus dem Gleichgewicht geraten sind.
Wie? Ganz einfach: Durch Beobachten! Erinnern wir uns:

  • Vata hat die Qualitäten luftig, leicht, trocken, rau, kalt.
  • Pitta hat die Qualitäten heiß, leidenschaftlich, transformativ, scharf.
  • Kapha hat die Qualitäten schwer, stabil, nährend, ruhig, beständig.

Vata-Typen sind ideenreich, kreativ, flatterhaft und frieren oft. Bei einer Vata-Störung neigen sie körperlich zu Verstopfungen und seelisch zu unablässigen Gedanken und Sorgen.
Pitta-Typen sind organisiert, zielstrebig, leidenschaftlich. Unbalanciert können sie aggressiv werden und neigen zu Entzündungen.
Kapha-Typen sind solide, bodenständig und liebevoll. Sie neigen bei Kapha-Überschuss zu Übergewicht und können lethargisch werden.

All das ist natürlich nur eine grobe Übersicht und keine detaillierte Charakterisierung der Doshas. Nichtsdestotrotz hast du mit diesen Infos einen guten Anfangspunkt, um den Qualitäten der drei Energien mehr Aufmerksamkeit zu schenken – in deinem Körper, deiner Psyche, deinen Interaktionen, im Wetter… ganz gleich, wo, finden kannst du sie überall!

Windiges, unbeständiges Wetter? Vata-Energie!
Trockene, rissige Haut? Vata-Überschuss!
Hochkonzentriertes Arbeiten? Pitta-Energie!
Verbissenheit? Pitta-Überschuss!
Ein vertrautes Gespräch unter Freunden, bei dem beide ihr Herz ausschütten? Kapha-Energie!
Trägheit und Lustlosigkeit? Kapha-Überschuss!

Natürlich können auch mehrere Energien gleichzeitig präsent sein. Wenn dir bspw. während der Arbeit an deinem Projekt auf einmal so viele neue Ideen in den Kopf schießen, dass du am liebsten sofort loslegen würdest, sie umzusetzen, dann hat sich Vata-Energie dazugesellt. Gewöhne es dir an, dich selbst und dein Umfeld durch eine „ayurvedische Linse“ wahrzunehmen und versuche, die Doshas im täglichen Leben zu erkennen.

Finde deine Konstitution heraus

Das geht entweder durch eine Konsultation bei einem Ayurveda-Berater oder durch das eigenständige Ausfüllen eines Dosha-Tests. Sobald du das Ergebnis hast, beschäftige dich etwas eingehender mit deiner Konstitution. Beginne mit deinem am stärksten ausgeprägten Dosha. Welche deiner körperlichen und psychischen Charakteristika passen dazu? Notiere dir die Merkmale, die nicht deinem dominanten Dosha entsprechen und prüfe, welche davon den beiden übrigen Doshas zugeordnet werden könnten. Vielleicht sind auch zwei Doshas gleichauf – das ist nicht ungewöhnlich, die meisten Menschen sind sogenannte „Mischtypen“.

Beobachte dich selbst

Deine Laune, deine Empfindungen, deine Wehwehchen, deine Verdauung – alles hängt mit den Doshas bzw. eventuellen Dysbalancen zusammen. Frage dich ein paarmal am Tag, welche Energien du an und in dir wahrnehmen kannst. Frage dich auch, ob du Ungleichgewichte feststellen kannst. Vielleicht bist du außergewöhnlich reizbar, was auf erhöhtes Pitta schließen ließe, oder du fühlst dich antriebslos, was an einem Kapha-Überschuss liegen könnte.

Beachte auch deine Tagesform

Du bist mit einer einzigartigen Konstitution, einem einzigartigen Mischverhältnis der Doshas, auf die Welt gekommen. Wenn bei dir aber bspw. normalerweise Pitta dominiert, kann es dennoch sein, dass du durch äußere Umstände wie die Witterung, die Situation im Berufs- oder Privatleben oder durch ungünstige Ernährung in Lethargie und Lustlosigkeit verfällst. Umgekehrt kann es bei Kapha-Typen, die normalerweise geduldig und schwer aus der Ruhe zu bringen sind, dazu kommen, dass ebendiese Faktoren Pitta so weit erhöhen, dass sie auf einmal sehr reizbar und ungeduldig sind. Auch wenn wir am ehesten zu Ungleichgewichten unseres vorherrschenden Doshas neigen, können auch die anderen aus der Balance geraten.

