Besser als sein Ruf: Was unser Neid uns lehren kann

Er gilt als eine der sieben Todsünden und hat einen dementsprechend schlechten Ruf: Neid ist keine willkommene Empfindung.

Sind wir neidisch, fühlen wir uns häufig schlecht. Nicht nur, weil wir jemanden gerade beneiden, sondern auch, weil wir uns schuldig fühlen, überhaupt neidisch zu sein. Als Kind haben wir vielleicht sogar des Öfteren gehört „sei nicht neidisch“.

Dabei hat der Neid aus evolutionsbiologischer Sicht sogar richtig viel Sinn.  Nicht selten ging es in früheren Zeiten um Leben und Tod, wenn man weniger hatte als andere.

Yogis und Yoginis wissen außerdem: Alle Empfindungen haben eine Existenzberechtigung und dürfen da sein. Auch der Neid! Denn er kann uns wichtige Lektionen erteilen. Doch welche? Und wie kannst du achtsam mit Neid umgehen?

Neid-Minenfeld Social Media

Im Instagram-Zeitalter haben scheinbar alle ein tolles Leben, eine hochwertige Einrichtung und sind ständig auf exotischen Reisen rund um die Welt unterwegs. Alle sind schlanker, schöner, haben mehr Geld, mehr Freunde, mehr Spaß. Diese falschen Annahmen lösen bei vielen von uns Neidgefühle aus.

Ganz wichtig ist hierbei, sich bewusst zu machen, wie gestellt die Inhalte auf Social Media Plattformen sind. Nur die wenigsten von uns präsentieren sich übernächtigt, traurig oder nach einer Niederlage. Stattdessen teilen wir Fotos, auf denen wir uns besonders gut gefallen, und berichten von Erfolgserlebnissen. Und warum auch nicht? Rufe dir beim Konsumieren von sozialen Medien nur immer wieder in Erinnerung, dass all die schönen Bilder nur Momentaufnahmen sind.

Positiver vs. Negativer Neid

Du hast dein Bestes gegeben, dich abzugrenzen, empfindest aber trotzdem Neid? Das passiert uns allen mal. Es wird dabei unterschieden zwischen positivem und negativem Neid.

Die dunkle Seite des Neids macht uns missgünstig. Die Person, auf die wir neidisch sind, löst einen heftigen Groll oder Ärger in uns aus. Sich für die Person freuen und den Erfolg, das neue Auto oder den Traumjob gönnen? Fehlanzeige! Diese Art von Neid hält dich in deinen negativen Gedanken gefangen.

Positiver Neid hingegen kann uns unsere wahren Bedürfnisse offenbaren. Die Erfolge und Errungenschaften eines anderen können uns vor Augen führen „das möchte ich auch!“ und motivieren uns, selbst Schritte zu unternehmen, die uns unseren Zielen näherbringen. Wenn dein Ehrgeiz durch den Erfolg anderer angefacht wird, ist das eine positive Entwicklung, denn du wirst dazu angespornt, selbst aktiv zu werden.

Achtsamer Umgang mit Neid

Hat dich der Neid gepackt, kannst du ein paar Richtlinien beachten, um achtsam damit umzugehen.

1. Nicht unterdrücken! Wie gesagt: Jedes Gefühl darf sein. Niemand gibt gern ein Gefühl wie Neid zu, da es doch Mangel signalisiert. Setze dich aber mit deiner Empfindung auseinander und schäme dich nicht dafür.

2. Nicht vergleichen! Ja, es ist häufig unvermeidbar. So oft vergleichen wir uns unbewusst mit anderen, dabei tut es uns überhaupt nicht gut. Versuche daher, keine Vergleiche anzustellen, wenn jemand in deinem Umfeld Neid in dir auslöst.

3. Schätze, was du hast! Praktiziere Dankbarkeit und erinnere dich stets aufs Neue daran, was in deinem Leben positiv ist. So stärkst du deine Zufriedenheit und deinen Selbstwert und wirst weniger anfällig für Neid.

4. Kenne deine Ziele! Führe dir genau vor Augen, was deine Ziele sind. Frage dich dann: Möchte ich diese Sache bzw. dieses Erlebnis wirklich? Passt es zu meinen Zielen? Würde es mich weiterbringen, das zu haben, was diese Person hat? Wenn ja – wie könnte ich es erreichen?

Hinterfrage! Warum bin ich gerade auf diese Person neidisch? Würde ich mit dieser Person tauschen wollen? Gibt es vielleicht sogar jemanden, der auf mich neidisch sein könnte? Wenn ja, worauf genau?

Yogapraxis als Anti-Neid-Übung

Deine Yogamatte ist ein guter Ort, um einen gesunden Umgang mit Neid zu lernen. Allzu oft beneiden wir unsere Mit-Yogis und -Yoginis um ihre Kraft, ihre Flexibilität, ihre Figur, ihr schickes Outfit.

Ertappst du dich selbst dabei, rufe dir die vorigen fünf Punkte in Erinnerung, um deinem Neidgefühl Raum zu geben.

Bitte mach dies aber erst nach deiner Yogastunde – das ist deine Zeit für dich selbst. So übst du wunderbar, den Fokus nach innen statt nach außen zu richten. Beschäftigt dich der Neid noch nach der Stunde, beschäftige dich damit wie beschrieben. Aber wer weiß? Vielleicht ist er während Savasana schon wieder verflogen 😊

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