Yoga und Ayurveda sind so alt, dass man, als sich diese beiden Systeme entwickelten, das Wort „Grippewelle“ noch nicht kannte. Aber natürlich war Gesundheit schon immer ein Thema für die Menschen. Anders als heutzutage, wo lieber zu Medikamenten gegriffen wird, wenn es einen schon erwischt hat, achtete man früher darauf, gar nicht erst krank zu werden. Man stärkte das Immunsystem durch gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Stärkung des Geistes, anstatt sich erst um die Gesundheit zu kümmern, wenn man bereits erkrankt war.
Ayurveda bietet wirksame Heilmethoden, aber das Hauptaugenmerk liegt auf der Prävention.
Gute Abwehrkräfte sind immer von Vorteil, aber ganz besonders jetzt – und das nicht nur wegen der Erkältungssaison. Für viele ist es auch eine seelische Belastung, wenn es früh dunkel wird und es kalt ist. Die Auswirkungen davon, auch wenn man diese Belastung nicht notwendigerweise bewusst wahrnimmt, sollten nicht unterschätzt werden. Seelischer Stress kann unser Immunsystem negativ beeinflussen, und gerade jetzt können wir das nicht gebrauchen!
Wer entspannt ist, dessen Abwehr funktioniert auch besser. Ist man gestresst, verbraucht man mehr Spurenelemente, Mineralien und Vitamine. Zeit, abzuschalten!
Einfach mal durchatmen
Achte zwischendurch immer mal wieder auf deinen Atem. Bist du nervös oder gestresst, wird dein Atem meist von ganz allein flacher. Doch das ist keine Einbahnstraße: Wenn wir ganz bewusst tief, ruhig und gleichmäßig atmen, signalisieren wir unserem Gehirn, dass wir entspannt sind. Wann immer du merkst, dass deine Atmung sich beschleunigt und du Anzeichen von Stress verspürst, probiere die tiefe Bauchatmung aus.
Für die tiefe Bauchatmung finde eine bequeme Sitzposition. Beobachte einen Moment deine Atmung. Lege dann eine Hand auf deinen Bauch. Kannst du fühlen, wie sich deine Bauchdecke mit der Einatmung hebt und mit der Ausatmung wieder senkt? Vertiefe deinen Atem, bis du eine deutliche Bewegung wahrnehmen kannst. Verstärke die positive Wirkung bei Bedarf, indem du dir vorstellst, mit der Einatmung Entspannung aufzunehmen und mit der Ausatmung Anspannung abzugeben. Führe diese Übung immer durch, wenn du kurz abschalten und in Balance kommen möchtest.
Hast du etwas mehr Zeit, gönne dir eine vollständige Tiefenentspannung. Lege dich dazu bequem auf den Rücken, sorge dafür, dass du ungestört bleibst. Nun kannst du entweder ein Entspannungsvideo über YouTube anmachen, zum Beispiel eine Phantasiereise. Du kannst alternativ auch ganz für dich einen Bodyscan durchführen. Nimm dazu deine Körperteile einzeln wahr und wiederhole im Geiste Entspannungsimpulse. Beginne bei den Füßen – „Ich entspanne meine Füße. Meine Füße entspannen sich. Meine Füße sind ganz entspannt.“ – und arbeite dich bis nach oben zu deiner Stirn vor.
Mit Pranayama die Atemwege reinigen
Kapalabhati ist eine yogische Atemübung, die auch zu den Kriyas, den yogischen Reinigungsübungen zählt. Der Bereich unseres Körpers, der hierbei gereinigt wird, ist unser Atmungsapparat. Kapalabhati wirkt positiv auf unsere Lungen, Bronchien, Alveolen, sowie die Luftröhre und Nasendurchgänge. Somit eignet sich diese Übung hervorragend zum Vorbeugen von Erkältungskrankheiten und zur Gesunderhaltung der Atemwege. Auch bei Asthma kann sich regelmäßiges Üben positiv auswirken.
Gut durchspülen
Ich praktiziere Kapalabhati jeden Morgen – direkt nachdem ich mein Zitronenwasser aufgesetzt habe, das mich dann im Anschluss erwartet. Morgens direkt warmes Wasser zu trinken, ist ein ayurvedisches Muss und tut dir und deinem Körper unglaublich gut. Es spült deinen Körper nach den nächtlichen Entgiftungsprozessen so richtig durch, hydriert und kurbelt die Verdauung und den Stoffwechsel an. Der Zitronensaft darin liefert wertvolles Vitamin C. Ingwer passt übrigens auch wunderbar dazu: Die Knolle ist nicht nur für den Geschmack und einen zusätzlichen Push für das Immunsystem super, sondern balanciert außerdem alle drei Doshas.
Das ayurvedische Immun-Geheimnis
Ein weiterer Klassiker im Ayurveda ist Chyavanprash. Von dieser dunklen Paste kannst du täglich einen Teelöffel pur oder in etwas warmer Milch einnehmen. Keine Sorge, der Geschmack ist gar nicht übel – ich finde, er gleicht Pflaumenmus. Die Hauptzutat ist die Amla-Frucht, die indische Stachelbeere. Außerdem finden sich weitere natürliche Zutaten wie Früchte und Kräuter in dem Mus. Eine gesunde Mischung, die zur Vorbeugung von bakteriellen und Virusinfektionen beiträgt, alle Doshas balanciert und den Stoffwechsel ankurbelt. Diabetiker sollten aufgrund des hohen Fruchtzuckergehalts vorsichtig sein und lieber erst mit ihrem Arzt Rücksprache halten.
Mit diesen Tipps und Übungen greifst du deinem Immunsystem schon mal gut unter die Arme. Achte daneben auch stets auf eine ausgewogene Ernährung, guten Schlaf und Dinge, die dir Freude machen – ein sonniges Gemüt zu bewahren, ist gerade jetzt sehr wichtig.
Herbst und Winter sind nicht nur Erkältungs-, sondern auch Vata-Zeit. Was das bedeutet und wie du dich während dieser Zeit super fühlen kannst, liest du hier: Tipps für die Vata-Zeit