Gegensätze gleichen sich aus

Dieses Prinzip hilft dir, wenn eines der Doshas außer Kontrolle geraten ist. Im Ayurveda gehen wir immer nur von einem Überschuss aus, nicht von einem Mangel. So würden wir beispielsweise nicht sagen „Ich bin nicht aktiv genug“ oder „Ich habe zu wenig Pitta“, sondern eher „Ich bin zu träge“ oder „Ich habe einen Kapha-Überschuss“. Hierbei spielen wieder die Qualitäten eine wichtige Rolle. Ist eine besonders ausgeprägt, gleicht ihr Gegenstück sie wieder aus. Wie bereits im Einführungsartikel beschriebe, gibt es 10 Gegensatzpaare, davon sind drei für den alltäglichen Gebrauch wichtig. Zur Erinnerung:

Schwer – leicht
Heiß – kalt
Ölig/feucht – trocken

„Schwer“ verstärkt Kapha und reduziert Vata, „leicht“ verstärkt Vata und reduziert Kapha.
„Heiß“ verstärkt Pitta und reduziert Vata und Kapha, „kalt“ verstärkt Vata und Kapha und reduziert Pitta.
„Ölig“ verstärkt Kapha und Pitta und reduziert Vata, „trocken“ verstärkt Vata und reduziert Kapha und Pitta.

Nehmen wir an, es ist ein kühler, windiger Herbst. Du arbeitest in einer Werbeagentur und hast zig kreative Ideen für eine neue Kampagne. Durch die Heizung ist die Luft im Büro sehr trocken. Deine bessere Hälfte daheim bereitet sich auf eine Prüfung vor, wodurch er oder sie sehr aufgeregt und rastlos ist. Wenn du nun merkst, dass du nicht so recht weißt, mit welcher deiner Ideen du starten sollst und sie schnell wieder verwirfst, dass du trockene Haut oder Verstopfungen bekommst, kannst du davon ausgehen, dass dein Vata-Dosha stark erhöht ist. Hierbei möchten wir die Qualitäten kalt und trocken reduzieren und dafür schwer und ölig erhöhen. Dies gelingt uns durch eine erdende Yogapraxis, wohltuende Ölmassagen und warme, gut verdauliche Speisen.

Ausprobieren!

Experimentiere mit den Gegensätzen und finde heraus, was dir guttut. Beobachte, wie du dich nach Mahlzeiten fühlst und wie sich Lebensmittel auf deine Verdauung und dein Energielevel auswirken. Ziehe daraus deine Schlüsse, welche Nahrungsmittel du vom Speiseplan streichen oder welche du neu hinzufügen möchtest. Mach das gleiche mit Beziehungen, Aktivitäten und Gewohnheiten. Frage dich: Was tut mir gut, was macht mich träge, was macht mich rastlos, was schenkt mir Energie, was nährt mich?

Was dir diese Freundschaft bringen wird

Du wirst achtsamer sein. Wann hast du das letzte Mal beobachtet, wie sich Essen oder bestimmte Interaktionen und Situationen auf deinen Körper und deine Psyche auswirken? Mit mehr Achtsamkeit wirst du eher wissen, was dir guttut und was du eher meiden solltest.

Du verstehst dich selbst besser. Wenn du in einer Situation auf bestimmte Weise reagierst, bist du vielleicht weniger streng mit dir selbst oder akzeptierst eher, dass du als Kapha-Typ nie so schnell Diät-Erfolge sehen wirst wie Freunde mit vorherrschendem Vata-Dosha.

Du kannst gesünder leben. Wenn du weißt, was deine Konstitution ist und welche Bedürfnisse du dadurch hast, kannst du gesünder und energiegeladener durchs Leben gehen.

Du kannst dir selbst helfen. Wenn du merkst, dass etwas nicht stimmt, kannst du versuchen, dich durch kleine Änderungen wieder besser zu fühlen. Solltest du allerdings krank werden, ist ein Besuch beim Arzt nötig.

Hab Spaß beim Etablieren dieser besonderen Freundschaft! Ich würde mich freuen, von deinen Erfahrungen zu hören.

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